Kapitel 12 - Ann

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Gewitter

Es ist Sonntag morgen. Mein klappriges aber geliebtes Auto gleitet über die nassen, in frischen kalten morgenlicht getauchten Straßen.

Für mich ist jede Autofahrt magisch. Die kalte nasse Welt zieht an den leicht beschlagenen Fenstern vorbei.
Sie drückt grau und düster auf die Köpfe der Menschen. Lässt sie gedrückt durchs Leben laufen.

Doch hier drin ist die Luft erfüllt von guter Musik und dem süßen Duft der Unabhängigkeit.

Aber heute...müssen ich und mein Auto Sandra/Sabine und ihren schlechten Musikgeschmack zur Schule fahren.

Ich drehe meinen Kopf zum Beifahrersitz wo Sandra/Sabine ihre Brüste wackeln lässt.

,,Was...Machst du da?"

,,Ich tanze. Das ist mein Lieblingssong."

Ich unterdrücke alles was droht aus mir herauszuplatzten sowie das Bedürfnis das blonde Busenwunder aus meinem Wagen zu werfen.

Nach einer halben Ewigkeit halte ich an einem großen Gebäude und Sandra/Sabine steigt aus.

Sie öffnet den Mund um etwas belangloses zu sagen also schließe ich schnell das Fenster und fahre weiter.

Anstatt die Ausfahrt nach hause zu Julius und unserem alltäglichen Chaos zu nehmen entscheide ich mich zu meiner besten Freundin Lucy zu fahren.

Dort angekommen drücke ich die abgenutzte Klingel und warte die raue Stimme meiner Freundin ab.

,,Was.'',ertönt die Lautsprecher verzerrte Stimme schroff.

,,Hey baby."

,,Heeey du lebst noch? Ich dachte schon bald muss ich deine Leiche identifizieren."

,,Lass mich rein, dann siehst du zum ersten Mal in deinem Leben einen echten Zombie."

Ich schleppe mich keuchend die Treppen hoch.
Oben angekommen springt Lucy mich an. Lucy ist ein bisschen kleiner als ich, hat schwarze kurze Haare und strahlend blaue Augen. Ihre Augen sind schwarz geschminkt und ihre Haut ist weiß wie Schnee. An ihrer Unterlippe prangt ein piercing.
Alles in allem ist wie wunderschön. Das charakteristische an ihr ist ihre Stimme. Rau und laut. Für mich ist sie Musik in meinen Ohren.

Ich setzte mich auf Ihre Chouch und sie läuft in die Küche.

,,wieso hast du nicht angerufen?, ruft sie vorwurfsvoll aus der Küche. ,,Ich dachte schon Es würde ein onenightstand bleiben.", scherzt sie.

,,In letzter Zeit ist viel passiert. Bei mir und Julius ist viel los. Jeden Abend steigt was bei uns. Und Julius ist so anders..."

,,Baby, du nimmst das doch nicht zu ernst mit ihm oder?"

,,Nein! Es ist nur...wie er mich ansieht, wenn wir alleine sind. Als würden meine Gedanken und Gefühle in meinen Augen stehen. Und in dieser einen Nacht...ach keine Ahnung.''

,,Aber du hattest danach doch auch andere oder?",murmelt mit einer Zigarette im mund.

,,Natürlich aber seit ich Sex mit Julius hatte sind alle andern nur noch...schlecht."

Lucy stellt mir Whisky und einen Aschenbecher hin.

Während sie uns beiden einschenkt rede ich weiter.

,,Das mit J war einfach...der beste Sex meines Lebens."

Ich nehme einen kräftigen Schluck Whisky und schließe die Augen.

In dieser Nacht hat sich alles verändert. Wir waren berunken und draußen tobte ein Gewitter. Sein Fenster stand offen und der weiße Vorgang tanzte. Die Regentropfen flogen durch den Wind auf unsere nackte Haut. Bei jedem Donnerschlag spürte ich Julius Stöße noch tiefer. Und bei jedem Blitz drückte er mir einen langen Kuss auf die Lippen.

Seit dem, auch jetzt noch sehnt sich mein ganzer Körper pausenlos nach ihm.

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