Auf dem Weg nach Hogwarts

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Die zwei Wochen konnten für Harry gar nicht schnell genug vergehen. Zum Glück war im Fuchsbau immer etwas los, sodass die Zeit wirklich schnell verging. 

Am Morgen des ersten Septembers war es hektisch wie immer. Der einzige, der dieses Mal schon alles fertig hatte, war Harry. Er verabschiedete sich zwei Stunden vor Zugabfahrt von Ron und Hermine und machte sich auf den Weg zu Emily. Harrys Gepäck befand sich in der Tasche seines Mantels, er hatte es verkleinert. Das war das Praktische daran, erwachsen zu sein und legal Magie anwenden zu dürfen. 

Harry trat durch das Eisentor und klopfte an die Tür. Diese wurde von Mr. Boyle auch schon aufgerissen. Weiter hinten im Flur stand Emily, die sehr unsicher aussah.

"Guten Tag, Mr. Boyle. Ist die Adoption nun offiziell?", fragte Harry.

"Unterschrift!", bellte Mr. Boyle. Harry nahm den Stift entgegen und unterschrieb. Dann drückte er Harry die Papiere in die Hand und schnauzte Emily an, sich zu bewegen. Als Harry und Emily draußen waren, zog Harry Emily in eine Umarmung.

"Ist alles in Ordnung, Em?", fragte Harry besorgt. 

Emily antwortete zunächst nicht, dann schüttelte sie leicht den Kopf.

"Was ist es?", fragte Harry.

"Wohin bringst du mich?", fragte Emily mit zitternder Stimme.

"Wie, wohin bringe ich dich? Wir fahren jetzt zusammen zur Schule nach Hogwarts, Em, so wie ich es dir gesagt habe und wie es im Brief stand", sagte Harry verwirrt. 

"Mr. Boyle sagte, du würdest mich nur nehmen, um mich irgendwo abzusetzen", brachte Emily raus und fing an zu weinen.

Harry war schockiert. Er kniete sich vor Emily hin und brachte sie dazu, ihm in die Augen zu schauen. 

"Emily, du bist jetzt meine Tochter. Ich bin hier, um die ein besseres Leben zu geben. Ich möchte, dass es dir besser geht. Ich bringe dich nirgendwohin, um dich abzusetzen, und ich werde es auch niemals tun. Du bist jetzt Emily Clarke-Potter. Mr. Boyle lügt. Er verbreitet Lügen, er will dir Angst machen. Aber du musst nie mehr zurück. Du bist jetzt bei mir und ich werde immer da sein. Ich bin jetzt dein Dad, Em, und ich sorge mich um dich. Ich würde dir nie etwas antun", sagte Harry mit fester Stimme. "Verstehst du das?"

Emily nickte leicht. Harry zog sie in seine Arme und sie klammerte sich an ihn. 

"E-es t-tut mir leid, Dad", flüsterte Emily.

"Du kannst nichts dafür, Em, aber egal was dir jemand sagt, ich werde immer für dich da sein und du bedeutest mir sehr viel."

"Danke, Dad." 

"Wir habe noch über eine Stunde Zeit, ich dachte, wir frühstücken noch in einem Café am Bahnhof und dann gehen wir zum Zug. Dort werden wir meine Freunde treffen und du kannst dir ein Abteil im Zug mit anderen Schülern suchen, die vielleicht auch neu sind, oder du kannst bei uns bleiben." 

Emily und Harry machten sich auf den Weg zur King's Cross Station und setzten sich dort in ein Muggelcafé. Harry bestellte dort zweimal Frühstück für sie. 

"Em, ich muss noch etwas mit dir besprechen", sagte Harry.

Emily schaute zu ihm auf.

"Nun, es ist so, dass ich meinen Freunden nicht gesagt habe, dass ich dich adoptiert habe und du jetzt meine Tochter bist. Es ist besser, dass wir es geheim halten, aber das bedeutet nicht, dass du mir weniger bedeutest oder so. Es ist nur, ich möchte, dass du möglichst frei in Hogwarts sein und aufwachsen kannst, so lange es geht. Wenn sie wissen, dass du jetzt meine Tochter bist, würden sie alle starren und hinter deinem Rücken flüstern, so wie sie es bei mir tun, und das möchte ich nicht für dich. Meine Freunde würden wahrscheinlich nicht verstehen, warum ich dich adoptiert habe, weil sie es nie verstehen können, wie es ist, ungeliebt aufzuwachsen. Deshalb weiß ich noch nicht, ob ich es ihnen sagen werde, also ist das auch erst einmal geheim. Weißt du, was ich meine?"

"Ja, ich möchte nicht die ganze Zeit so angestarrt werden. Heißt das, ich werde in der Schule nur Clarke genannt?", fragte Emily.

"Genau. Im Grunde genommen denkt die Schule auch noch, dass du in der Obhut des Waisenhauses bist, auch wenn du es eigentlich nicht mehr bist. Ich würde dich bitten, mich in der Schule nicht Dad zu nennen, nicht, weil ich es nicht mag, sondern weil die Leute dann reden würden. Aber du darfst mich immer Dad nennen, wenn wir alleine sind. In der Schule kannst du auch immer zu mir kommen, da ich das Schuljahr wiederhole, habe ich sowieso ein Einzelzimmer, also kannst du auch dorthin gehen. Ich gebe dir das Passwort, wenn ich es habe. Und du kommst bitte immer zu mir, wenn du etwas brauchst, okay? Da ich nun für dich verantwortlich bin, werde ich mich immer darum kümmern."

"Ja, ich verstehe alles, Dad. Soll ich dich dann in der Schule mit Mr. Potter oder Harry anreden?"

"Du kannst mich Harry nennen, wir sagen einfach, wenn jemand fragt, dass ich dir die magische Welt gezeigt habe und du mich deshalb bei meinem Vornamen nennen darfst. Ist doch nicht einmal gelogen." 

Harry und Emily beendeten ihr Frühstück und machten sich dann auf dem Weg zum Gleis.

"Die Erstklässler fahren immer über den See, wir sehen uns dann aber direkt beim Fest wieder. Auch wenn wir eigene Zimmer haben, gehören wir noch immer den Häusern zu, daran ändert sich für mich nichts. Am Abend musst du in deinen Turm gehen, aber du kannst dann direkt am nächsten Tag zu mir kommen, wenn du möchtest. Ich kann dir nach dem Frühstück direkt das Passwort geben", erklärte Harry. 

Harry und Emily gelangen auf das Gleis und Emily staunte, als sie den Hogwarts Express sah.

"Wow!", hauchte sie. "Das ist so schön!" 

Dann kamen die Ron und Hermine zu ihnen. Sie stellten sich vor und suchten dann alle zusammen ein Abteil. Neville und Luna kamen bald auch dazu.

"Hey, ich bin Luna, und das ist Neville. Wer bist du?", stellte Luna sich vor.

"Ich bin Emily, ich bin eine Erstklässlerin. Harry hat mir meinen Brief gebracht und mir alles hier in der magischen Welt gezeigt!", sagte Emily.

Auf der Zugfahrt spielten sie alle zusammen und erzählten Emily frühere Schulgeschichten. Am Mittag holten sie sich Kürbispasteten und bald war es auch schon Zeit, sich in Schulroben zu kleiden. 

Als sie aus dem Zug ausstiegen, hielt Harry Emily für eine Sekunde zurück.

"Wir sehen uns beim Fest, und komm morgen früh direkt zu mir, dann zeige ich dir mein Zimmer. Du schaffst das!", sagte Harry leise zu Emily und sie drückte ihn schnell. 

Dann machte sie sich mit den anderen Erstklässlern auf den Weg zu Hagrid und Harry holte seine Freunde wieder ein, um mit ihnen zu den Kutschen zu gehen.   

Unerwartete FamilieWo Geschichten leben. Entdecke jetzt