Gespräche II

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Harry ging in sein Zimmer und legte sich auf sein Bett. Die letzten vierundzwanzig Stunden waren anstrengend gewesen. Er dachte, er könnte kurz Ruhe haben, da klopfte es auch schon an seine Zimmertür. Harry stand genervt auf und öffnete die Tür. Vor der Tür standen Hermine, Ron und auch Neville.

"Können wir reinkommen?", fragte Hermine, als sie auch schon durch die Zimmertür trat.

"Was ist los?", fragte Harry leicht verwirrt. 

Seine Freunde schienen irgendwie ernst.

"Wo warst du die ganze Zeit? Du bist gestern Morgen einfach verschwunden. Dann haben wir dich gestern Abend mit Emily im Krankenflügel gesehen, aber heute Mittag warst du dann trotzdem nicht beim Mittagessen und kamst plötzlich aus dem Büro der Schulleiterin! Was ist los? Und warum hast du uns nicht Bescheid gesagt, wo du warst?", verlangte Hermine.

"Und was ist die ganze Zeit mit Emily? Du scheinst so überbeschützerisch gegenüber ihr zu sein", bemerkte Neville.

Harry seufzte. Jetzt war es wohl zum Punkt der Wahrheit gekommen.

"Ok, ich werde euch alles erklären. Es tut mir leid, dass ich euch nicht gesagt habe, wo ich war, ich hatte einfach genug andere Sachen im Kopf. Emily hatte gestern einen Flugunfall und brauchte mich, also bin ich in den Krankenflügel und war die ganze Zeit bei ihr. Zwischendrin hatte ich eine Art Auseinandersetzung mit Madam Pomfrey und Professor Sprout, die dann zu Professor McGonagall gegangen sind und ich deshalb ein Gespräch heute Mittag im Direktorenbüro hatte."

"Und was ist jetzt mit Emily?", hakte Neville nach.

Harry holte tief Luft.

"Emily ist meine Tochter. Also genauer gesagt Adoptivtochter", sagte Harry. 

"Tochter? Und das sagst du uns gerade jetzt?", fragte Hermine.

"Ja, Tochter, und ich weiß, ich hätte es euch früher sagen sollen", seufzte Harry. "Ich habe mich einfach nicht getraut, es euch zu sagen, ich meine, wir sind ja alle noch jung und ich habe keine Erfahrung, wie man ein Vater ist, aber ich konnte Emily nicht einfach dort lassen. Und ich wollte es geheim halten, damit sie aufwachsen kann, ohne dass sie immer angestarrt und hinter ihrem Rücken geflüstert wird. Es war auch einfach alles neu für mich und auch für sie."

"Das ist jetzt überraschend, Kumpel ... aber wenn du so glücklich bist, freue ich mich für dich - für euch", sagte Ron als Erster.

"Es ist in Ordnung, Harry, ich verstehe, dass du es geheim halten möchtest, sonst steht es am Ende wieder als Schlagzeile im Tagespropheten", sagte Hermine mitfühlend. 

"Das ist wirklich überraschend, aber ich freue mich auch für dich. Ich verstehe nur nicht wirklich, warum du genau Emily adoptiert hast ...", fragte Neville.

"Ich sage mal, es hat alles sozusagen seine Gründe. Ich kann es versuchen, zu erklären, aber nicht jetzt. Ich weiß, was für eine große Aufgabe es ist, ein Vater zu sein, doch ich habe beschlossen, mich dieser Aufgabe zu stellen. Ich versuche, es so gut wie möglich zu machen. Es tut mir leid, ich kann euch nicht wirklich sagen, es ist auch nicht so leicht für mich, und ich möchte Emilys Vertrauen nicht missbrauchen, euch etwas über sie zu erzählen, was sie mir anvertraut hat. Das einzige, was ich sagen kann, ist, dass sie nicht die beste Kindheit hatte und ich ihr eine Bessere geben möchte."

Hermine erstarrte bei Harrys Worten kurz und warf ihm einen etwas entsetzten Blick zu, was Harry jedoch nicht bemerkte.

"Wir verstehen, Harry, und ich finde es schön, dass du dich um Emily kümmerst. Wenn du irgendwie Hilfe brauchst, sag' Bescheid, okay?", sagte Hermine. 

Unerwartete FamilieWo Geschichten leben. Entdecke jetzt