Viel zu viel Drama für einen Tag

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Das schlimmste am nächsten Morgen war der elendige Kater, den ich vom gestrigen Saufen bekommen hatte, und mein konstantes Hängen über der Kloschüssel.

"Gut geschlafen?", wollte der unnormal gut gelaunte Clint belustigt von mir wissen.

Mit Kopfschmerzen sah ich von der Schüssel auf, um ihm einen nicht amüsierten Blick zuzuwerfen. "Ich habe mich von dem Gott des Gewissens beleidigen lassen."

Für eine Sekunde schwieg er, überlegte offenbar, was er darauf erwidern sollte. "Ich schätze, das bedeutet, dass das weniger gut war."

"Verdammt richtig." Ich schnappte mir ein Handtuch und wischte mir damit den Mund ab.

"Was gestern angeht..." Er ließ seinen Satz unbeendet.

Die Stimmung fiel.

Natürlich wusste ich, dass es um meinen kleinen Aussetzer gestern Abend ging. Vielleicht hatte ich viel Alkohol zu mir genommen, aber ich hatte klarere Erinnerungen an den Abend, als mir lieb war.

"Du solltest es nicht so ernst nehmen, was andere betrunken zu dir sagen", behauptete ich - ein kläglicher Versuch dem kommenden Gespräch zu entfliehen.

"Du hast gesagt, du hättest Frankie Franklin umgebracht."

Tja, scheiße.

Unbeholfen zuckte ich mit den Schultern und betätigte die Spülung. "Er hatte es verdient."

Ein fassungsloser Blick schaute mir entgegen, als ich meine Hände, sowie mein Gesicht wusch.

"Wo ist die Leiche?", fragte er als nächstes.

"Ich weiß es nicht." Nach einem ungläubigen Gesichtsausdruck fügte ich noch hinzu: "Wirklich nicht. Ich bin so gut wie direkt danach abgehauen."

Enttäuscht schüttelte er den Kopf, während er sich an die Stirn fasste. Stumm sah ich ihm dabei zu und dachte darüber nach diesen Moment aus jedermanns Gehirn zu löschen. Jedoch musste ich mich meinen Dämonen doch irgendwann mal stellen, oder?

So lange schleppte ich das jetzt schon mit mir herum, als würde es damit weniger grausam werden. Als könnte ich mir das irgendwann schön reden.

"Weswegen hast du das nicht früher mal erwähnt?"

Defensiv verschränkte ich meine Arme vor der Brust und funkelte ihn wütend an. Verstand er denn überhaupt nichts?

"Genau wegen sowas", sagte ich. "Hör' mal, es ist mir bewusst, dass das falsch war, aber können wir das einfach hinter uns lassen?"

"Hinter uns lassen?", wiederholte Clint fassungslos. "Du hast einen Teenager ermordet!"

"Streng genommen war Frankie kein Teenager mehr."

"Er durfte noch nicht einmal legal Alkohol trinken!"

"Aber er hat getötet und wollte auch mich töten!", verteidigte ich mich - lauter, als ich vorhatte.

"Das gibt dir noch lange nicht das recht ihn umzubringen, Bella!" Er fasste sich erneut an den Kopf und murmelte: "Oh Gott."

Anschließend sagte er nichts mehr und ich war nicht gerade gewillt, es mit einem bescheuerten Kommentar noch schlimmer zu machen, weswegen ich mir mein Handy, das auf einem Schrank neben der Tür lag, schnappte und den Raum verließ. Er hielt mich nicht auf.

Mir war ja klar gewesen, dass er sich nicht wirklich freuen würde, wenn er erfahren würde, dass ich es war, die Frankie umgebracht hat, aber musste er jetzt so enttäuscht sein? War ihm nicht klar gewesen, dass ich mich lange vom richtig Mensch sein verabschiedet hatte? Oder hatte er es einfach nicht wahrhaben wollen?

Marvel's Catastrophe⁶ ~ The Sokovia AccordsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt