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Jungkook

Kaum sind wir zu Hause angekommen, macht Mom sich - dem Himmel sei Dank - auch schon wieder auf den Weg, sodass ich mich sofort auf mein Notizheft stürzen kann.

Ich setze mich an meinen Schreibtisch, schiebe die Lavalampe zur Seite und mache mich daran, alles aufzuschreiben, was mir durch den Kopf geht.

Here's a boy who has failed
To take care of his mom 
Like he was asked
He should double die
Once for the sin of failure
And
Once for the sin of lameness
Because I can't I can't I can't I can't do this
I can't I can't
I can't I can't I can't I can't do this
I can't I can't

Ich schlage mein Heft zu, schleiche zu meinem Wasserbett, schmeiße mich auf den Bauch und frage mich, was wohl passieren würde, wenn ich mein Gesicht einfach ins Kissen presse, bis ich ersticke.
Könnte ich das bis zum Ende durchhalten? 

Über diesen Gedanken kann ich nur die Augen verdrehen.

Ich will nicht sterben.
Ich glaube, es ist nur so, dass ich nicht die Verantwortung dafür tragen will, ob wir nun obdachlos werden oder nicht.

In welcher Welt kann ich es schaffen, mir genug Wissen darüber anzueignen, wie man mit einem Grill umgeht, um einen Food-Truck zu betreiben?
Im Sommer, wenn es draußen jeden Tag 40 Grad heiß ist?
Darüber zerbreche ich mir den Kopf, seit meine Mutter mich dazu überredet hat, Dads Truck wieder in Betrieb zu nehmen.
Und jetzt hängt es allein an mir und einem wildfremden Gleichaltrigen?
Wie soll das funktionieren?

Wie es wohl in einem Obdachlosenasyl ist?
Werden wir wirklich in so einem Heim enden?

Oder sollte ich vielleicht versuchen, meinen Körper zu verkaufen?

Okay, darüber muss ich jetzt lachen.
Ja, klar, als würde irgendwer für meinen Körper Geld bezahlen wollen.

Ich kann das nicht.

Ich will meinen Vater zurück.

Meinen Vater.
Ja.
Ich muss dringend mit ihm reden.
Selbst wenn er mir nicht antworten kann.

Ich gehe in das Schlafzimmer meiner Mutter.
Ihre Laken sind zerwühlt, als hätte gerade ein Kampf darin stattgefunden.
Auf dem Nachttischchen steht eine halbvolle Pepsi Light, daneben das Papier von drei Schokoriegeln, eine Schale mit Weintrauben, die auf dem besten Weg sind, Rosinen zu werden.
Außerdem eine Tüte Sweetos, die offenbar die süße Version von Cheetos sind.
Ekelhaft.

Ich setze mich einen Augenblick auf das ungemachte Bett meiner Mutter, das nach ihrer Blaubeer-Sheabutter-Waschlotion riecht.

Mom, was mache ich nur mit dir?
Ich schließe kurz die Augen, bevor ich den Blick schweifen lasse.
Ihr Zimmer sieht aus wie das einer Frau, die wirklich hart schuftet und sich keine Reinigungsfrau leisten kann - nur, dass meine Mutter nicht mehr arbeitet.
Früher war sie mal Zahnarzthelferin, aber nach dem Tod meines Vaters ist sie nie wieder zur Arbeit gegangen.
Wir leben hauptsächlich von der Auszahlung der Versicherung, die mein Dad uns hinterlassen hat, was nicht gerade viel ist, aber zum Leben hat es bisher gerade so gereicht.
Das ist in Ordnung.
Mom ist zerbrechlich, und das weiß ich.

Was mich aber aufregt, ist dieses Theater.
Ihre persönliche Theateraufführung, wie Mom das nannte, als ich ihr einmal gesagt habe: „Schluss mit dem Theater.“
Ich weiß einfach nie, wann ich mich für sie fremdschämen muss, weil sie mal wieder total ausrastet.
Wie zum Beispiel ausgerechnet vor Tae, diesem coolen Typen aus der Schule.
Genau, Mom - das war echt übel.

The sound of what happened //a Taekook Story//Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt