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Jungkook

Am Montag probieren wir den Food-Truck-Bereich auf dem nördlichen Campus der Arizona State University aus.
Zum Mittagsgeschäft müssen wir umdenken und etwas anderes als Grillkäse und Cloud Eggs zum Frühstück anbieten.

Wir treffen uns um acht bei mir, sodass wir drei Stunden haben, um einzukaufen, alles vorzubereiten, hinzufahren und zu öffnen.
Was nicht so viel Zeit ist, wie man meinen könnte.

„Was ist mit Brathähnchen und Waffeln?“ frage ich, als wir noch im Wohnzimmer sitzen.

Tae zögert.
„Ich weiß nicht, Alter. Denk an die Hitze vom Bräter. Könnte heftig werden. Und dann erst die Reinigung.“

Ich nicke.
Er hat ja recht.
„Hühnchen find ich trotzdem nicht schlecht. Allerdings hatten wir das ganze öde Zeug mit Huhn schon, und es hat sich überhaupt nicht gut verkauft. Auf der anderen Seite würde Coq Au Vinny, wenn wir was mit Huhn anbieten, endlich mal passen.“

Tae greift nach seinem Handy und öffnet YouTube; unsere zuverlässige Quelle, wenn es darum geht, gute Food-Truck-Ideen zu klauen.
Er sucht eine Weile, dann winkt er mich zu sich.
„Wie wäre es damit?“
Er zeigt mir eines der Videos, wo im Zeitraffer gekocht wird - innerhalb einer Minute sehen wir, was eigentlich eine Stunde dauert.
Ich erkenne Zitrone und Sriracha-Sauce und muss zugeben, dass mir das Wasser im Mund zusammenläuft.
Ich steh auf würzig und auf zitronig.
Sehr sogar.

„Also, Zitronen haben wir jede Menge.“ sage ich.

„Genau. Und, dann müssen wir eigentlich nur das Huhn marinieren, grillen, und dazu eine Sauce machen. Komm, wir lassen wir uns zwei, drei Varianten einfallen, und los geht's.“

Wir entscheiden uns für Zitrone-Sriracha, Mango-Cayenne und Habanero-Pfirsich.
Ich habe nichts davon jemals probiert, und das sage ich Tae.

Er grinst.
„Ich auch nicht.“

„Na ja, was soll schon schiefgehen?“ frage ich, und dann, als ich sehe, wie sein Gesicht einen leicht verletzten Ausdruck annimmt, füge ich schnell hinzu: „Ich vertraue dir. Total. Wenn irgendwer das beim ersten Mal hinkriegt, dann du.“

Er nickt, und seine Stirn entspannt sich.

Im Safeway besorgen wir die Zutaten.
Was echt toll ist, weil wir uns das alles leisten können.
Als ich meiner Mom erzählte, wie viel wir am Samstag und Sonntag verdient haben, sah sie so stolz und dankbar aus und nahm mich in den Arm, was wirklich schön war.
Dann brach sie wieder in Tränen aus und fing davon an, wie erfolgreich ich jetzt sei.
Es war, keine Ahnung, als würde ich einen Preis für mein Lebenswerk bekommen und sie würde eine Lobrede vor Publikum halten.
Das war... seltsam und machte mich total nervös.

Als Nächstes fahren wir zu Food City, weil es da Kaktusfeigen gibt.
Ich hatte nichts dagegen, weiter die rote Lebensmittelfarbe zu verwenden, aber Tae meinte, dass früher oder später jemand was merken würde.
Ich lege zehn von den grünen Kaktusfeigen für vier Dollar in unseren Wagen.
Die netten Leute von Food City haben die Dornen schon abgemacht, sodass die Früchte wie eine Kreuzung aus Birne und Melone aussehen - also Farbe und Form von Birnen, aber die Schale ist so hart wie bei Melonen.
Als wir an der Kasse warten, komme ich mir ein bisschen so vor wie in Mexiko, weil ich der einzige Weiße hier bin.

„Mucho Latinx.“ sage ich, worauf Tae mich verwirrt ansieht und fragt: „Was?“

Ich wiederhole es noch mal, und er erwidert: „Ich weiß ja nicht, was für ein politisch korrekter Scheiß das sein soll -‚aber auf jeden Fall ist die Grammatik schon mal total falsch. Wenn du meinst, dass hier viele Latinos sind, sagst du 'Muchos Latinos', wenn du findest, dass es hier wie in Lateinamerika ist, dann sagst du 'Muy Latino'. Was dieses 'Latinx' angeht, ist mir, soweit ich weiß, noch keine mexikanische Person über den Weg gelaufen, die so was gesagt hätte.“

The sound of what happened //a Taekook Story//Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt