DAS SYSTEM DER AUSBEUTUNG

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immer wenn ich nach hause komme, fühl ich mich verloren und bestohlen, irgendwie verdorben, sehr entkräftigt. mir wurde zeit geraubt und der heutige tag, welcher es niemals mehr vermag, zurück zu kommen, denn ewig verschallen, scheint er entsonnen, mit sinn und verstand, gänzlich verronnen. was könnt ich nur tun, in diesen tagen, wenn ich weniger arbeiten würd, mehr freizeit hätt, und auch ein bisschen kraft, anstatt der tiefen müdigkeit, welche dunkel unter meinen augen klafft, und den händen, so abgenutzt, raue hände am tagesende, so sprach ich einst, und dachte, und klagte, klage noch immer. nun werd ich wieder essen und duschen und schlafen, so wie jeden einsamen abend, und kaum einen gedanken verschwenden, an das was ich mag, oder tun könnt, um mich am leben zu erfreuen, und nicht länger dahin zu dümpeln, in diesem aprilwetter, obwohl es mai ist, oder mit diesen pickeln, obwohl die zeit meiner jugend bereits vorbei ist. endlos, kann kein ende sehen, nicht das licht erblicken, auch nicht freudig nicken, wenn mich jemand fragt obs mir gut geht, wie ich mein leben leb, denn ich leb es nicht, wieso also sollt ich nicken, lieber einnicken, da ich müde bin. so erschöpft und ausgeschöpft, dass ich kaum mehr schreib, und dies ist mir wirklich ein wahres leid, nicht mehr schreiben zu können, und meinen kopf den ganzen tag reden zu lassen, diese worte jedoch unerhört, und von dem verrückten geiste abgewehrt, vollends empört, wie in isolation oder einzelhaft, sieh dir nur an, was arbeit aus mir und den menschen macht.

-zwölfter mai 2021

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