Heimliche Treffen

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Es war seltsam, jetzt im Kriegerbau zu schlafen. Sturmherz folgte am Abend Tauflügel in die niedrige Höhle der Krieger und sah sich um. Es war angenehm warm und die Nester waren gut gepolstert. In einer Ecke waren einige Nester frei, sie rochen frisch und trugen noch keinen Geruch anderer Katzen an sich. Tauflügel rollte sich sofort in einem der Nester zusammen und Hasensprung zog seines näher an sie heran. Sturmherz setzte sich in ihre Nestpolster und sah sich um. Nicht weit entfernt von ihrem Schlafplatz nahm sie Windpelz' Geruch wahr, er mischte sich mit Schneeflügels Duft. Sie seufzte und legte sich hin, als die beiden mit verschlungenen Schwänzen in den Bau getappt kamen, gefolgt von den anderen Kriegern. Besorgt stellte die Kätzin fest, dass Langzahn, Eichenglanz und die ehemalige Königin Nachtblüte nicht unter ihnen waren. Anscheinend hatten auch sie sich mit Grünem Husten angesteckt, das Husten der kranken Katzen war bis in den Bau hinein zu hören. Sie schloss die Augen und schlief ein, eingelullt von dem schläfrigen Gemurmel der Krieger um sie herum.

Als sie aufwachte, war es immer noch Nacht, etwa um Mondhoch herum. Sie wusste nicht, was sie geweckt hatte, aber einschlafen konnte sie nicht mehr. Genervt wälzte sie sich eine Weile in ihrem Nest herum, dann stand sie leise auf und glitt zwischen den schlafenden Kriegern hindurch. Sie warf einen Blick zurück - Windpelz schmiegte sich eng an Schneeflügel und schlief seelenruhig.
Sie zwang sich, ihren Blick abzuwenden und verließ den Bau. Der Sichelmond erhellte die Lichtung vor der Klippe kaum, nur schwach konnte sie die Schatten und Umrisse der Baue erkennen. Lautlos schlich sie über den freien Platz zu den Trittsteinen, sprang über diese und tappte zum Lagerausgang. Aufgrund der kranken Katzen hatten sie niemanden, der das Lager bewachte. Umso besser für mich. Sturmherz beschleunigte ihren Schritt, bis sie schließlich in Richtung des Zweibeinerorts sprintete. Sie genoss den kalten Wind in ihrem silbern schimmernden Fell.
Sie blieb an dem Zaun vor Kürbis' Nest stehen, sprang hinauf und miaute in die Dunkelheit hinein. Nach wenigen Herzschlägen erschien der orangene Kater an der Katzenklappe und rannte auf sie zu. "Sturmpfote!" "Ich heiße jetzt Sturmherz." miaute sie stolz. Er stellte sich neben sie und berührte sie mit der Nase am Ohr. "Das freut mich sehr. Ein schöner Name." Sie schmiegte sich an ihn, ihr Pelz prickelte, als er seinen Kopf an ihrem Kinn rieb und schnurrte. Sie wurde von widersprüchlichen Gefühlen zerrissen. Einerseits betrug sie ihren Clan, aber andererseits sehnte sich Sturmherz mit jeder Faser ihres Körpers nach diesem Kater. Sie lehnte sich an ihn. "Wie geht es dir?" fragte Kürbis mitfühlend. "Mir geht es gut. Ich mache mir nur Sorgen um die anderen Katzen, so viele von ihnen sind krank. Unsere Anführerin ist gestorben." flüsterte sie mit ersterbender Stimme. "Das tut mir leid." Kürbis seufzte. "Du wärst bestimmt eine gute Anführerin, weißt du? Du machst dir wirklich Sorgen um alle Katzen, außer um dich." Sturmherz schnaubte und rückte etwas von ihm ab. "Was für ein Quatsch! Ich liebe ein Hauskätzchen, ich bin meinem Clan untreu! So jemand kann niemals Anführer sein!" rief sie und sträubte ihr Fell. Kürbis legte ihr beschwichtigend den Schwanz auf den Rücken. "War nicht so gemeint. Ich dachte nur, dass du dich mehr um das Wohl der anderen sorgst als um dein Eigens." Sturmherz seufzte. "So ist es nunmal in einem Clan." Kürbis nickte und sie kuschelte sich erneut an ihn. "Sag mal..." begann der Kater zögernd. "Ja?" Er sah sie vorsichtig an. "Meintest du das gerade ernst?" Sturmherz war einen Herzschlag lang verwirrt. "Was meinst du?" "Du hast gesagt, dass du ein Hauskätzchen liebst. Tust du das? Liebst du mich?" Sturmherz zögerte, ihre gesamte Welt drohte in diesen wenigen Herzschlägen, einzubrechen. Tat sie das wirklich? Liebe ich einen Hauskater? Sie holte tief Luft, und als sie ihm antwortete, wusste sie, dass es wahr war. "Ja, das tue ich."

Kurz nach Mondhoch lief Sturmherz wieder in das Lager, leise schlich sie zu ihrem Bau und legte sich in das Nest. Alle Katzen schliefen, niemand hatte ihre Anwesenheit bemerkt. Sturmherz war todmüde, als sie der Jagdpatroullie durch das hohe Gras folgte, aber sie wusste, sie durfte nicht auffallen. Windpelz ließ sich zurückfallen und stupste sie an. "Du wirkst müde." schnurrte er leise und sie seufzte. "In meinem Nestpolster muss ein Dorn gewesen sein." murmelte sie rasch und reckte den Kopf in die Luft. "Ich rieche Maus!" Sturmherz kauerte sich hin und schlich voran. Sie entdeckte das Nagetier wenige Fuchslängen vor ihr, es hockte auf einem Zweig, streckte sich nach den Gräsern, die im Wind schaukelten und war völlig abgelenkt. Die silberne Kriegerin machte einen Satz und die Maus starb ohne ein einziges Geräusch von sich zu geben. "Guter Fang." Windpelz nickte ihr anerkenned zu. Kristalltatze kehrte mit peitschendem Schweif zu ihnen zurück. "Ich und Fangzahn haben eine Gruppe Hasen hinter dem Hügel gesichtet." Windpelz nickte aufmerksam und die beiden folgte der Kätzin ins dichte Grasgestrüpp der Wiese, wobei diese Sturmherz feindselige Blicke zuwarf. Sturmherz schwieg und bemühte sich, die vielfarbene Katze nicht anzugreifen. Warum ist Kristalltatze immer so schlecht drauf, und warum hasst sie mich so sehr? Die Kätzin schnaubte genervt. Schließlich erreichten sie Fangzahn, der im hohen Gras hockte und in Richtung eines eher flachen Hügels nickte. Die vier Jäger teilten sich auf, und schon bald genoss Sturmherz den Wind in ihrem Fell und das Gefühl, ihre Zähne in das Genick der Kaninchen zu schlagen. Das Maul voll Beute kehrten sie ins Lager zurück, wo sie freudig empfangen wurde. Der Frost zog sich allmählich zurück, die Blattfrische begann. Rußjunges streckte ihre langen, dünnen Beine und stakste zum Frischbeutehaufen, auf dem Weg dorthin wurde sie von ihrem Bruder Fuchsjunges und Nachtblütes Jungen überrannt. Fauchend schüttelte sie sich den Dreck aus dem Fell und zog Stachelbeerjunges gehörig eins über die Ohren, Sturmherz schnurrte belustigt und nahm sich eine Feldmaus. Rußjunges wirkt sehr lebhaft. Es wäre schön, sie als Schülerin zu bekommen.
Wolfsstern schien ihre Gedanken gelesen zu haben, der riesige Kater hockte auf dem Vorsprung vor seinem Bau und beobachtete die Jungen. Schließlich erhob er sich und rief den WindClan zur Versammlung auf. Mit einem Schwanzschnippen bedeutete er den neun Katzen, hervorzutreten. Sturmherz beobachtete, wie er Wolkensprung zu Heckenpfotes Mentorin machte, Stachelbeerpfote und Pflaumenpfote teilte er Hatz und Eichenglanz zu. Matschpfote bekam Tauflügel, und die junge Kriegerin zitterte vor Aufregung, als der braune Kater ihr die Schulter leckte. Hoppelpfote stolperte nach vorn und stieß ungeschickt die Nase in Schneeflügels schimmerndes Fell. Sturmherz' Herz schlug schneller, als Wolfsstern sie nach vorne rief. "Sturmherz, deine Schülerin wird Rußpfote sein!" Die graue Kätzin kam ungestüm zu ihr geprescht und leckte ihr die Schulter, ungeduldig zappelnd stellte sie sich anschließend neben ihre Mentorin und die anderen neuen Schüler. Windpelz wurde zum Mentor von Rußpfotes Bruder Fuchspfote, und Eiswolke teilte er der kratzbürstigen Glutpfote zu. Die schüchterne Blattpfote berührte ihren Mentor Fangzahn nur kurz an der Schulter und zuckte sofort zurück, doch Sturmherz wusste genau, auch wenn der Krieger bösartig aussah, so war er doch sehr sanft und genau die richtige Wahl für die scheue Schülerin.

Als die Zeremonie vorbei war, tat Rußpfote einen gewaltigen Sprung in die Luft, ihr Bruder tat es ihr gleich. "Können wir jetzt jagen? Bitte?" bettelte sie und Sturmherz nickte. Sofort schossen die beiden Geschwister aus dem Lager, Sturmherz und Windpelz folgten ihnen belustigt etwas langsamer. "Scheint so, als müssten wir jetzt mehr Zeit gemeinsam verbringen." schnurrte Sturmherz scherzhaft und der Kater nickte. Sie spürte, wie Windpelz' Fell kurz ihres berührte und zuckte zusammen, daraufhin sah er sie an. "Tut mir leid." murmelte er, ohne ihr in die Augen zu sehen. "Aber ich will nicht, dass du dir Hoffnungen machst." Sturmherz spürte den Kloß in ihrem Hals und nickte mühsam. "Nein, ja, ich meine...ich verstehe. Wir sollten besser nach den Schülern sehen." Sie preschte davon und ließ ihn hinter sich.

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⏰ Letzte Aktualisierung: May 26, 2022 ⏰

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WarriorCats - Sturmpfotes SchicksalWo Geschichten leben. Entdecke jetzt