Kürbis

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Sturmpfote hob den Kopf und schnupperte in der eisigen Luft. Viele Monde waren vergangen, seit sie sich dem WindClan angeschlossen hatte, und inzwischen hielt die Blattleere den Clan fest im Griff. Die silbergraue Kätzin duckte sich tiefer zwischen das Gebüsch und beobachtete das Geschehen in dem Zweibeinerort, welcher nur wenige Fuchslängen von ihr begann. Heute durfte sie alleine jagen, seit Schnellfuß ebenfalls an Grünem Husten erkrankt war. Sie seufzte. Der halbe Clan war krank und geschwächt, und den anderen Clans ging es genauso. Viele Jungen sind eigentlich alt genug, um zu Schülern ernannt zu werden, aber wir haben nicht genug gesunde Krieger dafür! Verärgert kratzte sie ihre Krallen über den gefrorenen Boden. Wasserschweif, Nebelherz und Flammentanz waren an der Krankheit gestorben. Schnaubend schlich sie unter dem Busch hervor. Vielleicht konnte sie ja etwas im Zweibeinerort finden.
Leise setzte sie zum Sprung auf den ersten Zaun an, landete geschickt auf der rutschigen Oberfläche, blieb stehen und sah sich um. In einem der Nester, nicht weit entfernt von dort wo sie sich befand, war ein Loch in der Seite, und von dort kamen köstliche Gerüche. Zweibeineressen. Damit konnte die zwar nicht beim Clan auftauchen, aber vielleicht würde es ihren Magen füllen. Vorsichtig balancierte sie also zu diesem Garten und setzte zum Sprung herab an, als sie von einem lauten Miauen überrascht wurde. "Da solltest du lieber nicht reingehen!" Sturmpfote wirbelte herum und sah den Fremdling an. Ein kräftiger, orangeroter Hauskater mit schwarzen Pfoten saß auf einer kleinen Mauer vor einem anderen Nest und funkelte sie belustigt an. Eigentlich sah er ganz hübsch aus, aber Sturmpfote war trotzdem beleidigt, dass er sie beim Futterklau erwischt hatte. "Wenn du Hunger hast, kannst du etwas von meinem Futter bekommen." er winkte einladend mit dem Schwanz. "Aber die haben einen Hund. Lass das lieber." setzte er erklärend hinzu. Sturmpfote starrte ihn mürrisch an. "Wer bist du überhaupt?" miaute sie und versuchte, so unbeeindruckt wie möglich zu klingen, obwohl ihr Pelz vor Scham brannte. "Ich heiße Kürbis. Und du? Ich habe dich hier noch nie gesehen." Kürbis neigte interessiert den Kopf zur Seite. "Ich bin Sturmpfote. Ich lebe beim WindClan." "Du bist von den Clans? Ich habe schon Vieles von euch gehört, aber dass ihr Zweibeinern Futter klaut, das nicht!" Beschämt senkte Sturmpfote den Kopf. "Eigentlich war es auch nur für mich. Ich sollte eigentlich Katzenminze suchen, wir haben nämlich kranke Katzen im Lager." Kürbis riss überrascht sein Maul auf. "Katzenminze? Ich kenne einen Bau, wo sehr viel davon wächst! Aber erstmal kommst du zu mir, du bist völlig abgemagert." maunzte der junge Kater und Sturmpfote seufzte. "Na schön." Etwas widerwillig tappte sie über den Zaun, der gefährlich wackelte, bis sie auf der Mauer stand. Kürbis sprang herunter, und Sturmpfote folgte ihr. "Du bist aber ziemlich jung für eine Kriegerin." miaute der Kater, als er zielstrebig über das Gras zu einem Busch lief. "Ich bin auch erst eine Schülerin." murmelte Sturmpfote, überrascht, dass der Kater so viel über die Clans wusste. Er nickte. "Meine Hausleute stellen mir das Futter immer raus, weil ich in der Blattleere trotzdem gerne draußen bin." Er blieb vor einen vollen Napf stehen. "Hier, bitte. Keine Sorge, wenn ich miaue, füllen sie ihn sofort neu, du nimmst mir also nichts weg." Sturmpfote senkte den Kopf und fraß ein paar von den trockenen Brocken, während sie Kürbis einen Seitenblick zuwarf. Dafür, dass er Futter hatte, wann er wollte, wirkte er trotzdem schlank und muskulös, nicht fett wie andere Hauskätzchen. Sie fraß den Napf leer, dann erst trat sie einen Schritt zurück. "Danke." murmelte sie leise, zum ersten Mal Anbruch der Blattleere war sie wirklich satt geworden. Kürbis schnurrte belustigt. "Du bist jederzeit willkommen, wenn dich der Hunger plagt. Jetzt komm mit, ich zeige dir die Katzenminze." Er sprang mit einem gewaltigen Satz erneut auf die Mauer, Sturmpfote folgte ihm. Sie balancierten zwischen Zweibeinernestern hindurch auf Zäunen und Mauern entlang, bis Kürbis so abrupt stehen blieb, dass Sturmpfote fast in ihn hineinprallte. "Oh, tut mir leid." entschuldigte sie sich rasch, Kürbis schnurrte nur belustigt. "Alles gut. Hier ist es." miaute er und deutete mit dem Schwanz auf ein verlassen aussehendes Nest, dessen Garten mit Kräutern, Nesseln und langem Gras verwuchert war. Beinahe sofort roch Sturmpfote den verlockenden Geruch der Katzenminze und sprang in den Garten hinab. Vorsichtig pflückte sie die im wind- und frostgeschützen Teil des Gartens wachsende Minze, sorgfältig darauf achtend, nicht zu viel zu pflücken, und die Wurzeln in der Erde zu lassen. Als sie ein großes Maulvoll gesammelt hatte, drehte sie sich wieder um und lief zu Kürbis, sprang auf den Zaun und ließ sich von ihm an den Rand des Zweibeinerorts zurückführen. Der Kater sprang neben ihr vom Zaun herunter und blieb einen Moment neben ihr stehen, Sturmpfote wurde heiß, als ihre Fellspitzen sich kurz berührten. Was ist nur falsch mit mir? Er ist ein Hauskater. Er rückte von ihr ab, aber nur, um sie kurz mit der Nase am Ohr zu berühren. "Viel Glück dir und deinem Clan. Und merke dir eins - du bist bei mir immer willkommen." Sturmpfotes Pelz schien zu glühen, sie brachte kein Wort hervor und schaffte es gerade so, ein Nicken zustande zu bringen, dann wandte sie sich hastig ab und sprintete über das weite Wiesengelände zum Lager zurück.
Dort angekommen lief sie sofort zum Heilerbau und wurde von Kräuterpfote empfangen. Die taube Kätzin riss weit ihr Maul auf, als sie die Katzenminze sah. Eichhörnchenkralle starrte die Büschel an. "Woher hast du das?" "In der Nähe des Zweibeinerorts gab es einen kleinen Fleck." murmelte Sturmpfote leise und tappte rasch aus dem Bau, sie wollte nicht, dass zu viele Fragen gestellt wurden. Etwas lenkte sie ab. Blumenstern taumelte oben auf die Felsnase und fauchte Wolfsherz wütend an, als dieser ihr hinterherlief und sie aufhalten wollte. "Mir geht es gut!" Die alte Kätzin wurde von einem heftigen Hustenanfall geschüttelt. "Ich brauche keine Kräuter!" Dann brach sie auf dem Steinvorsprung zusammen, und Wolfsherz heulte frustriert auf. Echoklang kam mit der Minze und anderen Kräutern herbei, und gemeinsam mit Wolfsherz trugen und schleiften sie die Anführerin in ihren Bau zurück.
Leises Gemurmel brach unter den Katzen aus, die es gesehen hatten, Besorgnis wurde laut. Sturmpfote zuckte zusammen, als sie die Gespräche hörte. Blumenstern lebte wirklich ihr letztes Leben. Echoklang kam aus dem Anfürerbau zurück und unterhielt sich leise mit Wolfsherz, Sturmpfote schnappte einen Teil ihres Gesprächs auf. "...hat sich zu lange geweigert, Katzenminze zu nehmen...sehr schwach...in den Pfoten des SternenClans." Ihr wurde übel. Ihre Anführerin würde vielleicht sterben, und sie hatte sich Zeit gelassen, um noch etwas zu fressen? Ihr schlechtes Gewissen zerriss ihr das Herz, und sie raste zum Schülerbau und warf sich in ihr Nest. Draußen ging die Sonne zwar gerade erst unter, aber das war ihr egal, sie wollte einfach nur noch schlafen.

WarriorCats - Sturmpfotes SchicksalWo Geschichten leben. Entdecke jetzt