4. Kapitel

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Wenn Loki ehrlich ist, weiß er nicht, wohin das führen soll.
Dieses zeitwillige Spielen mit Peter war durchaus unterhaltsam. Aber gerade deswegen will er mit ihm nicht das, was er mit fast allen seinen Vorgängern hatte: Bedeutungslosen Gelegenheitssex, leere Worte, keine Verbindlichkeiten.

Doch etwas ernstes ist ebenfalls ausgeschlossen, aus dutzenden Gründen, die sich Loki geradezu aufdrängen. Sie sind zu verschieden, in allen Belangen.
Außerdem ist sich binden eine Schwäche.

Nachdem Peter wieder da ist, reden sie eine Weile. Im Grunde genau wie früher, nur dass es jetzt etwas weniger angespannt ist und beide nebeneinander im Bett liegen, den Blick an die Decke gerichtet.
Hauptsächlich redet der Mensch, erzählt von Alltagsdingen, seiner Tante, seinen Freunden, Abenteuern mit den Avengern. Bis er irgendwann einschläft.

Es ist das erste Mal, dass er das neben dem Gott tut. Dass er ihm so weit vertraut, dass seine Augen einfach zu fallen und er ins Land der Träume abdriftet.

Er könnte sicher jeden Menschen auf diesem Planeten haben. Nicht, dass der Gott sonderlich viel von ihnen hält, aber beinahe alle könnten diesen Mann sicher glücklich machen. Peter ist ein Idiot, dass er das nicht selber sieht.
Als der Mensch schließlich in der Nacht irgendwann anfängt zu zittern und seine Hand in Lokis Oberteil zu krallen, entschließt der, dass es Zeit wird zu gehen. In sein eigenes Zimmer.
Er ist nicht die Person, die Peter durch Albträume helfen kann.
Er ist der, die sie verursacht.

Die nächsten Tage beginnt Loki sich wieder zu distanzieren. Er nimmt an den Treffen der Avenger teil und ergänzt Informationen zu Hela oder Thanos, wenn er gefragt wird, doch sonst zieht er sich aus allem zurück. Geht sogar so weit, sich vor Peter zu verstecken indem er sich in Bucky verwandelt und in dieser Form durch das Haus geht. Natürlich immer nur dann, wenn er weiß, dass der Echte gerade entweder abwesend oder nur in seinem Zimmer ist.

Zunächst funktioniert es sogar ziemlich gut. Ein- oder Zweimal begegnet er zwar dem Captain, was eher ungünstig ist, doch er schafft es jedes Mal, sich irgendwie herauszuwinden. Bevor jedoch Friday oder einer der Avenger seine Scharade aufdecken könnten, geschieht etwas anderes, dass ihn von seinem Plan abbringt: Peter sucht Buckys Rat.

Er sitzt gerade mit einem Buch in einem Sessel am Kamin und trinkt einen Tee, als Peter am Wohnzimmer vorbeigeht, dann zurückkommt und nach etwas Zögern auf dem Sofa Platz nimmt. Loki hat ein schlechtes Gefühl. Er klappt das Buch zu und will gerade aufstehen als der Andere zu sprechen anfängt.

„Bucky, ich- wollte dich was fragen..."
Loki seufzt innerlich und hofft inständig, dass der echte Barnes noch eine Weile weiter im Trainingsraum bleiben wird.

„Frag ruhig", antwortet Loki, so wie er glaubt, dass der Andere antworten würde. Wirklich nicht so leicht, wenn man ihn bisher kaum hat sprechen hören.

„Also- wie hat Steve es geschafft, dich zu überzeugen, dass du keiner von den Bösen bist?"
Er steckt in der Klemme. Loki konnte seinen Vater lange überzeugend imitieren aber da hatte er ein paar hundert Jahre Erfahrung mit dem Mann und keine allzu klugen Zuschauer. Peter ist sehr clever, er wird es merken.
Also bleibt nur das Manöver 'ausweichen',

„Du fragst wegen Loki, nicht wahr? Das lässt sich nicht vergleichen. Ich wurde von Anderen kontrolliert und habe in dieser Zeit schreckliche Dinge getan. Aber das war nicht wirklich ich. Loki ist immer er selbst gewesen, bei allem was er getan hat. Du willst das vielleicht nicht hören, Peter, aber er ist einer der Bösen."

Der Junge steht abrupt von dem Sofa auf. „Nein! Er hat mich gerettet, Bucky, mehrmals! Er hat Thor geholfen, seine Schwester zu besiegen! Und... ich weiß einfach, dass er nicht schlecht ist. Da ist Gutes in ihm! Steve hat es in dir gesehen, selbst als du nicht einmal selber mehr wusstest, wer du bist!"

„Er wusste es, weil er mich schon vorher kannte", erwidert Loki ruhig. „Du kennt diesen Gott doch gar nicht wirklich. Er ist sicher fast hundertmal älter als du, woher willst du wissen, wie sein wirkliches Wesen ist?"
Erst spiegelt sich Verletztheit und Ärger in Peters Gesicht wider, doch dann runzelt er mit einem Mal die Stirn. Schüttelt langsam den Kopf.
„Bucky, wie war nochmal der Name von Steves Mutter?"

Er hat ihn durchschaut. Loki seufzt und hebt die Illusion auf. Peter setzt sich nur ausdruckslos wieder auf das Sofa.
„Warum sitzt du hier als Bucky?"
„Warum nicht?", gibt er zurück, obwohl er schon weiß, dass der Mensch das nicht als Antwort akzeptieren wird.
„Du gehst mir aus dem Weg, oder? Seit dem Abend nach den Kampf. Habe ich was im Schlaf gesagt? Oder irgendetwas gemacht? Bist du sauer auf mich?"

Ja, denkt Loki. Ich bin sauer auf dich, weil du du ein Idiot bist.
„Du nervst mich einfach."
„Wenn das wahr ist, kannst du mir das auch ins Gesicht sagen."
Könnte er.
„Dieser Deadpool mag dich wirklich gerne, oder?"

„Was? Loki, wovon redest du?"
„Davon, dass der Mensch dich gerne mag... Er redet dauernd nur von dir."
Loki sieht Peter an, dass der ihm gerade nicht folgen kann. Keine Ahnung hat, worauf er hinaus möchte. Genervt atmet er aus.

„Magst du ihn auch gerne?! Denn dann solltest du uns allen einen Gefallen tun und endlich mit ihm anbändeln."
Nun, wenn er ehrlich ist, findet er den Gedanken eher abstoßend. Aber das tut nichts zur Sache.
Peter hebt eine Braue. „Bist du eifersüchtig auf Wade?"
Was?! „Was?! Warum sollte ich- Nein. Ich wollte nur sagen, dass er mit dem ständigen Gerede über dich nervt. Außerdem, jeder auf dieser Welt würde besser zu dir passen als- ich."
Loki steht auf. Er will gehen doch Peter ist schneller und stellt sich ihm in den Weg.

„Ist es das? Denkst du, du bist nicht gut genug für mich? Loki, Gott, Prinz, Eisriese, Magier?"
„Darum geht es nicht. Ich bin mehr als gut genug für jeden mickrigen Menschen auf dieser Erde. Sie sind meiner nicht würdig."
Er geht an dem Jüngeren vorbei, der ihn daraufhin am Arm festhält.
„Also bin ich unter deiner Würde? Warum hast du dann damals dieses ganze Theater inszeniert?!"
Loki teleportiert sich wieder in sein Zimmer

Keine Sekunde zu früh, denn nach einmaligem Klopfen reißt Stark die Zimmertür auf, sieht den unfreiwilligen Gast in aller Ruhe auf dem Bett liegend lesen.
„Küche. Es gibt Neues zu Thanos."
Während Loki aufsteht und Stark aus der Tür verschwindet, fragt er sich, warum der Erfinder nicht einfach diesen Computer beauftragt die Nachricht weiterzugeben. Oder hat er das bei allen anderen gemacht und wollte nur ihm einen persönlichen Besuch abstatten?

Sie warten nur noch auf Peter, der eindeutig seine Zeit braucht. Loki wundert das nicht und die Avenger offenbar auch nicht. Was darauf schließen lässt, dass es öfter vorkommt.
Als er schließlich auftaucht, erklärt Stark, dass Thanos in einem Land namens Frankreich gesichtet wurde. Wobei das noch etwas harmlos ausgedrückt ist. Im Grunde hat er sich mit Hilfe von Hela eine ganze Stadt zu eigen gemacht.

„Sie glauben, uns gewachsen zu sein", schließt Rogers nachdenklich. „Es könnte eine Falle sein. Vielleicht wollen sie nur unsere Aufmerksamkeit."
„Selbst wenn, wir müssen eingreifen. Die französische Regierung hat offiziell unsere Hilfe erbeten, wir können nicht nein sagen. Und-", Stark macht eine theatralische Pause und blickt nacheinander alle Anwesenden an, sogar Loki, „das sollten wir auch nicht. Diese Stadt braucht uns."
Dem Gott könnte es kaum gleichgültiger sein, doch Thor neben ihm nickt entschlossen. „Ich denke genauso. Wir sollten nur nicht blind den Kampf suchen."

„Ich denke", beginnt der zweite Magier im Raum und sieht zu Loki, „wir sollten erst einmal herausfinden, ob alle hier bereit sind, auf unserer Seite zu kämpfen."
Stille tritt ein und er spürt ein paar Blicke auf sich liegen. Vor allem die von Thor und Peter.
„Ich wünsche Thanos' Tod."

„Was ist mit Hela?", hört er seinen Bruder leise fragen.
Das ist schwieriger, selbst für Loki. Nicht mal unbedingt wegen der familiären Bande. Mit Thor ist er aufgewachsen, diese Frau ist ihm fremd. Aber in einiger Hinsicht teilt sie ein ähnliches Schicksal wie er. Er glaubt, sie besser verstehen zu können als sein Bruder.

„Ich weiß es nicht", sagt er schließlich. „Aber im Moment beabsichtige ich nicht, mich mit ihr zu verbünden."
„Gut, wir lassen ihn hier." Stark wendet sich Strange zu. „Dieses Wischi-Waschi können wir nicht gebrauchen. Binde ihn an das Haus oder so, wir fliegen ohne ihn."
„Mein Bruder könnte uns eine große Hilfe sein. Er kennt Thanos besser als wir alle."
Lokis Blick streift den von Peter. Eigentlich überraschend, dass er sich diesmal nicht einmischt. Aber seine Augen sprechen dennoch Bände.
„Ich komme mit."

Spider-Man and the God of MischiefWo Geschichten leben. Entdecke jetzt