Spider-Man and the God of Mischief

6.Kapitel

Es dauert, bis das leichte Puckern in seiner Brust wieder stärker wird, die Verbindung deutlicher.
Er steht vor einem recht schönen, imposanten Gebäude. Einer Kirche, wie er vermutet.
„Dachte ich es mir doch. Er zieht dich immer noch an wie die Mücke das Licht."
Thanos geht die Treppe des Eingangs herunter, auf ihn zu. Er lächelt. Loki hatte wirklich gehofft, ihn nie wieder sehen zu müssen.
Erst als er ein paar Schritte gegangen ist, sieht er die zerstörte Kette in seiner rechten Faust.
Aber die Verbindung besteht noch, also lebt Peter.
„Hier sind wir, zwei Totgeglaubte. Vereinigt auf dem den Menschen heiligen Boden."
„Was willst du diesmal? Wie ich sehe, hast du dir den Stein ja schon beschafft."
Thanos wirft ihm die Kette zu und Loki fängt sie geschickt, ohne den Blick von dem Anderen abzuwenden.
„Ich wollte deinen Tod und du meinen. Ich denke, damit sind wir quitt. Schließe dich uns an."
Interessant... Thanos und Hela wollen seine Hilfe?
„Was hätte ich davon?"
„Macht. Und ich verschone den Menschen."
„Ich sagte dir schon einmal, er bedeutet mir nichts."
Thanos lacht leise. „Ja. Und trotzdem bist du hier, nicht wahr?"
Eigentlich ist es doch auch egal. Ob er auf Seite der Avenger kämpft oder der von Thanos. Thor kann auf sich selber aufpassen und Peter ist dann nicht mehr in Gefahr.
Plötzlich rückt sogar das Bild von sich selber als König wieder in greifbare Nähe. Er hatte es schon verworfen, doch jetzt... König der Menschen bedeutet auch König der Asen. Sein Erbrecht.
„Versprich mir, dass du ihn gehen lässt. Und dass mir die Erde gehören wird."
Wieder lacht Thanos, bedeutet ihm dann, in das Gebäude zu folgen.

Hela steht vorne an einem Pult, ihre Aufmerksamkeit wendet sich den beiden zu als sie die Kirche betreten. Erst als sie vorne angekommen sind, sieht Loki Peter auf der rechten Bank sitzen. Die Beine hat er angezogen und die Arme darum gelegt. Das Kostüm ist an ein paar Stellen zerrissen und er hat seine Maske nicht an.
„Dein Geliebter hat gut gekämpft", sagt Hela und hebt Peters Kinn mit ihrer Hand an. „Aber am Ende ist er doch nur ein Mensch. Es war ein Fehler, ihm so eine Macht anzuvertrauen."
Der Mensch sieht sie nur an, voller Hass und Abscheu.
„Er ist nicht mein Geliebter. Aber ich nehme euer Angebot an, also lasst ihn gehen. Er hat keinen Nutzen mehr."
Peters Blick trifft seinen und diesmal sieht er Angst darinnen.
Hela zieht ihre Hand zurück und nickt.
„Geh, Sterblicher. Richte Thor aus, dass ich unser erneutes Zusammentreffen kaum erwarten kann."
Peter rührt sich nicht. Tonys Worte erklingen wieder in Lokis Kopf.
„Geh. Ich weiß, was ich tue."
Peter fixiert ihn, sucht etwas in seinen Augen. Dann scheint er es zu finden, denn er lockert die Arme und lässt die Beine sinken. Ermöglicht die Sicht auf eine breite Stichwunde am Bauch, deren Blut sich auf seinem Anzug verteilt.
„Achja, das hatte ich fast vergessen. Kein Wunder, dass er so langsam ist", sagt Hela gelangweilt, ehe sie ein Portal eröffnet. „Ich gehe schon einmal vor."
Loki hockt sich vor Peter, begutachtet die Wunde. Seine Mutter hat ihn damals auch etwas heilende Magie gelehrt, doch er hat sie nie benutzt. Sein Interesse galt schon immer eher dem verletzen statt dem heilen. Es ist sicher Jahrhunderte her, dass er sie zuletzt angewendet hat, außerdem weiß er nicht, wie sie bei Menschen wirkt.
Aber was soll er sonst tun? Er kann jetzt nicht raus aus dieser Kirche und wenn er Peter sich selbst überlässt, stirbt er vielleicht. Wenn er ehrlich ist, hat er keine Ahnung, ob die Wunde lebensgefährlich für ihn ist.

Also legt er die rechte Handinnenfläche auf die Wunde und konzentriert sich. Peter lässt ihn gewähren, versucht sogar, sich möglichst wenig zu bewegen. Er vertraut ihm.
Während Loki nach seiner Magie fühlt, bemerkt er auch das Pochen der Verbindung zu dem Menschen. Er trennt sie und spürt, wie der Zauber zurück zu seinem Erschaffer schnellt. Strange wird wissen, dass er die Verbindung gekappt hat, aber das ist gerade seine geringste Sorge. Er konzentriert sich auf die Magie und auf seine Hand an Peters warmen Körper.
Es funktioniert, das Fleisch schließt sich wieder. Loki fokussiert sich weiter, diesmal auf die zerstörte Kette, die noch immer in seiner anderen Hand liegt. Er schickt etwas Magie, repariert sie und- speichert dann etwas davon in ihr. Wartet einen Augenblick, bis sie wieder abkühlt. Diesen Trick hat ihm ebenfalls seine Mutter gezeigt und es beruht auf eine der Grundlagen. Strange wird es sofort erkennen, und er wird den Zauber auch aufheben können-, wenn Peter das wünscht.
Loki nimmt die rechte Hand von der Wunde und legt mit Beiden dem Jungen die Kette wieder an. Spürt zwei warme Hände an seinem Gesicht und ist sich der Anwesenheit von Thanos unangenehm bewusst.
„Danke", hört er den Menschen flüstern, so zärtlich dass ihm schlecht wird. Er schüttelt unwillig den Kopf etwas, so dass Peter die Hände wieder wegnimmt.
„Geh", wiederholt er, dann dreht er sich um und bedeutet Thanos, dass er bereit ist.

Schon wenige Minuten nach dem Zwischenfall teleportiert Loki sich ins Hauptquartier, von dem er weiß, dass es leer ist. Hier kennt er sich aus und die Maschine, die das Haus kontrolliert, wird nicht sofort Alarm schlagen bei seinem Auftauchen.
Natürlich hat ihm niemand gesagt, wo die Steine und der Handschuh hingebracht wurden. Selbst Peter hätte sich wohl geweigert, es ihm zu verraten.
Aber Loki ist nicht dumm. Es muss an einem der Orte sein, zu dem Friday ihm den Zutritt verweigert hat.
Sobald er dort angelangt ist, holt er seine beiden Begleiter zu sich, damit sie schneller sind. Loki fürchtet niemanden der Avenger aber Strange könnte ein Problem werden. Er ist der einzige von ihnen, der jeden Moment auftauchen könnte und der Gott hofft einfach, dass Peter ihn noch eine Weile beschäftigen wird.
Am Ende finden sie zwar keinen der Steine aber wenigstens den Handschuh, den Thanos sich sofort überzieht und seine Beute von Peter dort platziert.
Danach verschwinden sie wieder.

„Peter, lass mich mal deine Kette sehen."
„Warum?"
Loki hört einen einigermaßen regelmäßigen Herzschlag und dann eine Art Schauer, der durch seinen Körper geht.
„Steven? Was ist gerade passiert?"
„Was ich mir dachte. Die Kette ist nicht leer. Loki hat einen Zauber darauf gelegt."
„Ist er gefährlich?", hört der Gott die Stimme von Stark dumpf. Es klingt argwöhnisch und beunruhigt. Strange schweigt eine Weile.
„Nicht unbedingt. Es ist einfache Magie, die man normalerweise auf Gegenstände legt, die man beschützen möchte. Man überträgt einen Teil der eigenen Magie darauf, sodass sie im weitesten Sinne ein Teil von einem wird."

„Und was bedeutet das im Klartext?", wieder Stark.
„Er spürt immer, wo die Kette ist. Soll heißen, er kann sich jederzeit zu ihr teleportieren. Und wenn er will, kann er hören, was um sie herum geschieht."
Strange hat recht, auch wenn das vielleicht etwas sehr vereinfacht ausgedrückt ist.
„Außerdem kann normalerweise niemand außer ihm die Kette berühren, ohne einen Schock zu erleiden. Peter, würdest du vielleicht einmal-"
Loki klinkt sich für einen Moment aus dem Gespräch aus, das er mit geschlossenen Augen verfolgt hat. Er weiß, was jetzt geschehen wird. Stattdessen öffnet er die Augen wieder und sieht sich in dem Raum um. Thanos und Hela haben jetzt offenbar auch die letzte Leiche hier verstaut, sodass sie auf eine siebenköpfige Familie kommen. Das jüngste Kind scheint nicht einmal dem Kleinkindalter entwachsen sein zu können.
Das Haus wird fürs erste ihr Unterschlupf.
Er konzentriert sich wieder.

„-er nur die Kontrolle über ihn, würde er ihm doch nicht erlauben, sie ausziehen zu können, oder?" Steve Rogers. Loki hatte sich schon gewundert, wo er steckt.
„Er muss auch wissen, dass ich den Zauber brechen kann. Mir scheint es, als wolle er Peter die Wahl lassen..."
Jetzt kommt der interessante Teil. Loki ist sich im Grunde sicher, dass der Junge den Zauber behalten wollen wird. Er baut darauf.
„Wenn du sagst, er kann alles hören..."
„Alles in der Nähe der Kette, ja. Gespräche, Worte aber auch Dinge wie deinen Puls."
Eine Weile bleibt es still bis auf Peters Herzschlag, den er als dauerndes Hintergrundgeräusch wahrnimmt. Beruhigend.
„Ich behalte den Zauber."
Sehr gut.
Loki hatte nichts anderes erwartet.