3. Kapitel

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Die nächsten Tage geht er Peter lieber aus dem Weg.
Da er aber aufgrund der Bindung an ihn nicht viel Spielraum hat, verbringt er die meiste Zeit in dem Zimmer, das lange sein Gefängnis war. Er erinnert sich sehr gut an die Langeweile hier, die seltenen Besuche von Thor und später die von Peter. Der Abend als er schließlich fliehen konnte. Hier haben Romeo und Julia ihren Anfang genommen.

Eigentlich ist es eine Schande, denkt Loki eines vormittags als er in dem Bett liegt, dass ihre Geschichte am Ende anders verlaufen ist. Shakespeare hat etwas erschaffen, dessen Schönheit in der Tragik liegt. Wäre alles nach Plan verlaufen, hätte es bei ihm und Peter ebenso sein können.
Jetzt ist es hässlich...

Loki darf sich frei in dem Gebäude bewegen. Soll heißen, theoretisch. Friday verweht ihm den Zutritt zu einigen Räumen und einige andere meidet er freiwillig. Trotzdem kommt er ab und an mit einigen der Avenger in Kontakt.

Am liebsten war ihm von dieser Reihe Sterblicher eigentlich schon immer das Anhängsel von dem Ex-Soldaten. Barnes oder wie er sich nennt. Sie haben zwar selten jemals ein Wort miteinander gewechselt aber das macht ihn erträglich. Außerdem hat er damals im Untergrund ein paar Dinge über ihn gehört, die durchaus beachtlich waren.

Zu schade, dass man ihn gezähmt hat.
Mit wem er sich auch noch einigermaßen versteht, ist Deadpool. Es ist erfrischend, jemand beliebig oft töten zu können, ohne dass der es einem nachträgt. Wobei es mit der Zeit schon ein wenig den Reiz verliert. Außerdem ähnelt dessen moralischer Kompass sehr seinen Vorstellungen, was man von den heldenhaften Avenger nicht wirklich behaupten kann.
Vor allem aber kann er ihm viel über Peter erzählen. Und das tut er, dauernd. Es ist völlig offensichtlich, dass er mehr als nur eine kleine Schwäche für den Menschen hat. Aber bisher konnte Loki noch nicht wirklich herausfinden, ob der Spinnenjunge diese Gefühle erwidert.
Nicht dass es eine Rolle spielen würde.

Ein paar Tage später steht Peter auf einmal in seinem Türrahmen. Loki hatte gerade gelesen und jetzt wo er aufblickt, muss er kurz blinzeln. Einen Moment fühlte er sich in die Vergangenheit versetzt.
„Dr. Strange hat gesagt, du bist an mich gebunden.“
Loki erwidert darauf nichts, wartet lieber ab.

„Ich nehme an, das weißt du schon. Warum hast du mir nichts gesagt?“
„Kein Anlass.“ Er achtet aufmerksam auf Peters Gesichtszüge. Der Junge war schon immer leicht zu lesen. Dieses Mal ziehen sich seine Brauen kurz zusammen und die Lippen werden etwas schmaler.

„Gut. Ich habe eine Mission, du wirst mitkommen müssen.“
Vielleicht gar nicht so schlecht. Besser als dieser langweilige Alltag hier.
„Meinetwegen. Aber glaub nicht, dass ich auch nur einen Finger rühre. Die Menschheit ist mir völlig egal.“
„Ich weiß“, faucht Peter. „Fall mir einfach nur nicht in den Rücken, okay?!“

Hm. Loki mag diesen Ton nicht. Vor allem nicht von diesem naiven Schwächling. Glaubt der Brünette, er kann sich jetzt alles erlauben, nur weil sie mal im entferntesten so etwas wie Freunde waren und sich ein paar Mal geküsst haben? Er hat schon andere Wesen ohne mit der Wimper zu zucken umgebracht, mit denen er weitaus mehr getan hatte.
Ruhig legt Loki sein Buch an Seite und steht von dem Bett auf.
„Wie bitte...?“

„Du hast mich verstanden. Also, kann ich dir da vertrauen oder nicht?!“
Loki hört den stillen Vorwurf in den Worten. Und die Verletztheit. Der einzige Grund, warum er Peter diesen Ton durchgehen lässt.
„Was zählt mein Wort schon? Selbst wenn ich ja sage, hast du keine Gewissheit.“

Und dann überrascht Peter Loki. Der junge Mann springt mit einem Satz auf ihn zu und wirft ihn zu Boden. Gibt ihm eine Ohrfeige, ehe Loki ihn am Handgelenk fassen kann.
Dafür wird er bezahlen.

Peter schaut zu ihm herunter, seine Augen wieder glasig aber dennoch flackernd vor Wut.
„Du hast gesagt, du lügst mich nicht an und ich habe dir geglaubt, Loki! Ich habe gedacht, du bist tot! Ich habe um dich GETRAUERT!“

Spider-Man and the God of MischiefWo Geschichten leben. Entdecke jetzt