Kapitel 4

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– Was Sie nicht wahrnehmen können, nennen Sie übernatürlich. –

Der restliche Tag verging relativ ereignislos. Nach der achten Stunde machte ich mich auf den Weg nach Hause. Den ganzen Tag schon ließ mich das Gesagte von Julia nicht los. Werwolf. Wie surreal wäre das denn? Mein Bruder ein Hundetier wie im Fernsehen? Ich würde definitiv noch weiter recherchieren müssen. Aus irgendeinem Grund wehrte ich mich gegen diese Vorstellung.

Zu Hause angekommen stieß ich wie immer die Tür mit dem Fuß zu und schmiss meinen Schlüssel in die dafür vorgesehene Schale. "Ich bin wieder da!", rief ich durch das ganze Haus. "In der Küche, Schätzchen!", erklang prompt die Stimme meiner Großmutter. Ich folgte der Ortsbeschreibung und fand sie in der Küche sitzend, mit einem Buch in der Hand. "Essen ist schon fertig. In der Mikrowelle", teilte sie mir mit und hob anschließend den Blick. Sie strahlte mich an.

"Dein Bruder hat heute auch gegessen. Sogar sehr viel im Gegensatz zu den letzten Tagen", verschwörerisch grinste sie mir breit entgegen. Man sah meiner Oma direkt an wie glücklich sie darüber war, dass es meinem Zwilling wohl wieder besser zu gehen schien. Lächelnd nahm ich mir mein Essen und begann, die Lasagne zu verspeisen. Lasagne war meine absolute Lieblingsspeise.

Ich verputzte das riesige Stück in wenigen Minuten, räumte alles weg und sagte meiner Oma, dass ich noch Hausaufgaben machen müsste, sie mich aber holen sollte, damit ich ihr beim Vorbereiten für das Abendessen helfen könnte. Sie war schon wieder in ihr Buch versunken und nahm das Gesagte nur am Rande wahr, nickte jedoch verstehend. Zufrieden spazierte ich nach oben in Richtung meines Zimmers, blieb jedoch kurz bei der Tür meines Bruders stehen. Ich werde dir helfen Alec, komme was wolle. Entschlossen ging ich in mein Zimmer und setzte mich vor meinen Laptop. Ich tippte die beiden Krankheiten ein, erkundigte mich weiter darüber. Je länger ich las, desto sicherer war ich mir, dass Alec diese Erkrankungen nicht haben konnte. Auch die Bilder der gelben Augen waren nicht dasselbe, wie die gelben Augen von Alec. Diese waren nicht wie bei den Krankheiten gelb unterlaufen und blass, stattdessen schien es, als würde das Gelb strahlen.

Es war kräftig als wären Alecs Augen nicht menschlich. Einerseits konnte ich beruhigt Aufatmen, da keine dieser schrecklichen Krankheiten in Frage kamen, andererseits wusste ich noch immer nicht, was ihm fehlte. Seufzend rieb ich mir mit den Händen die Augen. Da fiel mein Blick auf meine Notizen aus dem Unterricht. Werwolf. Der Gedanke erschien nach wie vor vollkommen absurd/hirnrissig. Dennoch haderte ich mit mir selbst. Es konnte einfach nicht sein. Werwölfe existierten schließlich nicht, waren nichts weiter als ein Märchen. Trotzdem ließ mich das Notierte nicht los. Was, wenn es doch der Wahrheit entsprach?

Es öffneten sich jede Menge verschiedene Seiten von Serien wie Teen Wolf und Vampire Diaries und Filmen wie Twilight bis hin zu vielen Definitionen. Ich widmete mich Letzterem und erfuhr einiges über diese Mythologie.

Grob gesagt war ein Werwolf ein Mensch, der sich in einen Wolf und wieder zurück verwandeln konnte. Es gab viele verschiedene Theorien, wirklich sehr viele. Zum einen das ein Mensch einen Pakt mit dem Teufel einging und so der erste Werwolf entstand. Oder aber der weitverbreitete Glaube der Lykanthropie. Ich konnte mir das Ganze nicht vorstellen. Natürlich habe ich – wie jeder andere vermutlich auch – mindestens ein Mal in meinem Leben darüber nachgedacht, wie es wäre, wenn die Fantasyfilme und -serien real wären. Doch sich wirklich vorzustellen, dass sich ein Mensch, welcher sich den Mutterleib mit einem geteilt hatte, plötzlich in einen Flohbeutel verwandeln konnte, war befremdlich.

Es wurde schon wieder von einer Krankheit gesprochen, der Systemischen Lupus Erythematodes. Früher wurden sogar Tollwutkranke für Werwölfe gehalten. Was mit diesen Menschen geschah war abartig und widerwärtig. Gott wer tat sowas? Ich las weiter, fand heraus, dass Werwölfe dem Menschen grundsätzlich in allem überlegen waren. Von der Stärke bis hin zum schärferen sehen. Ein Werwolf sollte angeblich sehr gut hören und riechen können.

Patriam Academy - Das Erwachen der Wölfe, Band 1Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt