Kapitel 16

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~ Lass den heutigen Tag den Anfang von etwas Neuem sein. ~

Stimmengewirr, wenn auch leises, erfüllte den riesigen Raum. Die gewölbte Decke, welche ich schon aus dem Eingangsbereich kannte, war auch hier vorhanden und ließ einen selbst winzig klein erscheinen. Die massiven Säulen, die wirkten, als wären sie aus dem Olymp gestohlen worden, bildeten Stützbalken entlang der Wände.

Die massiven Holztische, welche sich in dieser Halle verteilt standen, passten perfekt hier her und rundeten das Bild mit ihren verschnörkelten Beinen ab. Am Ende des Raumes befand sich eine Tischreihe, auf der das Frühstücksbuffet angerichtet war.

Einzig die Schüler mit ihrer modischen Kleidung und Handys passten hier nicht hin. Alles wirkte alt. Nicht auf eine rein rustikale Art und Weise, sondern mehr wie eine Mischung aus rustikal und antik.

Mit meinem Frühstückstablett setzte ich mich auf einen freien Platz. Theo, der Junge mit dem Rucksack, ließ sich gegenüber von mir nieder.

Ich hatte herausgefunden, dass der Junge, wenn er mal keine Angst hatte, redete wie aufgezogen.

Einerseits ganz gut, denn so konnte man viel erfahren. Zum Beispiel, dass es beliebte und unbeliebte Arten unter den Spezies gab. Genauer ging er jedoch nicht darauf ein. Zudem erfuhr ich, dass hier an der Schule eine Hierarchie unter den Lehrern herrschte, welche strikt befolgt wurde.

Andererseits war dieser Informationsüberschuss sehr förderlich bei meiner Gabe, in meine Gedanken abzudriften. So wie in diesem Moment.

Kopfschüttelnd, um ins Hier und Jetzt zurückzukehren, biss ich in mein belegtes Brot und sah den Braunhaarigen vor mir interessiert an. Seine braunen Augen strahlten von Sekunde zu Sekunde mehr und ich war unheimlich froh darüber.

Nicht zu denken, was ihm passiert wäre, wenn er alleine mit der Panikattacke zurechtkommen hätte müssen.
Ich wusste nur allzu gut, wie sich das anfühlte. Zu meinem Glück hatte ich jedoch einen Zwilling, welcher sich in dieser Zeit um mich gekümmert hatte.

Ich hasste es, auf andere angewiesen zu sein oder sie mit meinen Problemen zu belasten. Weshalb ich auch sehr froh war, dass diese Attacken nach dem dritten Mal vorbei waren.

Apropos Zwilling. Ich ließ meinen Blick durch den Speisesaal gleiten. Vielleicht würde ich den braunen Haarschopf ja irgendwo entdecken? Fehlanzeige.

"Oh, verdammt. Ich komme zehn Minuten zu spät zur ersten Stunde. Wir sehen uns wahrscheinlich zur Mittagspause!", Theo war bereits aufgesprungen und mit schnellen Schritten Richtung Tür unterwegs. "Bis später!", rief er über seine Schulter und verschwand.

Ich musste, lächelnd über den kleinen Chaoten, den Kopf schütteln. Erneut glitt mein Blick über den Speisesaal. Es waren beachtlich viele Schüler hier.

Unweigerlich geriet die Frage in meinen Kopf, wer wohl welcher Spezies angehörte. Gleich darauf bildeten sich Falten auf meiner Stirn. Welche Spezies gab es überhaupt?

Mir wurde mal wieder bewusst, wie wenig ich über diese Welt, welche nun meine Welt sein sollte, wusste.
Nachdem ich mein Frühstück verspeist hatte und der Saal sich langsam leerte, beschloss ich, vor der Tür des Speisesaals, auf die für mich zuständige Person zu warten. So konnte ich immerhin noch einen Blick auf den wundervollen Garten werfen.
Ich nahm mir fest vor, diesen so schnell wie möglich zu besuchen.

Kaum war eine Minute vergangen, ging ein Raunen durch die Schüler, welche sich hier befanden. Es bildete sich eine Schneise, da alle zur Seite wichen. Der Grund wurde mir schnell offenbart.

Am Ende des Ganges stand eine Frau. Sie war wunderschön. Schlank, dunkelhaarig und hatte lange Beine, welche durch die hohen Schuhe noch länger wirkten.

Patriam Academy - Das Erwachen der Wölfe, Band 1Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt