Kapitel 19

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- Es ist besser, für etwas zu kämpfen,

als für nichts zu leben. -

Müde schlug ich meine Augen auf. Den Wecker drehte ich blind ab. Seufzend rieb ich mir die Augen, um anschließend die Decke zur Seite zu schlagen. Zwei Gedanken befanden sich aktuell im Vordergrund. Erstens: Hoffentlich war der gestrige Abend nur ein Traum. Doch die Schmerzen meines Körpers beim Aufsetzen ließen diese Hoffnung wie eine Seifenblase zerplatzen. Der zweite Gedanke war, dass ich absolut keine Lust hatte aufzustehen. Verdammt.

Ich strich mir mein rotbraunes Haar aus dem Gesicht und ließ meinen Blick durch den Raum gleiten. Meine schmutzige Kleidung lag im Zimmer verstreut auf dem Boden. Ein Blick in den Spiegel auf dem Schreibtisch verriet mir, dass ich dem Anblick meines Zimmers glich. Katastrophe. Meine Haare bildeten ein Vogelnest, in dem das Haargummi irgendwo noch zu finden sein müsste. Meine Augen wirkten müde. Allgemein sah ich aus wie zerkaut und wieder ausgespuckt. Also strahlte ich meinen Gefühlszustand förmlich aus. Wundervoll. Ein tiefes Seufzen verließ meine Lippen. Dies wurde mit einem stechenden Schmerz quittiert. Scheiße. Entsetzt riss ich die Augen auf und fasste mir an den Hals. Die Ereignisse von gestern Abend prasselten wie ein Monsun auf mich ein. Am liebsten hätte ich mich umgedreht, zusammengerollt und wäre für immer im Bett geblieben. Aber es half nichts, ich musste aufstehen.

Ich nahm mir frische Kleidung und zog mich an. Bei jeder Bewegung schmerzten meine Glieder. Eine schwarze Jeans und ein großer grauer Pullover mussten reichen. Schließlich ging ich nicht zu einer Modenschau. Der Kontrollblick in meinen Spiegel bestätigte mir, dass man die blauen Flecken an meinem Hals kaum sah. Der Kragen des Pullovers verdeckte ihn ziemlich gut.

Ich schnappte mir meinen Schulrucksack und verließ leise, mit dem Blick zu Boden gerichtet, mein Zimmer. Auch wenn ich es nicht zugeben würde, wollte ich einer Konfrontation mit den beiden Mädels aus dem Weg gehen. Immerhin mussten sie gestern wegen mir an dieser äußerst, wie soll ich es nennen – nervenaufreibenden – Situation teilnehmen.

Nachdem ich mir schnell die Haare gemacht und Zähne geputzt hatte, verließ ich das Badezimmer. Das erste Mal sah ich nicht auf den Boden, sondern ließ meinen Blick über den Wohnraum gleiten. Zu meiner Verwunderung konnte ich jemanden schlafend auf dem Sofa entdecken. Als ich näher an das Sofa trat, erkannte ich sofort den braunen Haarschopf meines Zwillings. Es sah aus, als wäre er im Sitzen eingeschlafen und anschließend auf die Seite gefallen. Als wäre er im Sitzen umgefallen. Seine Haare standen zu Berge und unter seinen Augen waren mindestens so dunkle Augenringe wie bei mir zu sehen. Auch wenn ich es nicht wollte, hatte ich mit dem jungen Mann vor mir Mitleid.

"Er hat die ganze Nacht hier gesessen und wollte nicht gehen. Er ist erst vor einer Stunde eingeschlafen", Fray tauchte neben mir auf. Sie hielt eine dünne Decke in der Hand. Vorsichtig lächelte sie mich an. Als sie die Decke über Alec ausbreitete, rutschte ihr Ärmel nach oben und entblößte einige blaue Flecken. Dies versetzte mir einen Stich in der Brust. Sie war nur wegen mir und meinem Bruder verletzt. Ich hauchte eine Entschuldigung und verließ den Raum fluchtartig. Es war so typisch, dass die ersten [Menschen/Personen], die mit mir sprechen, verletzt wurden. Wie sollte das nur weitergehen?

Das Frühstück ließ ich aus und eilte gleich weiter in den Klassenraum. Ich war zwar wieder in der Klasse mit den Kauniis. Doch hatten wir heute Vormittag ausschließlich klassischen Unterricht. Das kam mir nur gelegen, denn momentan hatte ich genug von übernatürlichen, durchgedrehten Wesen. Tragisch an der Situation war, dass es mir nach zwei Tagen in der übernatürlichen Welt bereits reichte.

***

Fünfte Stunde. Mathe bei Mrs. Adams, einer sehr kleinen Frau mittleren Alters. Ihre schwarzgrauen Haare hatte sie zu einem strengen Dutt gedreht und blickte einen durch ihre Brille mit runden Gläsern ernst an. "Nun gut. Ab in die Pause mit euch. Vergesst die Aufgaben für morgen nicht", damit drehte sie uns den Rücken zu und begann ihre Tasche mit ihren Materialien zu füllen.

Patriam Academy - Das Erwachen der Wölfe, Band 1Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt