Kapitel 11

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~ Wenn du den Eindruck hast, dass dieses Leben ein Theater ist, dann such dir eine Rolle, die dir wirklich Spaß macht. ~

Wir waren schon einige Stunden gefahren. Einmal sind wir stehen geblieben, um zu tanken. Wir wurden zwar gefragt, ob wir etwas bräuchten, jedoch verneinten wir beide. Mir hat es den Hunger nach dieser Veränderung ziemlich verdorben. Immerhin saßen wir hier mit vollkommen Fremden im Auto, die meinten, dass wir spontan und sofort unser Leben an einen unbekannten Ort verlegen sollten. Doch mich beschlich zunehmend das Gefühl, hier wäre etwas faul. Es könnte aber auch einfach Übelkeit aufgrund unserer ungewissen Zukunft sein.

Nachdem der Anzugträger mit haufenweise Süßigkeiten zurück kam - gefühlt der gesamten Süßigkeitenabteilung- ging die Fahrt weiter. Die restliche Zeit blieb es ruhig. Der Jüngere der beiden Fremden hatte sich zurückgelehnt und die Augen geschlossen. Er wirkte, als würde er schlafen. Jedoch war sein Körper angespannt, weshalb ich eher vermutete, dass er sich nur ausruhte.

Vielleicht tat er es auch, um zu demonstrieren, dass er nicht bereit war, sich mit jemanden zu unterhalten. Als wäre irgendjemand hier erpicht darauf gewesen, sich mit diesem Miesepeter über seine geistigen Ergüsse zu unterhalten.

Genervt ließ ich meinen Blick zu dem Zweiten gleiten. Der ältere der beiden hatte die ganze Zeit über einen grübelnden Gesichtsausdruck aufgesetzt und meinem Bruder - ab und zu auch zu dem Jungen neben ihm - während er sich durch den schwindenden Berg an Süßigkeiten kämpfte.

Währenddessen kämpfte er sich durch den schwindenden Berg an Süßigkeiten. Wenn der Typ so weiter machte, würde er noch platzen oder uns hier ins Auto kotzen. Zweiteres war definitiv keine gute Option.

Bei dem Berg Süßigkeiten musste ich automatisch an Leo und an unsere "Heute-war-ein-Scheißtag-also-lass-uns-einfach-in-diesem-Moment-bleiben"-Abende denken. Sie fanden immer statt, wenn es einem von uns beiden nicht gut ging. Zum Beispiel als mein erster Freund Kevin Somender mich betrogen hatte. Dieses Ereignis war das allererste Mal, dass Leo und ich uns in meinem Zimmer verschanzt hatten. Micht mal Alec durfte herein. Wir aßen den ganzen Abend ausschließlich ungesundes Zeug, schauten ‚Findet Nemo' und ‚Findet Dori', bevor wir mit verschiedensten Trilogien begonnen hatten. Schließlich kuschelten wir uns zusammen ins Bett und reden über Gott und die Welt.
Ich liebte diese Tage. Auch wenn etwas Schlimmes passieren muss, kann man etwas Schönes daraus machen. Das ist die Philosophie, welche uns an diesen Tagen immer begleitete.

"Ich weiß, dass das alles sehr verwirrend und plötzlich war. Ihr müsst einiges über die Schule wissen, in die ihr nun kommt. Also ...", begann der Ältere zu sprechen und riss mich damit aus meinen Gedanken. Es klang, als würde er sich mit einem verschreckten Tier befassen. Er wirkte auch unsicher, was überhaupt nicht zu seiner bisherigen Erscheinung passte. Dieses Verhalten ließ mein Unwohlsein noch weiter ansteigen. Vorsichtig sah der Anzugträger zwischen mir und meinem Zwilling hin und her, um sich anschließend ein Gummibärchen in den Mund zu schieben. Schließlich zog der jüngere der Beiden die Aufmerksamkeit auf sich, da plötzlich Leben in ihn zu kehren schien. Er öffnete die Augen, sah genervt zu der Person neben sich und dann zu uns. Was war denn so schlimm an den Informationen über die Schule, dass die beiden so einen Hype darum machten?

"Was mein Bruder versucht zu sagen ist, dass du ...", er fixierte meinen Bruder, „... ein Amarok bist. Und da ihr Zwillinge seid, müsste deine Schwester auch einer sein. Ihr werdet an keine normale Schule kommen, sondern an die Patriam Academy – eine Schule für übernatürliche Wesen. So. Nun wisst ihr es. War ja wohl nicht so schwer, das mitzuteilen." Nachdem er die letzten Worte seinem Bruder entgegengebracht hatte, lehnte er sich wieder zurück. Er verfiel in seine bisherige Haltung der schlafenden Statue. Meine Abneigung ihm gegenüber stieg weiterhin an.

Patriam Academy - Das Erwachen der Wölfe, Band 1Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt