E I N S - Unerwünschte Hilfe

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Eblis stand vor dem Tor seiner Schule. Unentschlossen das Gelände zu betreten. Schließlich entschied er sich zu warten, bis die Schulklingel leutete und der letzte Schüler den Pausenhof verlassen hatte. Er machte sich auf den Weg zum Klassenzimmer.

Dort atmete er ein letztes mal tief ein und klopfte an der Tür. "Ja", hörte er die Stimme seiner Lehrers und trat ein. Alle Augen waren auf ihn gerichtet.

"Tut mir leid, dass ich zu spät bin, ich..." "Spar dir deine Ausreden Eblis und jetzt setz dich" Der angesprochene nickte leicht und mit gesenktem Blick ging er durch die Reihen auf seinen Platz.

"Ihr habt euren Aufsatz zurückbekommen. Lass ihn von deinem Vater unterschreiben." Der Lehrer gab Eblis seinen Deutschaufsatz. Eine 5. Eblis war nicht sehr überrascht. Deutsch war seine Schwäche. Seufzend packte er den Aufsatz ein. Daraufhin fuhr der Lehrer mit dem Unterricht fort.

Eblis' Blick richtete sich aus dem Fenster. Er schreckte leicht auf, als ihm eine Papierkugel gegen den Kopf geworfen wurde. Eblis drehte sich suchend nach dem Werfer der Kugel um und sein Blick traf dabei zwei türkise Augen. Calvin. Dieser grinste kurz und wendete seinen Blick dann wieder nach vorne. Eblis sah ihn noch eine Weile an, bis der Lehrer ihn fragte: "Gibt es ein Problem, Eblis?" Er schüttelte schnell den Kopf. Die Klasse lachte. Es war ihm peinlich. Schnell versteckte er sein errötetes Gesicht in den Händen.

Die restliche Stunde verging recht zügig und auch die darauffolgende. Es klingelte zur Pause. Eblis wartete bis jeder den Klassenraum verlassen hatte und stand dann selbst auf. Er nahm seine Hefte und ging zum Spindt. Dort verstaute er sie. Auf dem Weg nach draußen wurde er aufgehalten.

"Hey, Freak!" Ohne sich umdrehen zu müssen, wusste Eblis wer hinter ihm stand und lief weg. Doch er wurde am Rand seines Pullovers genommen und zurückgezogen. Rasch wurde sein Arm gepackt und auf den Rücken gedreht. Durch den darauffolgenden Druck von einer Hand auf seiner Schulter, würde Eblis auf die Knie gezwängt.

"Wo willst du denn hin? Hast du etwa Angst vor mir?" Calvins schrilles Lachen ertönte und seine drei Freunde fielen mit ein.

Dann schleuderte Calvin Eblis gegen die Wand. Er trat ihm mit seinem Knie in den Bauch. Eblis keuchte schmerzhaft auf. Der größere ignorierte dies aber, beugte sich zu Eblis' Ohr und flüsterte: "Weißt du was, Eblis?" Der Angesprochene schüttelte leicht den Kopf. "Es gibt eine Sache die mir an dir gefällt, was glaubst du ist es?" Eblis blickte stumm zur Seite. Calvin hob warnende die Hand, bereit zuzuschlagen, doch Eblis zuckte nicht wie erwartet zusammen. Sein Blick geleitete einfach nur zu der erhobenen Hand und dann in Calvins Augen.

Das machte Calvin wütend und er zischte: "Antworte gefälligst, Schwächling!" "I-ich weiß es nicht." Daraufhin lachte Calvin dreckig. "Das einzigste was mir an dir gefällt ist, dass, auch wenn du nicht immer sofort gehorchst, ich alles mit dir anstellen könnte und du würdest dich nicht wehren." Daraufhin sauste seine Hand in Eblis' Gesicht. Ein lautes Klatschgeräusch ertönte und ein brennender Schmerz folgte darauf, doch das war er schon gewöhnt, sodass er ihn einfach verdrängen konnte.

Es folgte noch ein Schlag auf die andere Wange. Eblis Augen schweiften sehnsüchtig zum Schultor, was Calvin nicht unbemerkt blieb. "Wen suchst du denn da? Deine Mami?", fragte er spöttisch. Eblis schüttelte den Kopf. "Achso, stimmt ja, sie ist tot." Calvins Hand legte sich um Eblis' Hals. "Sie wurde umgebracht, stimmt's?" Calvin lachte und verfestigte den Griff um Eblis' Hals. Eblis versuchte nach Luft zu schnappen. Seine Augen tränten. Er griff nach Calvins Hand und probierte seinen Griff zu lockern, jedoch vergebens.

"Was war sie für eine schwache Frau, sie hätte sich ja einfach währen können, aber wir wissen ja wenigstens, dass du nach deiner Mutter kommst. Du bist der schwache Junge, einer armseligen Frau. Ich wette, dein Vater schämt sich für euch, wer will denn schon so einen Sohn wie dich, von so einer Frau wie deiner Mutter. Ein Wunder, dass er dich nicht umgebracht hat." Als sich die Hand um Eblis' Hals lockerte, schnappte er gierig nach Luft.

So weit war Calvin noch nie gegangen. Eblis ließ sich das jahrelange Mobben zwar gefallen, er hatte es ja verdient, doch er dultete es nicht, wenn jemand seine verstorbene Mutter beleidigte. Calvin hatte die Grenze eindeutig überschritten.

Eblis rollte eine Träne über die Wange. Calvin ging einen Schritt zurück und lachte ihn aus. Seine Freunde fielen mit ein, doch für Eblis gab es nichts zu lachen. Er war im Rausch seiner Erinnerungen und Wut auf seinen Mobber gefangen.

Er begann zu zittern, da er versuchte seine Wut zu unterdrücken. Eblis hielt sich die Ohren zu. Das Gelächter wurde dumpf. Die Zeit schien langsamer zu laufen.

Es wollte ihm helfen.

Aber er durfte es nicht freilassen.

Er durfte ihm nicht die Kontrolle überlassen.

Einmal war schon viel zu oft.
Er rutschte mit dem Rücken die Wand herunter.

Es wollte nicht länger eingesperrt sein.

Es wollte die Kontrolle.

"Hey!" Eblis spürte einen Tritt in die Seite. "Freak! Ich rede mit dir!" Langsam schaute er zu seinem Mobber. Immernoch zitternd vor Wut, was Calvin allerdings nicht bemerkte. Noch ein Tritt in die Seite. Eblis verlor fast seine Selbstkontrolle. "Lass es lieber,... bitte", presste er heraus. Doch Calvin ignorierte seine Warnung lachend. Noch ein Tritt. Dann war es soweit; Eblis verlor seine Selbstkontrolle.

Es kam frei.

Es überfiel Eblis.

Es übernahm die Kontrolle.

Eblis hörte auf zu zittern. Er stand auf. Seine braunen Augen wurden immer rötlicher, bis sie Blut glichen. Calvin wich erschrocken zurück. "Ich habe dich gewarnt!", knurrte Eblis. Daraufhin ging er drohend auf ihn zu. Er schubste ihn auf den Boden.

"Was..." Calvin schüttelte ungläubig den Kopf. Schnell fand er seinen Stolz wieder. Er setzte sich auf. "Denkst du du könntest mich einschüchtern?" Eblis schüttelte lachend den Kopf.

Gleich darauf wurde sein Blick aber wieder eiskalt. Dann kniete er sich neben Calvin und drückte ihn mit seiner Hand auf dem Hals zu Boden. "Nein, ich weiß es. Sieh dich nur an, so erbärmlich" Calvins Freunde waren in eine Schockstarre verfallen, doch das merkte Eblis nicht. Er war allein auf den Jungen am Boden fokussiert. Alles andere blendete er aus.

Es wollte ihn schlagen.

Er schlug ihn.

Es wollte ihn treten.

Er trat auf ihn ein.

Es wollte sein Blut sehen.

Er schlug ihn, bis er blutete.

Es wollte ihn töten.

Er...

Erschrocken ließ Eblis von ihm ab. Seine Augen wurden wieder braun. Er starrte auf den blutendenden, bewusstlosen Jungen am Boden. Eblis wich zurück. Calvin atmete nur noch leicht. Jetzt tauten auch Calvins Freunde aus ihrer Schockstarre auf. Zwei von ihnen lief los um einen Lehrer zu rufen. Der andere kniete sich zu Calvin und redete auf ihn ein. Eblis jedoch wich immer weiter zurück.

Er hatte es freigelassen.

Er hatte ihm die Kontrolle überlassen.

Schonwieder.

Er war ein Monster. Er hätte Calvin fast getötet.

Ruckartig drehte er sich um und lief davon.

Vor den Konsequenzen.

Vor seinen Gefühlen.

Vor ihm.

Vor sich selbst.

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1161 Wörter

Hallo :)

Das war das erste Kapitel, ich hoffe es hat euch gefallen ^^

Ich werde gleich noch die Kapitel von Eblis und Calvin veröffentlichen, dort habe ich Bilder gemalt, wie ich mir sie vorstellen würde. Natürlich kann sie sich jeder individuell und nach seinem Geschmack vorstellen, doch meine Variante würde ich euch auch gerne zeigen :)

Bye ihr Nachteulen 🦉

The secret behind himWo Geschichten leben. Entdecke jetzt