Eblis konnte sich nicht bewegen. Er war gefesselt. Gefangen. Sehen konnte er nichts. Er versuchte die Augen zu öffnen, doch sie klebten zu. Egal wie sehr er es versuchte, sie gingen nicht auf.
Plötzlich hörte er einen Schrei. Einen Schrei, als wäre es der, eines verzweifelten Tieres, das kurz vorm Tod ist. Ein Schrei, der so viele Gefühle aufbrachte. Ein Schrei voller Panik. Ein Schrei der Angst. Ein Schrei des Verrates. Aber auch ein Schrei voller Zuneigung und Liebe.
Das Erschreckende an dem ganzen war, dass er den Schrei kannte. Beziehungsweise die Stimme, die schrie. Doch er konnte sie nicht zuordnen. Je mehr er wissen wollte, wem diese Stimme gehörte, desto weniger wusste er es. Desto weniger wusste er insgesamt. Er wusste nicht mehr, wen er alles kannte. Er hatte es vergessen. Dies ging so weit, dass er nichteinmal mehr seinen eigenen Namen wusste.
Ein leichter Druck bildete sich auf seiner Brust. Was war das? Der Druck wurde immer stärker. Dazu kam ein lautes, helles Piepsgeräusch, das ununterbrochen lauter wurde. Eblis wollte schreien, doch er konnte nicht.
Der Schmerz in seinen Ohren und auf der Brust wurde immer stärker. In seinen Kopf drehte sich alles.
Und plötzlich, von einer Sekunde auf die andere, hörte es auf. Das Piepsgeräusch und der Druck auf seiner Brust verschwanden. Er konnte sich wieder bewegen.
Eblis öffnete die Augen.
Aufrecht saß er im Bett. Er war voller Schweiß und zitterte am ganzen Körper. Panisch sah er sich um. Erst, als er sich sicher war, dass er im Gästezimmer von Rimmon war, konnte er erleichtert durchatmen.
Dies war einer der vielen Alpträume, die Eblis seit dem Tod seiner Mutter hatte. Fast jede Nacht plagten sie ihn. Eigentlich konnte man sie nicht als Alpträume bezeichnen. Es waren viel mehr Erinnerungen und Gefühle in einem Traum zusammengefasst. Eblis hasste sie. Er konnte sie nicht loswerden, egal wie sehr er es versucht hatte. Vor einem Jahr hatte er aufgegeben es zu versuchen. Vor einem Jahr hatte er eingesehen, dass sie nie verschwinden werden. Dass sie immer ein Teil von ihm sein werden. Seitdem hatte er sich einigermaßen an sie gewöhnt.
Eblis schaute auf den Digitalwecker. 05:48. So früh? Er zog die Beine an sich und rollte sich zu einer kleinen Kugel zusammen. Jetzt würde er sicher nicht mehr schlafen können.
Einen Moment blieb er noch liegen. Dann stand er auf. Er machte das Bett und begab sich in das Bad nebenan. Er sperrte die Tür zu und zog sich aus. Er brauchte jetzt eine warme Dusche.
Eblis faltete die Kleidung ordentlich zusammen und legte sie auf den geschlossenen Klodeckel. Dann stieg er in die Dusche.
Den Blick in den Spiegel hatte er vermieden. Er wusste wie er aussah. Er hatte sich schon oft genug gesehen. Er war nicht männlich. Nicht männlich genug. Normale Männer, wie Calvin oder Rimmon, waren größer, hatten Muskeln und waren selbstbewusster. Er war klein und schwach, ohne Muskeln. Selbstbewusst. Das war er auch nicht. Aber wie konnte er auch mit diesem Körper. Er hätte doch wenigstens dünn sein können, doch das war er auch nicht. Er war fett und hässlich. Das hatte ihm Calvin auch schon oft bestätigt. Seine jetzt verschwitzten Haare und sein Gesicht, dem man ansah, dass Schlaf fehlte, machten ihn auch nicht schöner.
Eblis hatte sich nach dem Tod seiner Mutter angewöhnt eine Mahlzeit am Tag auszulassen. Dies funktionierte gut, da sich niemand mehr um ihn Sorgen machte. Da ihm niemand mehr sagte, er solle mehr Essen und er somit auch keine Schuldgefühle hatte, wenn er es nicht tat.
Seufzend drehte er die Dusche an. Das Wasser war von Anfang an auf die perfekte Temperatur eingestellt. Es prasselte warm auf Eblis' helle Haut. Es wusch den Alptraum und all die schlechten Gedanken, die Eblis quälten, für eine kurze Zeit ab.
Er konnte jedoch nicht zu lange in der Dusche bleiben, da er erstens Wasser sparen und zweitens Rimmon nicht wecken wollte. Also stieg er schon nach kurzer Zeit wieder aus der Dusche. Er schnappte sich das Handtuch, welches über dem Heizkörper hing und trocknete sich ab. Er wickelte sich das Handtuch um, nahm die Klamotten und ging wieder ins Gästezimmer. Dort zog er sich das frische Zeug an. Es war ein weißes Hemd, eine Jeans. Außerdem hatte Rimmon ihm noche einen schwarzen Gürtel gegeben, denn, wer hatte es gedacht, die Klamotten waren ihm zu groß.
Eblis sah nocheinmal auf den Wecker. 06:19. Was könnte er die Zeit noch machen, bis Rimmon wach werden würde? Vielleicht würde es ihn freuen, wenn er ein fertiges Frühstück hätte. Ja, das war eine gute Idee. Schließlich musste sich Eblis irgendwie bei ihm revanchieren.
__________________________________________771 Wörter
Hallo:) ich wünsche euch allen frohe Weihnachten. Ich hoffe ihr habt schön gefeiert
DU LIEST GERADE
The secret behind him
أدب المراهقينEblis, 17, muss mit einer Art Dämon in sich leben. In der Schule wird er gemobbt und auch Zuhause hat er niemanden mit dem er darüber sprechen kann. Doch durch einen Zwischenfall verändert sich Eblis' Leben. ________________________________________...