Kapitel 2

106 4 2
                                    

Als ich das Handy an mein Ohr legte, wusste er, dass ich abgehoben hatte und zischte: "Wer hat den Anruf angenommen, Liliana?"

"Welchen Anruf?", stellte ich mich dumm.

"Stell dich nicht dümmer als du bist.", schrie er mich an. "Sag mir die Wahrheit!"

Ich zuckte unwillkürlich zusammen und stützte mich am Tisch ab. Es wäre besser in einem anderen Zimmer weiter zu telefonieren. Doch Lisa legte ihre Hand an meinen Arm und bedeutete mir zu bleiben. Sie sah mich besorgt an, wodurch ich blieb.

"Also?", donnerte er weiter.

"Ich habe mein Handy auf dem Weg verloren. Eine Frau hat es mir wieder gebracht.", log ich trotzdem weiter.

"Das war ja wieder typisch.", erklärte er als ich mich wieder hinsetzte.

"Weswegen rufst du an?", schluckte ich.

"Das Wetter zeigt nichts Gutes, aber ich will das du nach Hause kommst, verstanden? Du bleibst nicht länger da."

"Es fliegt aber ...", fing ich an.

"Doch einer fliegt und denn nimmst du, verstanden?"

"Dad ...", begann ich wieder.

"Liliana!", schrie er wieder. "Du wirst diesen Flieger nehmen, hast du mich verstanden?"

"Das ist zu gefährlich, Dad.", schüttelte ich leise den Kopf und sah zu meiner Tasse.

"Du wagst es nicht mir zu widersprechen, hörst du? Wenn du zuhause bist, ich schwöre ...", ab da legte ich das Handy auf den Tisch, ich bekam Kopfschmerzen, wenn er so laut schrie.

Ich verstand ihn auch so mehr als gut war. Ich hasste es, wenn er mich beschimpfte, was nicht nur er tat. Als er endlich auflegte folgt Stille.

            Das Handy zeigte an, dass der Anruf beendet war.

Ich stützte meinen Kopf in eine Hand, mein Handfläche bedeckte meine Stirn, meine Haare fielen über meine Schulter und ich holte tief Luft.

"Dein Dad ...", fing Christina an. " ... scheint nicht sehr ..."

"Er ist sehr direkt.", nickte ich und strich meine Haare zurück.

"Was hat er gesagt?", erkundigte sich Lisa vorsichtig.

"Ich soll nach Hause kommen.", sah ich zu ihr. "Mit dem nächsten Flieger."

"Der fliegt in zwei Stunden, aber das ist unverantwortlich.", schüttelte sie den Kopf.

"Wenn ich nicht fliege, dann ...", ich brach ab und stand auf. "Tut mir leid."

Ich eilte aus der Küche und rauf in mein Zimmer, als ich die Tür geschlossen hatte, ließ ich mich an der Tür herunterrutschen und blieb dort sitzen, stumme Tränen rannen meine Wangen herunter ohne jegliche Geräusche.

"Vielleicht ist es besser.", dachte ich. "Wenn das Flugzeug abstürzt hab ich es endlich aus dieser Lage geschafft. Dann bin ich frei."

Nach einer gefühlten Ewigkeit stand ich auf und ging zum Spiegel rüber. Ich begann mein Lieblingslied zu singen, leise und so wie ich es liebte. Während ich mich betrachtete. Meine Augen waren gerötet und ich sah blass aus. Langsam zog ich mein Oberteil hoch und offenbarte das was von dem tiefen blauen Fleck übrig geblieben war. Er zog sich entlang meiner Hüfte und endete kurz vor dem Bauchnabel. Ich schloss meine Augen, während ich zurückdachte. An den Tag vor knapp fünf Monaten. Als meine beiden Brüder auf mich los gingen und mich zu Boden stießen und traten. Ich verdrängte meinen Vater, der alles beendet hatte.

            Eine Träne fand den Weg runter, als ich eine Hand an meiner Schulter merkte und meine Augen öffnete. Lisa.

Sie sah mich an, entsetzt. Sie starrte auf den blauen Fleck. Er war nicht mehr so stark, aber nach fünf Monaten immer noch zu sehen. Was er angerichtet hatte ...

Ich wollte das Oberteil wieder herunter ziehen, aber sie hielt meine Hand fest und zog es noch ein Stück höher.

"Wer war das?", flüsterte sie.

Ich schwieg, ich durfte nichts sagen.

"Sag es mir.", bat sie. "Wir können dir helfen."

"Mir kann keiner helfen.", flüsterte ich verzweifelt und schluchzte. "Ich bin gefangen in diesem Leben."

So zog mich an sich und hielt mich fest. Als würden wir uns schon ewig lange kennen. Sie gab mir halt, als ich wieder anfing. Bis wir irgendwann am Boden saßen und meine Tränen endlich versiegten.

"Wer war das?", wiederholte sie leise und wiegte mich hin und her. "Sag es mir, bitte."

"Eddie und Jeff.", murmelte ich. "Und ... mein Dad."

You changed my LifeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt