Dem Tod entgegenlaufen

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Ein paar Minuten saß ich noch dort, geschockt von dem was Thomas gerade gesagt hat. Ich wusste nicht wirklich was ich gerade denken sollte. Wieso sollte Gally eifersüchtig sein, wenn es doch ein Fehler war und außerdem meinte Thoma es wirklich ernst das ich hübsch bin? Ich schüttelte die Gedanken schnell ab und ging zurück in meine Hütte in welcher Chuck immer noch friedlich schlief. Ich zog ihm die Decke über die Schultern und gab ihm einen Kuss auf die Haare. Er war schon wie ein kleiner Bruder für mich. Ich zog eine Decke und ein Kissen aus der Box neben dem Bett und legte mich auf den Boden neben das Bett. Klar ich hätte Chuck auch wecken können aber es sah einfach zu friedlich aus. Ich lächelte leicht und fiel schon in einen tiefen Schlaf. 

"Taja! Thomas hat mir mein Spielzeug weggenommen." weinte Chuck in meinen Armen und funkelte Thomas böse an. Er lachte jedoch nur und wedelte vors Chuck Nase mit dem kleinen Auto herum. Als ich versuchte es ihm aus der Hand zu nehmen zog er es schnell weg und fing an zu laufen. Es war ein Katz und Maus Spiel zwischen Thomas und mir. Kurz bevor ich ihn erreichte hielt mich eine Hand zurück. Sie war eiskalt und die langen Fingernägel drückten sich leicht in meine Schulter. Die Haut sah schon etwas älter aus und zeigte die Adern darunter bei jeder kleiner Bewegung. Die Stelle an der sie mich berührte erfror förmlich. Ich blickte jedoch nicht hinauf obwohl ich es krampfhaft versuchte. Doch hatte ich keinen Einfluss auf das was ich tue oder sage. "Kinder." sprach eine leise Stimmer. Genauso eiskalt klingend wie die Hand auf meiner Schulter. Thomas zog den Kopf ein und blickte beschämt zu Boden. "Thomas. Gebe es Chuck zurück und geh zurück zu deinen Aufgaben." befahl sie ihm streng und er lief auch sofort los mit beschämt, ängstlichem Gesichtsausdruck. Ihre Griff an meiner Schulter wurde fester und ihre Nägel drückten sich durch meine Haut. Ich merkte einen Bluttropfen mein Schlüsselbein hinunterlaufen. "Es war ein Fehler dich hierher zu holen." flüsterte sie eher zu sich selbst bevor ich einen kalten Blick in meinem Nacken spürte. "Taja. Geh auf dein Zimmer. Wir haben heute noch ein paar Tests mit dir vor. Du solltest dich ausruhen. " sprach die feste Stimme hinter mir und schob mich in Richtung der Schlafzimmer. Ein Mädchen saß auf einer Bank im Gang und sah mich mit einem bemitleidenden Blick an.  Sie kam mir bekannt vor doch fiel mir kein Name zu dem Gesicht ein. Im vorbeigehen steckte sie mir unbemerkt einen Zettel in die Hand. Sie schubsten mich in mein Zimmer und schlossen die Tür hinter mir ab. Ich rieb mir das Knie auf das ich viel und setzte mich ins Bett. Der Zettel knisterte kurz in meiner Hand. Langsam faltete ich ihn auseinander und erstarrte. "Lass dir keinen Schmerz anmerken. Du bist stärker als wir alle zusammen." stand in krakeliger Schrift. Die Schrift die mir bekannt vorkam. Erst als die Tür wieder aufgerissen, ich mitgezogen und an einen Stuhl gebunden wurde kamen meine Gedanken wieder zu mir zurück. Das Zimmer weiß wie Schnee, gefüllt von Menschen und medizinischen Werkzeugen machte mir panische Angst. Ich spiegelte mich in einem der Scheiben und merkte wie jung ich war. Vielleicht gerade mal 11 Jahre alt. Doch das verschwommene Gesicht einer Frau ließ mich zurückschrecken. Sie starrte mich an und gab ein Handzeichen. Dann hörte ich nur noch meine eigene Schreie.

"Taja? Was ist los?" rief Chuck leicht panisch. Ich saß aufrecht im Bett und hatte Tränen in den Augen. Chuck hat mein Arm fest umgriffen und zitterte leicht. "Was ist passiert Chuck?" fragte ich leise und wischte mir die Tränen von der Wange. Er blickte zur Tür und sah mich wieder an. "Du hast im Schlaf geredet und geweint. Plötzlich hast du angefangen zu schreien und um dich zu schlagen. Hast mich sogar erwischt." flüsterte er. Mein Blick glitt zu seiner Wange wo sich ein roter Fleck bildet und hinüber zur Tür. Dort stand Newt und blickte besorgt zwischen mi und Chuck hin und her. Ich strich vorsichtig über Chucks Wange ohne ihm noch mehr wehzutun. "Es tut mir so leid Chuck. Ich hatte einen verstörenden Traum. Bitte verzeih mir." flüsterte ich leise und zog ihn fest in meinen Arm. Er schlang die Arme um meine Taille und drückte sein Kopf an meine Schulter. "Ist schon ok Taja. Du hast mir solche Angst gemacht." murmelte er in mein Shirt. "Ich geh aber lieber kurz zu den Sanis." sagte er und löste sich von mir. Er nickte Newt zu und verließ meine Hütte während Newt sich neben mich setzte. "Was war los Taja?" fragte er nach einer kurzen Stille. Ich wusste nicht ob ich es ihm erzählen soll oder ob er mich dann für verrückt hält. "Ich denke es war alles ein wenig viel die letzten Tage. Zu wenig geschlafen." antwortete ich daher. Sein Blick zeigt mir das er mir nicht ganz glaubte aber beließ er es dabei. "Taja. Wir machen uns wirklich Sorgen um dich. Ich denke es wäre besser wenn du heute mal einen ruhigen Tag einlegst. Ich werde Pfanne bescheid sagen und sorge dafür das du in Ruhe duschen kannst." sagte er ohne mich anzuschauen und trotzdem nickte ich. Er stand auf und öffnete die Tür doch drehte sich nochmal um. "Wenn du über deinen Alptraum reden willst, komm zu mir. Ich werde dich niemals für verrückt halten." sagte er und ließ die Tür hinter sich zufallen. Kann dieser Junge in meinen Kopf schauen oder hab ich etwas gesagt ohne etwa zu merken. 

Es war schon relativ spät am Abend als ich auf dem Weg zu den Duschen war, als Chuck mich abfing. "Hey, Taja. Geht es dir besser." fragte er fröhlich. Sein normales Lachen war wieder da und es steckte mich an. "Alles in Ordnung Chuck. Ich wollte nur duschen gehen. Wie geht es deiner Wange?" fragte ich ihn und drehte sein Kopf sanft zur Seite. Er schlug aus Spaß meine Hand weg und sein Grinsen erreicht fast seine Augen. "Alles wieder gut. Tut kaum noch weh." lachte er und streckte mir die Zunge raus. "Ich sag schnell Bescheid, damit jemand die Tür bewacht. Geh ruhig schon vor." sagte er schnell und lief davon. Ich musste lachen denn es sah aus als würde er gleich hinfallen. Ich verschwand in den Duschen und machte mich gerade fertig als mir auffiel das ich mein Handtuch vergessen habe. Also zog ich mein Oberteil wieder an und ging geradewegs durch die Tür als ich gegen ein muskulösen Rücken stieß. Ich blinzelte gegen die Sonne und erkannte Gallys Gesicht. "Was willst du denn bitter hier?" zischte ich ihn an. Er blinkte zu mir herunter und seufzte. "Ich soll deinen verkackten Wachhund spielen, damit die Prinzessin in Ruhe duschen kann." antwortete er genervt. Seine Aussage ließ mein Blutdruck hochfahren. "Ich hab nicht darum gebeten das jemand auf mich aufpassen muss." zischte ich bissig zurück. Er verdrehte die Augen und wischte sich Schweiß von der Stirn. "Stimmt weil du dich ja so gut wehren kannst, wie damals mit Ben in der Sanis Hütte." sagte er verächtlich. Das brachte das Fass zum überlaufen. "Es reicht mir Gally. Ich hab keine Lust mehr mich von dir verletzten zu lassen. Denkst du ich mache das hier alles gerne? Diese verdammte Sonderbehandlung geht mir auf die Nerven. Ich habe keine Sekunde Ruhe mehr und darf mir hier auch noch dein beschissene Gelaber anhören. Deine scheiß Art verletzt mich immer wieder. Denn für mich hat dieser eine Kuss etwas bedeutet. Aber jetzt ist es mir einfach total egal. Mir ist alles hier scheiß egal. Es gibt Momente in dem ich mir wünsche Tod zu sein. Denn du zeigst mir jeden Tag das ich hier ungewünscht bin. Ich kann das alles nicht mehr, Gally. Ich kann und will nicht mehr." schrie ich ihn an. Ließ meine Wut und Verzweiflung heraus und als ich realisierte was ich gerade gesagt habe rannte ich los. Blind, mit Tränen in den Augen rannte ich auf die Öffnung in der Mauer zu, die sich gerade dabei waren zu schließen. Ich hörte mehrere Stimmen meinen Namen rufen doch sah ich in dem Moment nur ein Ausweg aus dieser Hölle hier. Bevor die Mauern sich endgültig für die Nacht schlossen, rannte ich hindurch und blickte noch ein letztes Mal zurück. Denn ich hab gerade mein Ende persönlich mit meinem Blut unterschrieben.

Gallys MädchenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt