THREE: Imperfekt

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Clark's P.o.V

Augenkrebs war das Erste, was mir ins Gedächtnis sprang beim Anblick dieser potthässlichen Gegenstände. Ein Schandmal für meine Augen.

Eine kunterbunte Wanduhr, verziert von Kinderhänden, komischen Rauten und Elementen, stach mir so sehr ins Auge, worauf ich erneut das Gesicht verzog.

Ich schluckte den Ärger hinunter, der in mir aufkam. Mein Blick legte sich auf meine zusammengefalteten Hände.

Schau bloß nicht auf deine Armbanduhr, mahnte ich, mich zu sagen.

Ansonsten würde Frau Doktor erneut nach ihrem quietschbunten Notizbuch mit samt Puschel-Kugelschreiber greifen und alles notieren. Immer, wenn ich den Blick auf meine Uhr wandern ließ, wurde es dokumentarisch festgehalten.

Meine scharfsinnigen Augen schweiften von der potthässlichen Uhr zurück zur bunten Wand. Wie ich schon zu sagen pflegte, gab mir nicht nur dieser Gegenstand ein Gefühl von Fremdscham, sondern selbst der ganze Raum schrie danach.

Oh man ich war wirklich in Villa Kunterbunt gelandet.

Jede Wand, in einer bunten Farbe gestrichen. In Gelb, Rot, orange, Grün und sogar in Blau. Die Komplementärfarben.

Vielleicht sollte diese gute Frau lieber sich, als mich therapieren, schoss es mir ins Gedächtnis.

Dr. Preachard war eines von den Ärztinnen, die glaubten mich vor dem großen Absprung bewahren zu können. Allerdings waren dessen Räume schlicht weiß gehalten und entpuppten sich nicht als bunte Wände, die einem in den Wahnsinn treiben konnten.

Und mit Bunt, meinte ich wirklich bunt. Sowohl die quietschbunte Uhr, als ihr Puschel-Kugelschreiber, dem sie von einem Grundschüler geklaut haben musste. Selbst ihre Klamotten spiegelten eine bunte Farbkombination wieder.

Heute trug die gute Frau Doktor ein senfgelbes Kleid, dazu knallrote Schuhe und orangene Kreolen. Für ihre dunkle Haut, waren die Farben wie Neonfarben. Aber für meinen Geschmack strahlten diese Farben zu viel Fröhlichkeit aus.

Die fröhliche Therapeutin sah mich von der Seite aus an und hüllte sich weiterhin in Schweigen. Als fragte sie sich wohl insgeheim, wann ihr Patient dem allen nachgeben würde.

Obwohl ich nicht zu den Typen gehörte, der den Mund hielt, sondern gerne den Ton angab, schwieg ich sie alle an. Sie erhofften sich wohl, dass ich meine Stimme erheben würden. Wahrscheinlich erhofften sie sich, dass ich aus purer Langeweile, etwas sagen würde. Und es gab nichts Schlimmeres als Langeweile.

Erneut ließ ich den Blick über die Wanduhr wandern, nur um die Uhrzeit aus weiter Entfernung ablesen zu können.

»Die Uhr sieht einfach nur scheiße aus.«, war das erste, was ich zum besten gab. Wie ich schon sagte: Wenn die Langeweile mich einholte, konnte ich durchaus wortgewandt werden.

Ich musste nicht einmal den Blick von der Uhr nehmen, um zu wissen, dass meine Worte die Therapeutin nicht kalt gelassen hatten.

Dr. Preachard hob das Kinn an. »Und wieso finden Sie die Uhr nicht schön?«

Kopfschüttelnd betrachtete ich den Gegenstand erneut und kniff die Brauen fest zusammen. »Ist es nicht offensichtlich? Es ist zu bunt und strahlt zu viel Positivität aus.«

Sie überschlug das eine Bein auf das andere und richtete sich in ihrem Stuhl auf. »Wieso finden Sie denn diese Uhr nicht schön, Mr. Larson?« Sie griff nach ihrem Notizbüchlein und begann sich wieder etwas darin zu notieren. »Sind Sie kein Freund von bunten Farben?«

BOSS of FightsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt