TEN: Verlassen

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Millie's P.o.v

Nie hätte ich gedacht, dass alle Schritte mich zurück zu diesem ort bringen werden, wo alles begann. Dabei begrüßte mich eine gähnende Leere und ein kleiner Kältezug fegte mir über die Haut.

Der Raum, der so viel von seiner Autorität ausstrahlte, verendete in einem verkümmerten Platz, wo alle Möbel von einer größeren Staubschicht bedeckt wurden. Mittendrin wanderte mein Blick zum großen verglasten Schreibtisch, der von Staub überzogen wurde, dass das Glas nur noch stumpf und matt war. Es war sein Thron, über den er geherrscht hatte. Sein Schreibtisch, der ihm eine gewisse Macht verliehen hatte. Manchmal wurde er von Papierstapeln bedeckt, bis sie eines Tages sich auf dem Couchtisch häuften, weil der Schreibtisch zu klein wurde.

In der Ecke entdeckte ich die trostlose Stelle, wo vorher sein großes langes Bücherregal stand und dieses alle kostbarsten Werke von allen möglichen Schriftstellern enthielt. Jetzt hingegen stapelten sich mehrere Kartons und nur die Couch blieb zurück, die mit einem weißen Bezug abgedeckt wurde.

Ein Gefühl von Melancholie kam in mir auf, bei dem Gedanken in Clark's Büro zu stehen, was so verlassen aussah, als hätte nichts von dem damals existiert. Dabei hatte er diesem Raum so viel Macht verliehen, ihn für sich eingenommen, wann immer er hier war.

Bei den Gedanken hier ohne ihn zu sein, wurde mir schlecht. Fassungslos blickte ich zur Skyline und atmete tief durch. Ich konnte es kaum fassen, dass alles so eine schreckliche Wendung nahm. Hier ohne ihn zu sein und so viele Veränderungen zu erleben. Ace Kidd sollte nun mein Mentor werden und mir die Werte von der Kanzlei vermitteln, auf die hohen Wert gelegt wurden. Von der Ethik, bis hin zu der Philosophie von Choose&Harpers.

Jeder Mensch wäre froh über diese Möglichkeit gewesen, doch alles, was ich in diesem Moment an fühlte, war nichts als Trauer, Wut und Enttäuschung. Wenn ich jemals gewusst hätte, wohin mich das hier bringen wird, hätte ich niemals diese Chance ergriffen.

Wie hätte er es betrachtet? Würde er sich von alle dem unterkriegen lassen oder für seine Zukunft kämpfen? Steckte er selbst in einem verstrickten Netz von Schwierigkeiten?

Doch so, wie ich seinen Dresscode in Erinnerung behielt, hatte er es wirklich gelebt. Clark Larson hatte sich in den Modemarken wie Armani und Boss gesuhlt.

Selbst bei dem Kleid hatte er ein Gespür von Mode gezeigt. Blau, abgestimmt auf seine Krawatte, ein maßgeschneidertes Kleid, was mir wirklich wie eine zweite Haut passte. Ich war in diesem Kleid vor Stolz aufgegangen und von dem Moment an war es mir egal, dass all meine Problemzonen vielleicht zu sehen wären. Er hatte es für mich anfertigen lassen, damit alles in den Hintergrund gestellt wurde.

Was würde ich alles dafür geben, um noch einmal mit Clark im Macy's shoppen zu gehen. Ein Blick in seine grünen Augen zu riskieren und jede Antwort aus ihnen abzulesen. Seine Reaktion zu sehen, wann immer ihn etwas überzeugt hatte.

Wie es wohl mit Ace Kidd sein wird? Ich hatte nicht die geringste Ahnung.

Was wäre, wenn er meine Corsage entdeckt? Wie wird er darauf reagieren?

Noch immer hatte ich die Stimme meines Exfreundes im Ohr. Seine Beschwerden über die Veränderung nach der Schwangerschaft. Der Körper veränderte sich, die ersten Dehnungsstreifen kamen und die Haut leierte aus. Wie viele Jahre hatte ich mit diesem grausamen Narzissten geteilt, die nur in Tränen endeten?

Nie hatte es in all den Jahren einen Mann gegeben, der mich wahrgenommen hatte. Und dann stieß Clark in meinem Leben und stellte es komplett auf dem Kopf. Er stellte nichts in Frage, sondern hatte wirklich in mein Innerstes blicken können. Clark hatte mich wirklich gesehen. Gerade bei diesem Gedanken verspürte ich einen intensiven Schmerz. Es schmerzte, zu wissen, dass es nie wieder diesen einen Menschen geben wird, der mich entdeckt hatte. Für den ich authentisch bleiben konnte, für den ich jede Träne wert war.

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