Clark's P.o.V
Die Wutschwaden, die mich wie Geier umkreisten, lösten sich langsam auf, nachdem ich Villa Kunterbunt verlassen hatte.
Seitdem bekam ich ein Gefühl von Erleichterung. Ich war erleichtert, dass ich die Sitzung hinter mich bringen konnte und zeitgleich aber auch enttäuscht, dass es immer noch kein Ende nehmen würde. Denn so, wie ich mich mit meinen Facetten zeigte, versagte ich auf erster Linie. Ich hatte es nie besser machen wollen. Ich war nie gut darin gewesen mich zu offenbaren. Vielleicht lag es daran, dass ich nie etwas von mir preisgeben musste. Niemals meine Seele offenbaren musste. Niemals den anderen zeigen musste, wer ich wirklich war.
Jetzt hier zu sein, sich ganz von einer anderen Seite zu zeigen, zerrte an meinen Nerven.
Als ich gerade tief nach Luft geschnappt hatte, richtete ich den Blick aufs Meer. Blaues Meer, ein Traum von einem Sandstrand, der gut besucht war. Und doch ermüdete mich dieser Ort von Tag zu Tag mehr.
»Ich glaube, ich muss nicht nachfragen, was vorgefallen war, oder?«
Unmittelbar drehte ich mich um und erkannte, wie sich mein Betreuer Yanis Claes neben mich gesellte und mit seinen Augen meinen Blicken folgte.
»Wir haben bombastisches Wetter oder?«
Zähneknirschend löste ich mich von dem Fenster und senkte die Augenlider zu Boden. »Wir haben mal wieder Sonne. Wie gestern und vorgestern.« Tatsächlich entfernte ich mich vom Fenster, nur um ihn dann in die Augen zu blicken. »Und es wird wohl selbst Morgen und Übermorgen bombastisches Wetter geben.«
Yanis schüttelte sich das blond gefärbte Haar und fasste sich an sein Kinn.
Mein Betreuer stand mir seit zwei Monaten bei und passte nur darauf auf, dass ich ihm keine Schwierigkeiten machte. Manchmal da wollte ich einfach von allem meine Ruhe haben, doch tief im Inneren wusste ich, dass ich froh war, jemanden zu haben, der mich vor dem Absprung bewahrte.
Yanis Claes war nämlich alles andere, als das, was ich von einem Betreuer gehalten hätte. Er war jung, in den Zwanzigern und hatte seine Heimat Belgien für die USA verlassen. Kalifornien war für ihn ein langersehnter Traum, den er sich erfüllen wollte. Bevor Yanis als Betreuer in der Klinik angefangen hatte, hatte er in Brüssel als DJ die Musik in Clubs aufgelegt. Allerdings hatte er sich nach Abenteuern gesehnt, weshalb er Belgien verließ und hier in Kalifornien gelandet war. In einem Staat, welches sich zwischen arm und reich unterscheiden konnte.
Ich bewunderte den jungen Mann für seinen Enthusiasmus und für seine Stärke, die er aufbrachte. So eine Entscheidung traf man nicht so einfach und doch hatte er seine Musikkarriere an den Nagel gehängt, um hier in Kalifornien als Betreuer zu enden.
Ich zitierte: um als meinen Betreuer zu enden.
Nun war er hier, um mir auf die Nerven zu gehen.
Meine Augenlider stellten sich auf halbmast, weil mich solch eine Müdigkeit übermannte. Am liebsten hätte ich nicht vor seiner Gegenwart gegähnt, um zu zeigen, wie kaputt ich im Nachhinein war. Aber weil ich es nicht mehr aufhalten konnte,kam so es über mich.
»Clark, ich denke du brauchst mehr Schlaf.«
»Mhm.«, mit geschlossenen Augen nickte ich, ehe ich mich mehr an der Wand abstützte und direkt leicht weg döste. Unvermittelt legten sich seine Hände um meinen Oberarm, um mich von der Wand wegzuziehen. »Na komm, ich bringe dich wieder auf deinen Zimmer. Du solltest den Schlaf nachholen, der dir in letzter Zeit des Öfteren fehlt.«
Und ehe ich in einem Sekundenschlaf fallen würde, ließ ich mich doch unfreiwillig von ihm wegziehen.
Schon beim Betreten meines „Zimmers" war ich wieder von einer Leere umgeben. Dieser Anblick ermüdete mich sehr. Diese terrakottafarbenen Wände, die gut zur kalifornischen Sonne passten. Dazu das offene Fenster, was dennoch verschlossen blieb. Hier war alles mit Farben gefüllt und doch blieb der Raum kahl und unpersönlich. Keine Fotos hingen an den Wänden, keine Dekoration fand sich hier ein. Nein, denn ich schlief immer noch im kleinen Bett, schaute immer wieder mit dem Blick aufs Meer hinaus und betrachtete immer noch das abstrakte Gemälde an der Wand. Das Gemälde wollten sie abhängen, da mich die Farben doch sehr triggern würden. Bis ich darauf bestand, dieses Gemälde zu behalten. Das Bild war ein Farbenspiel aus gemischten Farben. Nichts Kunterbuntes, nichts Schrilles, sondern ein abstraktes Bild, vermischt mit Blautönen, Rottönen und einem Hauch von Grasgrün. Es erinnerte mich an so vieles. An das saftige Grün vom Central Park, an das leuchtende Meer Hawaii's und an den rotgetauchten Himmel Cheyenne's.
DU LIEST GERADE
BOSS of Fights
RomanceBand 3 der BOSS Reihe Gefallene Träume, kaputte Liebe, Neuanfänge. Eine Nacht kann alles verändern. Hoch aufgestiegen, um wieder tief in den Abgrund zu fallen, findet sich Clark in einem Strudel von Problemen und Konflikten wieder. Von jetzt auf g...