SIX: Evan Choose

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Millie's P.o.V

Meine Finger nestelten nervös an meinem Reißverschluss herum, der einfach nicht zugehen wollte. Manchmal spielte mir das Schicksal echt einen miesen Streich, wenn es um eine Chance ging, die ich ergreifen könnte.

Vor wenigen Tagen saß ich noch draußen bei Sonnenschein auf der Veranda und zerbrach mir den Kopf darüber, was wohl richtig oder falsch wäre. Nächtelang hatte ich wachgelegen, während ich auf der Suche nach einem Hinweis war. Eine Antwort, die mich zufriedenstellen würde.

Nur welche wird die perfekte Antwort und Lösung aller Probleme sein? An welchen Entscheidungen würde ich zu Grunde gehen, sie abgrundtief bereuen oder lieben?

Eines war mir durchaus bewusst: Nämlich dass man nicht selbst an sich zweifeln sollte, wenn sich diese Entscheidung nicht gut anfühlte.

Mit einem Koffer voller Hoffnungen stieg ich in den nächsten Flieger nach Manhattan ein und begab mich auf die Suche nach der nächsten Antwort.

Wenn ich nur gewusst hätte, dass selbst mein Etuirock seine guten Tage schon längst hinter sich gebracht hatte, wäre ich nicht ins Park-Avenue-Gebäude gestürmt.

Immer wieder hoffte ich auf ein Zeichen, welches mir signalisierte noch umzukehren. Niemals das Gebäude zu betreten, wo bereits die perfekte Chefin auf mich warten würde. Aber sobald mir selbst der Sicherheitsbeamte mir mein Besucherausweis aushändigte, war mir klar, dass sich nichts von meinem Weg abbringen wird.

Gedankenverloren passierte ich die Fahrstuhltüren, bevor ich einen letzten Blick zurück nach draußen warf und sich die Türen langsam schlossen. Während der Fahrstuhl jede Person mitnahm, die sich mit mir in dem Lift drängten, zählte ich die Sekunden, bis ich oben ankommen würde. Erst als sich der Fahrstuhl langsam leerte und bei einem Stockwerk ins Stoppen kam, öffneten sich die Türen.

Mein Herz setzte aus, als ich den Kontakt mit grünbraunen Augen machte. Ace Kidd, der ein breites Grinsen auf den Lippen trug, schob sich an die anderen vorbei und blieb direkt vor mir stehen. Seine Augen fingen an zu leuchten und seine Mundwinkel tanzten direkt nach oben.

»Millie.«, begrüßte er mich liebenswürdig und reichte mir wie ein Gentleman die Hand. Ich mochte es, dass er nicht so aufdringlich wurde und mich mit einer Umarmung an sich ziehen wollte. Nein, stattdessen behielt er ein Maß von Anstand bei sich, indem er mir, wie ein Kollege die Hand gab. Dabei klang sein leises Lachen so lebensecht, was mir durchaus selbst ein Grinsen hervorlockte.

Unwillkürlich ergriff ich seine Hand, schüttelte sie und schon nahm er Abstand zu mir. Mit Sicherheit tat er es, damit wir keine Aufmerksamkeit auf uns ziehen würden. Mir war es nicht entgangen, wie die anderen den jungen Mr. Kidd begafft hatten. Kein Wunder, denn er war ein ansehender Mann in der Kanzlei. Während Clark immer das Weite gesucht hatte, machte es sich Ace Kidd zur Aufgabe gemacht, mit den Kollegen Zeit zu verbringen.

So kam es dazu, dass er wenige Worte mit meinem Gegenüber wechselte, der sich als Rechtsanwaltsfachangestellter entpuppte. Mit solchen Menschen hätte Clark zum Beispiel nie den Fahrstuhl geteilt, weder seine Zeit mit ihnen „vergeudet".

Nein, Clark hätte auf jeden Fall die Flucht ergriffen und sich in seinem Büro verschanzt. Hauptsache, er müsste keine anderen Menschen ansprechen.

Vielleicht war es das, was ich an Ace Kidd bewunderte. Wie er mit Hingabe bei allem dabei war und mit ihnen auf Augenhöhe blieb.

Ein Lächeln trat in mein Gesicht, bevor wir die oberste Etage erreichten und Ace mit mir zusammen aus dem Lift stieg. Erst dann wandte er sich mir zu und warf mir ein nettes Lächeln zu.

BOSS of FightsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt