THIRDTEEN: Freunde? Freunde.

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Millie's P.o.V

Pop sagte immer, dass Geld nicht alles sei und es zu sinnvollen Zwecken genutzt wird.

Als Kind hatte ich so sehr meine Freunde bewundert, die ein bestimmtes Barbiepferd hatten. Es war beige, mit weißer Mähne und war traumhaft schön. Mein jüngeres Ich besah darauf dieses Spielzeugpferdchen besitzen zu wollen und plötzlich konnte ich an nichts anderes mehr denken, als endlich dieses Pferdchen zu haben. Tagelang lag ich meinen Eltern damit in den Ohren, äußerte meinen einzigen Geburtstagswunsch, den jedes Kind hatte. Irgendwann verließ ich mein Zimmer und entdeckte dieses große Geschenk auf dem Geburtstagstisch.

Selbst nach Jahren konnte ich diese Vorfreude noch so gut nachempfinden, die ich als siebenjähriges Mädchen hatte. Meine Neugierde wurde so groß, dass ich das Geschenk öffnete und mir die Enttäuschung ins Gesicht geschrieben stand. Anstelle eines beiges Barbiepferdes, fand ein kaputtes schwarzes Pferd hervor. Ein Kindheitstraum zerplatzte und den Frust, nicht das, bekommen zu haben, was dieses siebenjährige Mädchen sich einst gewünscht hatte, tat ziemlich im Herzen weh.

Ich war so am Boden zerstört und ließ meinen Ärger freien Lauf. Dabei fiel dieses Spielzeugpferdchen zu Boden und ein Hinterbein brach ab. Am nächsten Tag fand ich das schwarze Pferdchen auf meinem Tisch zusammengeklebt wieder und musste feststellen, dass es so neuwertig aussah. Wo noch einige Kratzer zu sehen waren, wurden sie mit einem Lackierstift über gepinselt und das zerbrochene Bein wurde mit Pop's Superkleber, den er in seiner Garage aufbewahrte, gekittet.

Alles, was ich in diesem Moment empfand, war nichts als Reue, weil ich so verblendet gewesen war, das Neuste vom neustem haben zu wollen. Dabei war dieses Spielzeugpferdchen viel schöner und so einzigartig, indem meine Eltern mir diesen Wunsch erfüllen wollten. Sie wussten, dass ihre Tochter ein Spielzeugpferd haben wollte. Somit begab sich mein Pop auf die Suche, um seiner kleinen Tochter eine Freude bereiten zu können.

Von da an hatte ich gelernt, dass die materiellen Dinge keine wichtige Rolle spielten.

Jetzt hingegen steckte ich in einem teuren Designerkostüm, was für mein neues Leben eine wichtige Rolle spielen würde. Um mit den Erfolg der anderen anzuknüpfen, müsste ich über meinen eigenen Schatten springen und mich repräsentieren können.

Was vorher noch mit Noname und Secondhand Klamotten zu machen war, würde für meine neue Arbeitsstelle nicht mehr machbar sein. Die Kanzlei legte einen hohen Wert auf Designmarken, ansprechende Kleidung und auf den Status ihres Erfolgs.

Wie gern hätte ich diesen teuren Blazer gegen mein geliebtes graues Kleid eingetauscht, welches nicht nur für mich bequem war, sondern mir ein Gefühl von Freude gab. Ich hatte mich wirklich in meinen Secondhandsachen wohlgefühlt, zu gern meine lockeren Röcke getragen oder war in meinen Chucks gelaufen. Nun steckten meine zittrigen Füße in Plateaus, mit den bekannten roten Sohlen und in einem Rock, der hauteng saß.

Ob ich ein Gefühl von Freude bekam? Garantiert nicht.

Seit fast einer Stunde bummelten Ace und ich im Macy's herum, auf der Suche nach den perfekten Outfits für mein neues Arbeitsleben. Aber jedes Mal, wenn wir die teuren Boutiquen passierten, kamen die Erinnerungen hoch. Erinnerungen, die so schmerzhaft, wie die frischen Wunden selbst waren. Sie ließen die Narben wieder aufreißen, die langsam zu heilen begannen. All das hatte Spuren auf meiner Seele hinterlassen. Bis heute.

Wir waren hier, zusammen und hatten nach Kleidern gesucht. Statt Arbeitskleidung war es mein Brautjungfernkleid. Nie würde ich es vergessen, wie er mich angesehen hatte. Zusammen, händchenhaltend, durch alle Boutiquen, die zu meinem Budget passten. Von dem Moment an war es ihn egal gewesen, in eine normale Boutique zu gehen, was so gar nicht in seine Preisklasse fiel.

BOSS of FightsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt