ACHTZIG - ICH

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Der Mensch, der dich braucht, fleht dich an zu bleiben. Aber der Mensch, der dich wirklich liebt, lässt dich gehen.

«Begrüssen Sie nun mit einem ungezügelten Applaus unsere Gastgeberin: Mona Rochat!», ertönt es schliesslich und ich betrete die Bühne.

Mit eiligen Schritten laufe ich zum Rednerpult der grossen hellen Bühne und überblicke den gefüllten Saal. Ich kann es kaum fassen, dass alle nur meinetwegen hier sind. Es fühlt sich so berauschend an.

«Hallo zusammen! Erstmals vielen herzlichen Dank, dass Ihr so zahlreich erschienen seid. Ich freue mich sehr darauf mein neustes Werk euch vorstellen zu dürfen.»

«Wir verschönern unsere Welt mit Lügen, nur damit wir noch mehr Buntes in unserem Leben haben als zuvor. Es ist aus und vorbei zwischen Oliver Light und Amélie Miller. Bevor es eigentlich richtig ernst wurde. Den Beiden fällt nichts anderes ein, als sich täglich hinter Masken zu verstecken. Alles wird nur vorgespielt, egal ob es sich um Gefühle, Schmerz, Sehnsucht oder auch Verlangen handelt.

Doch eines Tages fallen die Masken und so manche Geheimnisse werden auf dem silbernen Tablett serviert. Wird auch das langersehnte Batman-Rätsel gelüftet? Vielleicht», lese ich die Buchbeschreibung vor und bin voll in meinem Element.

«Die Liebe ist der beste Beweis dafür, dass sich das Leben durch eine einzige Person verändern kann....»

Gerade will ich etwas noch sagen, doch ich werde von einem lauten Pfiff unterbrochen.

Plötzlich steht ein Mann im Saal und pfeift erneut. Er muss wohl mit Tränen der Wut und Verzweiflung in den Augen in den Saal gestürmt sein.

Ich stoppe die Vorlesung und trete hervor, damit ich ihn genauer sehen kann. Die grellen Lichter verdecken mir die Sicht.

Der Mann trägt eine dunkle Jeans und dazu ein weisses Hemd, dessen Ärmel er jeweils bis zum Ellbogen hochgekrempelt hat, was seine muskulösen Unterarme zur Geltung bringen.

Seine dunkelblonden Haare sind nachlässig gestylt, als wäre er mit einer Hand durchgefahren. Ich mag es, dass er sie an den Seiten kürzer trägt.

«Ich bedauere jetzt zutiefst, nicht schon früher auf den Gedanken gekommen zu sein, von mir aus den Kontakt zu dir zu suchen, Mona. Wegen meiner Vorurteile habe ich dich im Stich gelassen. Der Gedanke verfolgt mich, dass alles hätte anders verlaufen können!», sagt er und tritt immer näher.

Seine Stimme kommt mir so bekannt vor, als hätte ich sie schon einmal gehört.

Ich spüre, wie mir sämtliche Farbe aus dem Gesicht weicht, ich ihn fassungslos anstarre. Mein Herz schlägt mir bis in den Hals hinauf.

«Lou-?», stammle ich, aber meine Stimme versagt.

Er betritt die Bühne und steht nun vor mir.

Meine Güte, er lebt! Schisst es mir durch den Kopf. Er lebt! Verdammt nochmals! Aber wie hat er es geschafft?

«Mona, ich weiss nicht, was ich sagen soll. Für mich ist es keine leichte Aufgabe vor einer aussergewöhnlichen Autorin zu stehen. Denn ich weiss ganz genau, dass du besser mit den Worten umgehen kannst, als ich.»

Ich bin sprachlos, vollkommen sprachlos!

«Du hältst dich stetig im Hintergrund, weil du wirklich in vielerlei Hinsicht zu bescheiden bist!»

Ich sehe ihn etwas schief an. «Was willst du jetzt von mir hören?»

«Die Wahrheit!»

«Wie die Wahrheit? Ich war die ganze Zeit aufrichtig zu dir und habe dir nie etwas vorgespielt. Auch nicht die ganze Aktion im Krankenhaus, die Spendenaktion - einfach alles! Ich weiss nicht, was du für mich empfindest. du bist einfach abgehauen», antwortete ich immer noch trotzig.

«Und du sagst mir nie die Wahrheit!»

«Welche denn? Dass niemand die geringste Ahnung hat, wie sehr ich mich in Louis verliebt habe.», murmle ich.

Louis atmet zischend ein und berührt meine Wange. «Das du mir das Leben gerettet hast, verdammt nochmal, ohne dich wäre ich unter der Erde! Ich liebe dich, Mona. Bitte verzeih mir.»

Ich starre in seine Augen. Louis lächelt mich an, seine durchdringend blauen Augen funkeln.

«Ich glaube, wir beide haben einander gerettet...», korrigiere ich ihn und packe ihn am Kragen und zieh ihn zu mir.

«Ich liebe dich auch, Louis.», entgegne ich ihm und wir küssen uns leidenschaftlich.

In jedem von uns steckt diese eine unglaubliche Geschichte, bei der unzählige Wörter nie ausreichen können sie zu erzählen. Als Schriftsteller hat man so einige Möglichkeiten, jemanden mit seinen eigenen Worten entweder zum Lachen oder auch zum Weinen zu bringen. Und egal über welches Thema ich auch schreibe, meine Leser finden es klasse. Dachte ich jedenfalls, bis ich ihn traf. Während dem Schreiben spielen sich in meinem Kopf Szenen ab, die ich ehrlich gesagt noch nie erlebt habe. Doch diese Geschichte über Louis bleibt nach wie vor so einzigartig, wie er selbst. Und wenn ich mich an ihn erinnere, bin ich einfach nur eine wortlose Leserin meiner eigenen Geschichte.

BEFORE YOU SAY GOODBYE | 🇩🇪Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt