Gedankenverloren betrachte ich den Himmel. Genau so mag ich ihn, wenn er mit diesen herrlichen schneeweissen Wolken bedeckt ist, welche langsam, majestätisch an mir hinziehen. Cumulus-Wolken, so heissen diese, glaube ich zumindest.
Ich sitze auf der Terrasse, morgens, halb dösend duselig, stecke mir eine Zigarette an, atmete tief durch und lasse den Rauch durch den Lungenflügel schliessen. Ich weiss nicht, warum ich so ein entsetzlicher Suchtcharakter geworden bin, aber ich brauche das, den Rauch durch mich hinzutreiben.
Und als ich sie fast aufgeraucht habe, zünde ich an ihrer Glut eine neue an. Dieser schmutzige Trick habe ich schliesslich von Simon gelernt.
Ganz plötzlich sitzt Simon vor mir, beugt sich und schaut mich forschend an. Ich habe ihn nicht kommen hören.
«Du hältst dich nicht an die Abmachung, die wir getroffen haben. Seit wann rauchst du wieder?», will Simon wissen und seine schwarzen Augen scheinen mich zu durchbohren.
Sein Blick ist hart, wirkt beinahe hasserfüllt.
Ich bin etwas irritiert von seinem plötzlichen Erscheinen, versuche meine Verlegenheit zu überspielen.
«Ich rauche nicht, ich paffe.»
An meiner neuen Zigarette habe ich gerade zweimal gezogen und er nimmt sie mir einfach weg.
«Hey, das ist meine Zigarette!»
Simon nimmt wortlos einen tiefen Zug von meiner Zigarette.
«Ich habe gar nicht gemerkt, wie schnell die Zeit vergangen ist, so intensiv war die Zeit im Paradies. Du hast keine Ahnung davon, was ich am meisten vermisst habe - die Zigaretten, den traumhaften unglaublichen Aussicht über die Dächer von New York.... und.... Clary...»
Mein bester Freund nimmt einen genüsslichen Zug an seiner Zigarette und bläst den Rauch, sieht zu, wie sich der Qualm mit den Staubkörner mischt und dann nach oben verschwindet.
«Bist du jetzt hier, um mir die ganze Zeit davon zu schwärmen, wie schön es im Krankenhaus ist?»
«Als ob ich den scheiss Krankenhausfrass vermisst hätte...»
«Warum bist du dann hier?», will ich von ihm wissen.
«Das weisst du ganz genau, Lou!»
«Damit du mir bis ans Ende meiner Tage auf den Sack gehen kannst.", scherze ich.
«Nein im Ernst, ich bin nicht hier, um dir auf den Sack zu gehen oder mich über dich lustig zu machen.», entgegnet er mir.
«Was dann, Simon?»
Mein Kumpel nimmt die glimmende Zigarette wieder aus dem Mund und sieht sie nachdenklich an.
«Nur dass du es weisst, ich habe dich vermisst. Und so leicht wirst du mich nicht los!»
«Drohst du mir etwa, Simon!»
«Das wirst du schon sehen.»
Mit diesen Worten steht er auf und läuft davon.
Scheisse, seit wann kann Simon wieder gehen?
Es sieht wirklich nicht danach aus, als ob ihm die Ärzte jemals ein Bein amputiert hätten.
Das Schlimme daran war, dass ein neuer Termin für eine weitere Amputation des anderen Beines noch in derselben Woche anstand, doch sein Tod war schneller.
Hat er sich auch deshalb das Leben genommen?
«Ich bin nicht so schnell wie du, Simon, wartet mal kurz.», schreie ich und folge ihm mit dem Rollstuhl.
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BEFORE YOU SAY GOODBYE | 🇩🇪
Romance„Manchmal kann der kleinste Schritt in die richtige Richtung zum grössten Schritt im Leben werden." Als Schriftstellerin hatte Mona schon viele Geschichten aufgeschrieben, doch keine davon war so real und emotional wie ihre eigene. Sie hatte schon...