Kapitel 15 - Alera

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Mein Schädel dröhnte und alles, wirklich alles, tat mir weh. Ich fühlte mich, als ob jemand mit Absicht mein ganzes Blut aus dem Körper gezogen hätte und schreckte daraufhin hoch. "Ruhig. Das wird wieder..." Eine zarte, engelsgleiche Stimme rechts von mir, lenkte die Aufmerksam von den Schmerzen ab, die nun durch meinen Körper jagten wie Nadelspitzen.

Ich lag auf dem Boden eines dunklen Raumes und...in meinem eigenen Blut. Panisch stand ich auf, und trat ein paar Schritte zurück, während mir klar wurde, dass ich das lange, gelbe Kleid trug, doch dieses inzwsichen halb rot war. Als ich die engelsgleiche Stimme erneut hörte, wand ich mich zur Seite und sah ein Mädchen mit langen blonden Haaren auf einer Art Hängematte sitzen und ihr Blick ging zu einer kleinen Stahltür. "Was...wer...wo?" stammelte ich, aber wirklich abschließen konnte ich keinen Satz. Erst als ich es mit etwas anderem versuchte und mir klar wurde, dass ich das letzte Mal auf dem Ball bei Bewusstsein war, bekam ich einen vernünftigen Satz zustande. "Wer bist du?"

Ein kleines, gequältes Lächeln schlich sich auf ihre Lippen. "Mir war irgendwie klar, dass du mich nicht erkennst. Naja...Mein Name ist Alera." Erst jetzt überfiel mich Schwindel, meine Beine begannen unkontrolliert zu zittern und ich wollte mich an die Wand lehnen, doch als meine Haut auf die kühle Mauer traf, verbrannte ich sie mir. Ganz ohne Feuer spührte ich sofort wie sich kleine Bläßchen bildeten. Ich starrte die Wand an und stolperte nach vorn, wobei ich das Gleichgewicht verlor und auf die Knie fiel.

"Eisenkraut. Der Schlüssel reagiert ebenso wie Vampire auf es." Auf dem Boden sitzend sah ich zu ihr. Ihre Augen strahlten etwas aus, das mir vertraut vorkam, aber durch den Schwinde, aufgrund des Blutverlustest, sah ich so oder so nicht klar. Wahrscheinlich bildete ich es mir ein, dass ein Stück von Tallulah durchdrang, denn diese Alera schien nicht mich, sondern mein früheres Ich zu kennen. Ich wusste wer ich war und was passiert war, bevor ich das Bewusstsein verloren hatte, aber was hier los war verstand ich nicht.

"Was ist hier los und wo sind wir...warum lebe ich bei diesem Blutverlust?" hauchte ich leise fragend und blieb einfach auf dem Boden sitzen. Mein Blick ging starr auf die Blurtlache in der ich soeben noch lag. Ruhig strich über den Stoff, der durch das Blut steif war und sah erst dann auf. "Nicht alles auf einmal. Und ich kann dir nur eins wirklich sagen: Du bist auf jeden Fall kein Vampir oder sonst etwas nur halb Lebendiges." Ob mich das jetzt beruhigen sollte wusste ich nicht wirklich.

"Gut, aber ich dürfte nicht mehr wirklich bei Kräften sein, wie ich es aber gerade bin." Alera nickte und erhob sich von der Hängematte. "Talia...Ich kann mir vorstellen es ist schwer mir zu vertrauen, aber tu es bitte. Ich kannte Tallulah mehr als gut und das ist wahrscheinlich der Grund, warum ich mit dir hier bin. Zwar muss ich gestehen, dass der Geruch deines Blutes mich verrückt macht, aber ich reiß mich zusammen."

Vampir. Meine Mitgenossin war ein verdammter Vampir und im ganzen Raum roch es sicherlich nach meinem Blut. Ich war verstummt und blieb dennoch auf den Knien sitzen, als sie sich vor mich hockte. Ihr langes weißes Kleid, was ich erst jetzt wirklich realisierte, schmiegte sich perfekt an ihren Körper und sie sah bei weitem nicht aus wie eine Gefangene.

"Du...scheinst beinahe freiwillig hier zu sein. Zumindest siehst du so aus." fauchte ich, woraufhin Alera nur bitter auflachte. "Ich wünschte das wäre so. Aber nein: Ich bin ebenso gefangen wie du. Sie dachte nur, dass man keine zwei Zellen für uns verschwenden muss." Das Gefühl fiel von Wort zu Wort aus ihrer Stimme und die letzten waren so monoton, dass es mir einen Schauer über den Rücken jagte.

"Wer hält uns denn überhaupt fest und woher kennst du mich?" es war nur noch ein Flüstern, was sich von meinen Lippen löste. "Denk mal scharf nach, wer Tallulah wieder haben möchte und wer sie töten will."

"Das klingt nach zwei Personen, weil wieder haben und töten wiederspricht sich. Zumindest wie ich das sehe." folgerte ich und mit einem harten Lächeln nickte Alera. "Ganz Recht. Archer und Katerina. Ich kenn beide gut genug um zu wissen, dass sie nicht ahnen, was der jeweils andere vor hat. Archer gibt vor dich auch töten zu wollen um dich in Wahrheit hier rauszuholen. Zumindest...hat er das damals schon versucht, als es darum ging Tallulah zu retten." Der letzte Satz war schmerzerfüllt und ihr Blick ging hoch zur Decke. Aber die Tatsache, wer hinter all dem hier stand raubte mir den Atem.

Dann erhob sie sich und reichte mir eine Hand. "Aber im Grunde werde ich das hier nicht überleben, wenn es abläuft wie Katerina will oder?" Es war eine nüchterne Feststellung und Alera's Nicken sagte mir weitaus genug. "Aber wenn Archer Talluah wieder haben möchte...Er weiß, dass ich jetzt Talia bin und mit Jeremy glücklich bin. Das ist das was ich will." Sie zuckte mit den Schultern. "Ich denk nicht, dass ihn das groß stört. Er will nicht umsonst, dass du Erinnerungen von damals bekommst. Du warst seine Frau, wenn auch nicht lange."

Der Gedanke jagte mir einen erneuten Schauder über den Rücken. Krampfhaft wieder die Verstorbene werden und Jeremy verletzen. "Ich will zwar wissen, was damals passierte, aber ich will Talia bleiben und nicht die Person wieder auferstehen lassen, die damals starb. Tot ist tot." Meine Stimme gewann an Festigkeit und das Lächeln kehrte auf das Gesicht der Vampirin zurück. "Vielleicht hat es ja wirklich Sinn, dass ich mit dir hier eingesperrt wurde...Wenn du mich lässt, zeig ich dir etwas von damals, an das ich mich erinnere.

Es hat nicht direkt mit deinem Tod zu tun, aber es beweist dir, dass ich dich kenne Talia. Vielleicht hilft das auch sich gegen all das zu wehren. Wer weiß..." Es dauerte eine Weile, bis ich nickte und sie näher an mich heran ließ. "Könnte etwas weh tun, aber ich kanns nicht sanfter. Habs nie zuvor wirklich gemacht." Und genau so war es. Als sie ihre Hände an meinen Kopf legte, unterdrückte ich es aufzukeuchen und versuchte die Flammen die sich in meinem Kopf auszubreiten schienen zu verdrängen.

1863 New Orleans
"Danke dir Alera. Tallulah hätte den Weg nicht ohne dich geschafft und vor allem hätte sie die Trauer nich in den Griff bekommen." Alesia Conant sah sie ernst an, doch die junge, blonde Vampirin sah sie mit einem hasserfüllten Blick an. "Du könntest sie vergessen lassen und sie in Sicherheit bringen. Oder du hättest ihr Archer lassen sollen. Jeder braucht ein wenig Halt und eine Freundin ist nicht das Gleiche wie eine männliche Bezugsperson. Ihr Vater ist seit Jahren tot, aber..."

"Ich hab sie ihr genommen Alera. Gestern Abend nahm ich Tallulah alle Erinnerungen an Archer, an das alte Zuhause und die Menschen sie sie verlor. Das Einzige was ich ließ waren die Erinnerungen an uns Beide und an Katerina. Sie muss wenigstens wissen vor was sie flieht und warum." unterbrach Alesia die aufgebrachte Vampirin und ging zu einer kleinen Vase mit Eisekraut. Alera trat automatisch ein paar Schritte zurück, doch machte die Hexe keine Anstalten sie zu bedrohen.

Warum auch? Im Moment schien Tallulah nur auf die junge Vampirin zu hören. Hinter den beiden Frauen öffnete sich eine Tür und ein Mädchen im langen, dunkelgrünen Kleid und mit rötlich-blonden Haaren betrat den Raum. Und auch wenn sie anscheinend gerade aufgestanden war, zeigte ihr Gesicht etwas ganz anders als Müdigkeit. Wut, Wut die ihrer Mutter galt. "Wie konntest du es auch nur versuchen?

Du bist nicht weniger ein Monster als Katerina. Ich sollte meinen Verlobten vergessen, den Tod meines Vaters und alles, was mich an meine Menschlichkeit hält? Dir hätte klar sein müssen, dass es nicht klappt, aber ich sag die eins: Jetzt hast du mich verloren." Damit wand die sechzehnjährige sich ihrer einzigen Freundin zu.

"Ob du mich begleitest weiß ich nicht, aber ich werde ihn suchen und wenn es allein ist." Alesia wollte sich zu ihrer Tochter vordrängen, doch diese hob die Hand und schleuderte sie erbarmungslos gegen die Wand. "Wag es nicht mich anzufassen, Mutter." In dem letzten Wort lag Verachtung und Wut, wobei die Abscheu überwog. Damit verließ Tallulah das kleine Haus und Alera wollte gerade ihre Sachen packen, als die Hexe sie aufhielt. "Alera. Bring sie zurück. Sie stirbt da draußen noch. Vor allem, da sie sich nicht unter Kontrolle hat."

Talia Conant - Good girl gone bad [TVD-FF] ✔Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt