Hard to love

Kapitel 2

Der Club ist größer, als ich dachte. Ich lasse meinen Blick durch die tanzende Menge schweifen und fühle mich prompt eingeengt. Es ist nicht so, dass ich noch nie in einem Club gewesen bin. Ganz im Gegenteil, Summer und unser Kumpel Caleb schleppen mich ständig in Clubs, aber so richtig wohl fühle ich mich einfach nicht zwischen den vielen, fremden Menschen.
"Du siehst super aus, López !" begrüßt mich Caleb und stupst mich mit der Schulter an. Er ist heute selbst nicht in Feierstimmung. Seine Freundin Nora ist seit gestern für drei Monate zu ihrer Oma gezogen, aus familiären Gründen, so hat es uns Caleb berichtet. Nora und Caleb sind schon seit vier Jahren ein Paar und unzertrennlich. Als Summer und ich an die Uni kamen, lernten wir die Beiden kennen und freundeten uns direkt an. "Danke, schickes Shirt" gab ich zurück und betrachtete sein weißes Shirt mit dem Anime Charakter drauf. Ich selbst trug ein schwarzes, enges Kleid mit dünnen Trägern, welches mir bis zu den Knien reicht, darüber trug ich eine dünne, kurzgeschnittene Jeansjacke in grau mit Fransen unten, welche ich mal in einem Vintage Laden gekauft habe. Dazu trug ich meine schwarzen Doc Martens Stiefel, da ich diese Schuhe einfach liebe und ich fand es sah ganz cool zusammen aus. "Wie du in den Schuhen nicht schwitzen kannst werde ich nie verstehen, aber es sieht geil aus Hailey" bemerkte Summer. Ich ging meistens in diesen Schuhen feiern. Der Grund dafür ist ziemlich simpel : Die Schuhe sind schwer und haben schwere Sohlen. Das heißt, wenn jemand der Ansicht ist er hätte ungefragt die Erlaubnis mich anzupacken oder andere Aufdringliche Dinge zu tun, dann könnte ich fester zutreten.. Nicht, dass ich es schonmal getan oder mich getraut hätte, auch wenn es nötig gewesen wäre, aber die zusätzliche Absicherung lässt mich mich ein bisschen wohler fühlen. Gemeinsam gingen Summer und ich auf die Tanzfläche und fingen an uns im Takt der Musik zu bewegen.

Ein paar Stunden später sitze ich alleine an der Bar, während Summer wie erwartet mit einer Blondine rummacht. Caleb sitzt vor dem Club und telefoniert mit Nora. Irgendwie ja süß, die Beiden haben sich einfach gefunden. Während ich an die Flaschen mit Alkohol hinter der Bar starre, spüre ich, wie mich eine große, raue Hand an der rechten Schulter berührt. Ein herber Geruch steigt mir in die Nase, nach Kiefern und Holz. Ich blicke langsam auf und sehe den attraktivsten Mann dieses Planeten an. Er hat dunkle, braune locken, die ihm ins Gesicht fallen, braune Augen, welche mich zu durchbohren scheinen und wirkt sehr trainiert. An seiner Brust scheint sich ein großes Tattoo zu befinden, wie ich durch sein halboffenes, weißes Hemd erkennen kann und an seinen Fingern sind überall große, silberne Ringe. Dieser Mann haut mich wirklich um!

Ich bemerke, dass ich ihn anstarre und bevor ich irgendwas sagen kann, fragt er mich mit einer leicht rauchigen Stimme "Wie heißt du?" völlig eingenommen von seiner dominanten Ausstrahlung piepse ich "Hailey, Hailey-Rose u-und du ?" ich sehe ihn eingeschüchtert an und verfluchte mich selbst für meine mangelnde Erfahrung, was das flirten mit attraktiven Männern angeht. "Hailey also, nun, mi hermosa, was sitzt eine so schöne Frau wie du allein an der Bar?" das er mich 'seine Schöne' genannt hatte, erzeugte ein kribbeln in meinem Magen und ich bemerke gar nicht wirklich, dass er mir seinen Namen nicht genannt hat. Plötzlich setzt er sich auf den Barhocker neben mir und streift mit seinem Knie meins. Ungeduldig trommelt er mit seinen Fingern auf den Tresen und betrachtet mich immernoch, mit diesem durchdringenden Blick. "und?" hakt er nochmal nach. "Ähm ich warte hier nur, meine Freunde sind mit mir hier, aber die sind gerade beschäftigt und ich wollte was trinken.." ich bin mir sicher, man konnte mir meine Nervosität anhören. Als würde er genau dasselbe gedacht haben, fängt er an zu schmunzeln und fragt mich "mache ich dich nervös, mi hermosa?" dabei rollt er das r, was bei ihm so verführerisch klang, dass ich schlucken musste. Oh man ich muss mich wirklich mal wieder einkriegen. "Oh ich ähm, ich rede nur nicht wirklich oft mit fremden also zumindest nicht in Clubs, wie heißt du denn nun?" fragte ich ihn und versuchte halbwegs nett zu lächeln. Das ganze schien ihm zu gefallen und er bestellte uns was zu trinken, was der Barkeeper auch innerhalb kürzester Zeit fertig macht. Ich bedankte mich für den Drink und als ich zum Trinken ansetzen wollte hörte ich, wie er "Miguel" sagte. "Du hast nach meinem Namen gefragt, das ist er" gab er etwas gelangweilt von sich und nippte an seinem Drink.

Bevor ich etwas erwidern konnte, klingelte sein Telefon. Er nahm ab und fragte ein genervtes "was ist?" in den Hörer. Ich konnte natürlich die Erwiderung nicht verstehen, aber seiner Reaktion nach zu urteilen, gefiel ihm das Gesagte nicht. Er ballte die Hand zur Faust und spuckt förmlich in den Hörer "Dann sag diesem verblödeten Stück Scheiße, dass er sich gefälligst schnell etwas einfallen lassen sollte, wenn er nicht möchte, dass ich gleich persönlich vorbei komme und ihm eine Kugel in seinen beschissenen Dickschädel jage!" ich saß wie erstarrt neben ihm, das hatte er ja wohl nicht wörtlich gemeint, oder? Nun fühle ich mich noch nervöser und unsicherer als zuvor und zupfe an meinen Haaren herum. Als er kurz darauf das Gespräch beendet, dreht er den Kopf zu mir und ich konnte die Wut in seinen Augen erkennen, welche das Gespräch in ihm erzeugt hatte. Keiner sagte ein Wort, bis er plötzlich eine meiner Strähnen zwischen seine Finger nahm und mich betrachtete. "Ich muss jetzt los, aber wir werden uns wieder sehen Hailey, das verspreche ich dir!" mit diesen Worten stand er auf und ging. Ich sah ihm hinterher, bis er in der Menge verschwand und atmete einmal laut aus. Ein Versprechen... Das klang wie eine Drohung, aber insgeheim hoffe ich, dass er recht hat.