Kapitel 7

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Levi

Meine Augen waren weit aufgerissen und mein Mund stand ein wenig offen, als Mike tatsächlich den Abschuss drückte. Das laute Knallen hing mir wie ein Ast im Ohr und meine Hände waren schützend über meinen Kopf gelegt.
Es fühlte sich wie eine Ewigkeit an, in der ich darauf wartete etwas wie Schmerzen zu spüren, da ich anscheinend wirklich angeschossen war. Mein Körper fixierte sich genau auf meine Sinne. Ich konnte noch den Verkehr ein paar Kilometer weiter weg hören und ich konnte noch das Licht meines Bewegungsmelders sehen. Den Geruch von Rauch und Benzin, gemischt mit den roten Tulpen meiner Nachbarin konnte ich ebenfalls noch wahrnehmen. Atmen konnte ich auch und ich fühlte keinen Hauch von Schmerz.
Was war passiert?
War überhaupt etwas passiert?
Ich begann ruckartig meinen Kopf zu heben und sah Erwin, der hinter Mike stand und beide anscheinend mit offenem Mund auf meine Füße starrten. Erwin hatte die Waffe in Mikes Hand hinunter gedrückt und hielt ihn davon ab, noch mehr zu schießen. Keiner der zwei war verletzt. Und ich auch nicht. Oder lag mein lebloser Körper vor mir und ich war nur der Geist meiner Selbst?!
Verwirrt nahm ich die Hände runter und konnte langsam wieder alles um mich herum wahrnehmen. Meine Ohren nahmen abwechselnd winselnde Geräusche von einem Hund wahr... Oh nein!!! Es war doch nicht...?!
Sofort schaute ich nach unten und zog die Luft ein. Was ich dort unten sah... es stockte alles in mir. Mein Atem- meine Ohren- mein Herz- einfach alles schaltete einen Moment aus.
Es war Waurus, der blutend am Boden lag und um sein Überleben winselte. Er hatte sich schützend vor mich geworfen und war von der Kugel getroffen wurden- mitten in den Bauch.
"Waurus...!" Flüsterte ich schockiert, während ich kaum realisierte, was gerade passiert ist. Mein Hund lag halbtot am Boden und blutete stark. Ein erneutes Winseln kam aus seinen halb verschlossenen Lungen und er versuchte seinen Kopf zu heben, was ihm aber nicht gelang. Nun merkte ich, was geschah und konnte meine Emotionen nicht mehr unterdrücken.
"WAURUS!!!!" Schrie ich auf und warf mich neben ihm auf die Knie. Sofort zog ich mein Hemd aus und riss es in zwei, um eine Hälfte davon auf die Wunde zu drücken.
"Waurus! Hey! Hey! Bitte bleib bei mir, mein Junge, okay? Bitte bleib... geh nicht auch noch!" Schluchzte ich leise und legte meine Hand auf seinen großen Hals. Erneut winselte er leise mit dem Blick auf mich gerichtet. Seine Augen drückten einen Hauch Trauer aus. Er leckte sachte meine Hand und legte ganz schwach den Kopf zu Boden, eh er sich nicht mehr rührte.
"Waurus...? Nein... nein! Nein! Bitte nicht! Nein!!" Weinte ich und rüttelte an ihm.
"Waurus!!! Bleib bei mir, Junge!! Bitte!!!" Rief ich zittrig und prüfte seinen Atem- der aber nicht mehr da war.
"Nein...!" Winselte ich mit einer kratzig hohen Stimme und ließ den Kopf auf Waurus' Rücken sinken.
"Bitte nicht... du... du bist das einzige, was ich noch habe...! Bitte verlass mich nicht... nicht du auch...! Bitte!!!" Rief ich verzweifelt und weinte in sein noch warmes Fell. Waurus war bislang das einzig treue, was mir geblieben war. Jeder andere war weg. Er war das letzte, was mir geblieben ist.
"Ich- das..." Hörte ich plötzlich das Wimmern von Mike.
"Geh, Mike!!!! Verschwinde!!!!" Schrie Erwin ihn an. Ich hörte zunächst nur noch mein eigenes, lautes Wimmern und Schluchzen, während mich langsam Leute umringten, die den Schuss gehört hatten und nachschauen wollten.
"Er hat Waurus erschossen!" Rief einer der neuen Zuschauer.
Plötzlich erkannte ich vor meinen geschlossenen Augen grelles Licht, welches blinkte und hörte Sirenen eines Kanrkenwagens. Jemand hatte wohl die Polizei alarmiert und einen Krankenwagen geholt, als er den Schuss gehört hatte.
Mike rannte so schnell er konnte davon und Erwin stand weiterhin da und schaute auf mich und meinen toten Hund hinab. Ich spürte die stechenden und starrenden Blicke der Leute und wollte am liebsten irgendwo anders sein. Andererseits versteckten sie mich und Waurus vor Schaulustigen und Fans.
"Sir! Geht es ihnen gut?" Fragte einer der Polizisten, doch ich wollte nur, dass sie verschwanden und antwortete nicht.
"Sir! Wir müssen wissen, ob es ihnen gut geht!" Rief wieder einer und zog an meiner Schulter. Da jedoch überfuhr mich das altbekannte Gefühl von intensiver Wut und ich schnappte nach der Hand des Polizisten.
"FASSEN SIE MICH NICHT AN!!!!" Schrie ich und zeigte mich zum ersten Mal der Menge, mit dem Blut von Waurus an mir.
"Ist das Ihr Blut??" Fragte ein Sanitäter.
"Nein! Das ist seins..." Schluchzte ich und merkte nun, wie das Blut meines Hundes an meinem Bauch klebte.

Rock Me Up   (Eruri Fanfiction By Rockostic)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt