Kapitel 12

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Erwin

Langsam bekam ich das Gefühl, aus einem Traum zu erwachen und öffnete meine Augen. Es war wirklich so. Ich hatte geträumt. Und noch verschlafen, weswegen ich mich zuerst fragte, wo genau ich denn nun war. Doch natürlich dachte ich daran, dass ich es sofort wieder begreifen würde, sobald ich richtig wach wurde und mich in meinem Zuhause wiederfinden. Dies blieb mir aber diesmal verweigert. Ich fragte mich tatsächlich, wo ich war. Mein Zuhause war es eindeutig nicht. Alles war so groß und sauber und modern. Und wenn nicht blau, dann schwarz. Es sah ähnlich aus, wie mein zuhause, doch die hölzernen Balken waren mit Schnitzereien versehen von Hunden und Adlern. Vorallem aber Raubkatzen. Pumas und Jaguare konnte ich leicht erkennen.

Doch ganz ausgeprägt waren ein Kopf, eine Krallenspur und der Körper von Tigern zu sehen. Brüllend, fauchend und im Kampf mit Löwen waren sie da und sprangen auf ihre anscheinenden Rivalen zu. Ein seltsamer Rivalismus, wie ich fand, denn Tiger und Löwen haben eigentlich nichts miteinander zutun.

Langsam begann ich mich aufzusetzen und schaute mich im Haus um. Meine Hand lag dabei ausgebreitet auf der schwarzen Couch, auf der ich lag. Beim Umschauen erkannte ich, dass das hier kein Haus sein konnte. Es war viel zu groß. Allein der Raum, in dem ich war, war bereits um die 10 Meter lang und breit und um die 4 Meter hoch. Dann sah ich noch in einen riesigen Gang, der in eine ebenso große Tür führte. Im Flur waren auch an zwei Seiten Treppen, die in noch ein Geschoss führten. Neben diesen zwei Treppen waren zwei türbreite Öffnungen, die in noch zwei Räume führten. Ganz eindeutig war ich hier in einer Villa. Das war doch Levis Villa oder nicht...?
"Schau an wer aufgewacht ist."
Ich zuckte zusammen als ich plötzlich eine tiefe, männliche Stimme hörte. Die Stimme von Levi...!
Sofort drehte ich mich dem Geräusch entgegen und wie erwartet, sah ich kurz darauf in Levis Gesicht. Ohne es kontrollieren zu können, kamen mir sofort schreckliche Erinnerungen hoch. Erinnerungen an den Abend, an Sex und an Mike, der mich bedroht und belästigt hatte. Es war fast zu einer Vergewaltigung gekommen doch dann...
"Levi...!" Das letze, woran ich mich erinnerte war sein eiskalter Blick aus zwei dunklen Augen, die mich wohl mein Leben lang verfolgen würden. Ein leerer Ausdruck, während er einem Menschen das Leben nahm. Das kann nur von jemandem kommen, der es gewöhnt war, zu morden. War Levi etwa...? Nein! Das konnte er nicht sein! Oder konnte er und ich versuchte es einfach nur zu unterdrücken...? Würde er mich vielleicht auch töten?
"Levi!! Du hast Mike getötet!!" Rief ich leicht traumatisiert und hatte große, angsterfüllte Augen. Der Schuss kam mir ins Gedächtnis, sowie die schwarze Pistole in Levis Händen. Sein Gesicht, das mir entgegen sah, war so normal, wie vor dem Vorfall. Er hatte einen Menschen getötet und schien es nichtmal zu bereuen. Das konnte doch nicht normal sein! Entweder hatte er keinerlei Mitgefühl oder den Verstand eines Tieres!
Ich starrte ihm an den Hinterkopf, der zu mir gedreht war, während er etwas am Waschbecken machte. Sofort fragte ich mich, was er da trieb. Wusch er sich Blut von der Kleidung? Oder von einer Waffe? Von seinen Händen vielleicht?!! Oder machte er ein Messer feucht, damit er mein Blut, was daran hinunterfließen würde, besser abbekam???
Panisch regte ich mich auf dem Sofa und wollte aufspringen, um wegzulaufen. Doch in diesem Moment drehte sich Levi mit einem einfachen nassen Lappen in der Hand um. Was hatte er nun damit vor? Mich damit erwürgen oder ersticken? Nein. Das wäre eine schlechte und dumme Art, mich aus dem Weg zu räumen. Die Küchenmesser lagen direkt neben ihm. Wollte er mich töten und hätte keine Schusswaffe, was er ja im Moment nicht tat, dann würde er diese nehmen.
Dennoch versuchte ich weiterhin panisch die Flucht zu ergreifen, als er mit dem Lappen auf mich zukam. Ich wollte über die Couchlehne springen, doch meine Hände rutschten immer wieder ab, sobald ich dies vorhatte. Es war ja eigentlich eh zu spät, denn Levi kniete bereits vor mir, was bedeutete, dass ich in den Nahkampf umsteigen musste. Ich hob die Fäuste und hielt sie mir zitternd vors Gesicht. Zuschlagen konnte ich nun aber auch nicht mehr, da ich erstens viel zu sehr Panik hatte, und ich zweitens kaum ausholen konnte, da ich immernoch zu benebelt war. Stattdessen dass ich ihn bekämpfte, hob ich also die Fäuste vor mein Gesicht, um es vor möglichen Schlägen zu beschützen und kniff dabei ängstlich die Augen zusammen.
Levi aber wischte mir mit dem Lappen den Hals ab. Ich spürte das Wasser an mir ablaufen und zuckte dabei kurz erschrocken auf.
○Was...? Will er mir etwa nichts böses?○
Langsam öffnete ich die Augen wieder und schaute zu Levi. Sein Blick war komplett auf meinen Hals fokussiert, an dem ich erst jetzt einen ziehenden Schmerz verspürte. Den Schnitt in meinen Hals hatte ich ja fast vergessen. Er ist doch durch Mike entstanden. Mike... Mike wollte mich doch...

Rock Me Up   (Eruri Fanfiction By Rockostic)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt