1. Kapitel

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Ein lautes, nervtötendes Geräusch riss mich unsanft aus dem Schlaf.,, Scheiß Wecker" gab ich leise murmelnd von mir und sah auf mein Handy.,, Okey, vier Uhr. Fünf Minuten gehen noch, dann sollte ich mich vielleicht mal fertig machen. " So drehte ich mich also auf den Rücken und starrte die  Decke an.
,, Warum genau steh ich nochmal so früh auf? Ach ja, Joggen." Unmotiviert und müde stand ich auf und schlürfte in die Küche, wo bereits meine beste Freundin und Mitbewohner Sam saß. Sie sah mich mit einer hoch gezogenen Augenbraue an, während ich mir einen Kaffee machte, aber bis auf ein,, Guten Morgen" sagte sie nix weiter. Sie weiß das ich morgens nicht zum reden aufgelegt bin, umso weniger überraschte es Sie das ich nachdem ich meinen Kaffee ausgetrunken hatte einfach wieder in mein Schlafzimmer zurück ging um mich umzuziehen. Sam und ich kannten uns schon seit dem Kindergarten, damals waren unsere Eltern beste Freunde. Ich putzte mir gerade die Zähne als ich in den Spiegel schaute, dort sah mir eine attraktive junge Frau Anfang Zwanzig mit kurzem schwarzem Haar und blauen Augen die mehr ins Grau übergingen entgegen. Mein Spiegelbild. Es war gut sichtbar das ich nicht sonderlich viel schlief in letzter Zeit, Albträume hielten mich vom Schlafen ab. Mein Blick wanderte weiter zu meinem Mund, ich hatte die selben charmanten Grübchen und vollen Lippen wie mein Vater. Allgemein hatte ich optisch viel mit ihm gemeinsam, charakterlich jedoch weniger er war unzuverlässig und meldete sich nur wenn er etwas wollte. Gegen halb fünf war ich fertig und verließ die Wohnung. Die kühle Morgenluft tat gut, sie machte mich wacher und so lief ich ich los durch die leeren Straßen der Stadt München... Naja fast leer hier rund da sah man mal ein Auto vorbei fahren oder jemanden mit seinem Hund laufen. Die Häuser, Schilder und Bäume zogen an mir vorbei, hin und wieder hielt ich an um mich zu dehnen, nix besonderes, so war ich also nach einer Stunde wieder zu Hause um zu duschen bevor ich zur Uni musste. Ich studierte Psychologie an der Universität in München und befand mich gerade im sechsten Semester, nicht mehr lang und ich würde meinen Bachelor in Psychologie haben. Ich eiferte schon immer meinem Großvater Doktor Bailey Harrison nach, ein bekannter  Psychologe mit Schwerpunkt auf Paaren und Familien. Während ich aus der Dusche trat und mich abtrocknete, sah ich auf mein Handy. SHIT! NUR NOCH 45 MINUTEN BIS ZU MEINER VORLESUNG. Allein die Fahrt dort hin dauerte schon 15 Minuten, ich hastete mit einem Handtuch um meinen Körper gewickelt zurück in mein Schlafzimmer nur um auf dem Weg dorthin fast auszurutschen. ,, Fuck. Fuck. Fuck. " fluchte ich. Im Schlafzimmer angekommen zog ich mir schnell meine Unterwäsche an um dann im Schrank eine schwarze Jeans mit Löchern an den Knien und ein graues Shirt mit Löchern und der Aufschrift ,, Coffee addicted" hervor zu kramen. Auf den Weg zur Haustüre zog ich mir hüpfend meine Dr. Martens an, schnappte mir meine Lederjacke, Tasche, Sonnenbrille und Schlüssel von der Kommode. Ich rannte fast wie eine Irre aus der Haustüre ins Treppenhaus. Auf dem Weg nach unten krachte ich in eine Person, dabei fiel ich und landete überrascht auf meinen Hosenboden. ,, Huch wo kam der den plötzlich her? " dachte ich als ich einen hübschen jungen Mann vor mir sah.
,, Hübsch ist er ja. Wäre ich hetero würde ich auf ihn stehen, naja was solls. " dachte ich mir während ich aufstand und ihm hoch half ,, Hör mal sorry das ich dich umgerannt hab, ich bin etwas in Eile." brachte ich heraus während ich mich schon an ihm vorbei drückte, ich hörte ihn noch sagen das es nicht so wild sei und das mal passieren könne. Der Motor meines 1967er Ford Mustang's heulte auf als ich mit quitschenden Reifen los zur Uni fuhr. Ich schaffte es gerade noch rechtzeitig in die Vorlesung, keine 2 Minuten nach mir betrat die Dozentin, Prof. Dr. Mitchell, den Raum. Eine alte zierliche Frau, hochnäsig und penibel wenn man mich fragt aber wann tut man das schonmal. Der Tag zog sich wie zäher Kaugummi, umso froher war ich als ich das Gebäude verlassen und zu der Praxis meines Grosvater's fahren konnte. Dort angekommen stand ich auf einem kleinen Parkplatz vor einem mehrstöckigen Gebäude aus Glas in dem Ärzte verschiedener Fachrichtungen ihre Praxis hatten. Es war mir relativ egal das der Parkplatz eigentlich für Patienten war, also machte ich mich auf den Weg zum Empfang der Praxis. Hinter dem Tresen sah ich eine wunderschöne Frau sitzen. Mit einem charmanten Lächeln ging ich selbstbewusst auf Sie zu
,, Verzeihen Sie die Störung schöne Frau, können Sie mir sagen ob Dr. Harrison gerade frei ist? " mit einem süßen Grinsen entgegnete Sie mir ,, Natürlich, wie ist denn ihr Name?" während sie das fragte schaute Sie mir tief in die Augen. Ein leichtes Schmunzeln kam über meine Lippen
,, Rae, Rae Harrison. " beantwortete ich ihre Frage. Das Grinsen ihrer Seits wechselte zu einen überraschten Ausdruck, als Sie realisierte das ich Dr. Harrison's Enkelin bin, bevor sie wieder lächelte. Während Sie meinen Großvater über meine Anwesenheit informierte schrieb ich meine Nummer auf einen Zettel und steckte ihn ihr mit den Worten ,, Ruf mich an! " und einem Zwinkern zu bevor ich das Büro meines Grosvater's betrat.,, Hey Opa" sagt ich leicht lächelnd, als mein Großvater von seinem PC aufsah bevor er aufstand und mich mit einer Umarmung begrüßte. Seine Umarmungen sind einfach die Besten, leicht seufzte ich. ,,Rae! Wie schön das du da bist. Wie läuft das Studium? " fragte er mich, wie eigentlich jedesmal wenn ich da war. Bailey war ein in die Jahre gekommener Gentlemen, er hat mich quasi zusammen mit meiner Oma großgezogen. ,, Ganz gut soweit, wie läufts bei dir?" er sah mich nachdenklich aus seinen stahlgrauen Augen an während er sich mit einer Hand über seinen Anchor-Bart fuhr. Schließlich antwortete er während er auf die Akten vor ihm zeigte :,, Auch ganz gut, viele Patienten. " Ich empfand Mitleid für ihn er wollte in die Rente aber ich könnte erst in paar Jahren seine Praxis übernehmen, bei dem Gedanken wurde ich ganz nervös... Meine eigene Praxis. Wir redeten eine ganze Weile bevor ich aufstand und zu ihm meinte das ich jetzt los müsse. Er sah etwas traurig aus verstand aber das ich nachhause wollte ,,Bevor du gehst Rae, deine Mutter hat ein Familienessen für nächste Woche einberufen! " er sah mich streng an als ob er Angst hätte das ich nicht auftauchte auch wenn der Gedanke sehr verlockend ist. Bei den Wörtern Familienessen und Mutter in einen Satz lief es mir eiskalt den Rücken runter. Als ob ich mehr als eine Stunde mit meiner Mutter und ihren von Dummheit geplagten Ehemann aushalten würde . Shit. Nein das würde nur bedeuten das ich mir Unmengen von schlechten Witzen und homophoben oder rassistischen Kommentaren anhören darf obwohl meine Mutter immer behauptet Sie sei keines von beiden. Mit einem gefaketem Lächeln nickte ich und verabschiedete mich schnell von meinem Opa. Scheise was soll ich jetzt machen? Absagen ist keine Option, ein Nein akzeptieren die nicht. So schnell wie es nur geht fuhr ich nachhause, ein Wunder das ich meinen Führerschein noch hab. In Pyjama und mit Pizzaresten bewaffnet schmiss ich mich vor den Fernseher. Sam war eh nicht zu Hause, ist für zwei Tage zu ihrem Freund gefahren. Mit anderen Worten ich hab sturmfrei.

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