17. Kapitel

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Taylor Williams:

Auch Stunden nachdem Rae eingeschlafen ist muss ich an die Situation vor dem Schlafen denken. Für einen kurzen Moment konnte ich hinter ihre Mauern sehen, ich konnte nichts außer Angst und Schrecken dort finden. Ich konnte nur erahnen was Sie durch gemacht hat und wie Sie sich fühlt, meine Eltern sind immer für mich und meinen Bruder da nicht ein einziges Mal haben sie mich geschlagen oder ähnliches. Während ich eine funktionierende Familie habe hat Sie das wohl schon seit Jahren nicht mehr. Rae, um die ich meinen Arm gelegt habe, klammert sich gerade daran wie ein Ertrinkender an einem Rettungsring. Besorgt ziehe ich die Decke bis über ihre Schultern, inzwischen hab ich auch mal gemerkt das es Sie zu beruhigen scheint. Sie liegt da wie ein Baby und ich kann nicht anders als ihr lächelnd eine ihrer schwarzen kurzen Strähnen aus dem Gesicht zu streichen. ,, Was ist los? " grummel Sie leicht undeutlich vor sich hin. Scheise Taylor warum musst du Sie wecken, Sie sah so friedlich aus! ,, Nix, tut mir leid. Ich wollte dich nicht wecken." flüstere Ich leise damit Sie weiter schläft, stattdessen aber dreht Sie sich um, legt eine Hand auf meine Wange und schaut mich müde an bevor Sie mir sanft einen Kuss auf die Lippen haucht. Sie macht es sich wieder bequem und versenkt ihr Gesicht in meiner Halsbeuge. Ich bin nicht sicher Rae sich bewusste ist das ihr Arm zwischen meinen Brüsten liegt, ihrer Atmung aber nach zu urteilen schläft Sie entweder oder es ist ihr schlichtweg egal.

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Am nächsten Morgen wache ich von schmerzhaft klingenden Geräuschen von Rae auf. Sofort bin ich hellwach und seh nach ihr, die Stripes die ihren Cut an der Augenbraue zusammen halten sollten haben sich gelöst und dunkles Blut quillt schnell hervor.,, Scheise, ich wusste das wird nicht halten. Tut mir leid Süße aber wir müssen ins Krankenhaus und das nähen! " während ich ein Tuch auf die Wunde drücke fällt mir auf wie ich Rae gerade genannt habe und schaue unauffällig zu ihr. Keine Regung, Sie scheint grad allgemein mit ihren Gedanken wo ganz anders zu sein. Entschlossen nehm ich ihre Hand und drücke Sie auf das Tuch bevor ich aufstehe und mich anziehe. Rae ist soweit schon angezigen außer ihrer Schuhe die ich gerade hole. Die Jogginghose und der Pulli reichen für die Notaufnahme aus. Auf der gesamten Fahrt über ist Rae besorgniserregend still und leicht blass, da in der Notaufnahme nicht viel los ist und man mich kennt werden wir direkt durchgelassen. Meine Kollegin die Rae behandelt kläre ich kurz auf wie es zu der Verletzung kam und das ihr Verhalten untypisch für Sie ist. Da ich keine Angehörige bin muss ich draußen vor dem Behandlungszimmer warten. Als ich die Polizisten auf das Zimmer zu gehen sehe bin ich nicht überrascht, Ärzte müssen die Polizei informieren und Rae kann nicht leugnen das es Körperverletzung war und kein Unfall. Es sind inzwischen Würgemale und Schwellungen zu sehen und Rae selbst wirkt abwesend. Kein Wunder nach dem was passiert ist. Nach etwa 15 Minuten kommen die Polizisten wieder heraus und fangen an mir einige Fragen zu stellen. Viel konnte ich nicht beantworten, dafür kenne ich Rae einfach noch nicht gut genug. Als die Beamten weg waren ging die Tür kurz auf und meine Kollegin kommt heraus. ,, Wir sind fertig, ich nehm an ihr seid Freunde? ".,, Sowas in der Art." antworte ich einfach nur. Mit einem wissenden Lächeln meint Sie ,, Sie ist hübsch, ich kanns verstehen das du Interesse hast! ". ,, Mir geht's nicht darum wie Sie aussieht, Sie hat einen wundervollen Charakter, Tess!" gebe ich leicht sauer von mir, klar hat Sie recht aber Rae ist mehr als ihr Gesicht. Tess hebt entschuldigend die Hände ,, Sorry wollte dir nicht auf den Schlips treten, wie auch immer kümmer dich um Sie!".,, Mach ich! " mit diesen Worten steh ich auf und hol Rae, die inzwischen wieder etwas mehr Farbe im Gesicht hat und klarer wirkt. Das einzigste was Rae so richtig von sich gegeben hat war ein erschöpftes ,, Kannst du mich nach Hause fahren? " mehr nicht, naja bis jetzt. ,, Ich weiß nicht wirklich was ich will, ein Teil von mir will das du bleibst weil ich dann keine Albträume habe und der andere Teil sagt das ich mich von dir fern halten soll weil du mich wie alle anderen wieder verlassen wirst. " Rae fährt sich müde und deprimiert mit der Hand über die gesunde Gesichtshälfte. Das Sie Schwierigkeiten damit hat das zu zu geben sieht auch ein Blinder auf 10 Kilometer Entfernung und mein Herz bricht dabei. Sie hat Angst das ich Sie allein lasse dabei hab ich das gar nicht vor! Mit ihren Kinn zwischen Daumen und Zeigefinger drehe ich ihren Kopf zu mir und mit jedem Worte gebe ich ihr ein Kuss auf die Wange ,, Ich bin hier und ich geh nicht weg! ". Ich versteh das Sie sich etwas distanziert verhält, Sie versucht sich nur zu schützen. Aber auf Dauer wird das nicht helfen, das weiß Sie besser als ich. Rae sitzt hier und schaut einfach nur den Gebäudekomplex an und sieht aus als ob Sie etwas sagen will und nicht weiß wie. ,, Die... Das Erbe... " Sie atmet tief durch um sich zu sammeln ,,Das Erbe meiner Oma bestand aus dieser Wohnung, meinem Ford, dem Geld für mein Studium, Anteilen an der Praxis meines Großvater's und einer Menge Geld." Rae sieht mich ernst an. ,, Ich weiß das du nicht so bist aber ich geh lieber auf Nummer sicher. Es hat mich zugegeben etwas überrascht das dir mein Nachname nichts sagt oder meine Großeltern. Taylor meine Großeltern sind weltweit erfolgreiche Paarpsychologe, du hast gesehen wie mein Großvater lebt. " ich versteht nicht ganz worauf Rae hinaus will. ,, Sagt dir der Name Attila Harrison etwas?" Rae sieht unfassbar gestresst aus. Nach kurzem Überlegen fällt mir tatsächlich etwas zu dem Namen ein.,, Ich hab glaube ich mal in einem Magazin etwas zu den Namen gelesen, ist Sie nicht die Enkelin von irgendeinem Millionär?" ein stummes Nicken von Rae die nervös mit ihren Fingern spielt.,, Wieso fragst du?". Mit einem angespannten Seufzen holt Rae ihr Handy hervor und gibt bei Google ein  "Attila Harrison und Großvater", sofort werden ein paar Artikel angezeigt. Rae aber geht auf Bilder, tippt auf eins, richtet sich auf und reicht mir ihr Handy. ,, Das ist Attila Harrison! " murmelt Rae. Ungläubig starre ich erst das Bild an, dann Rae und beginne dann erst den Artikel zu lesen. In diesem Artikel steht nicht wirklich etwas interessantes, allerdings steht weiter unten " Sehen Sie auch : Attila Harrison Überdosis. " Auf dem Titelbild waren Krankenwägen und Polizei zu sehen, mitten in der Nacht, mit Blaulicht!

Attila Harrison: Überdosis

In der Nacht vom 24.05. Zum 25.05.2018 wurde Attila Harrison ins Universitätsklinikum München eingeliefert, Grund dafür ist eine akute Überdosis von Betäubungsmitteln. Genaueres ist noch unbekannt.

Es folgt ein Bild auf dem ich Zweifelsfrei Rae sehe, unter dem Bild steht: Spendengala zur Erforschung von Krebs, links im Bild Attila Harrison, rechts Dr. Bailey Harrison. ,, Wieso hast du mir das alles nie gesagt? " frage ich an Rae gerichtet, welche mich die ganze Zeit über aufmerksam im Blick hatte. Eine Zeit lang schweigt Sie bevor Sie antwortet ,, Du hast mich wie ein normaler Mensch behandelt, was ich ja auch bin nur sehen das viele nicht. Außerdem müsste ich wegen der Presse vorsichtig sein. " gibt Rae kleinlaut von sich und ich weiß nicht was ich sagen soll. ,, Ich hab dich nie angelogen alles was du gesehen hast bin ich, Rae." Sie sieht mich ängstlich an und greift vorsichtig nach meiner Hand aus Angst das ich Sie vielleicht wegziehe. Rae hat mich zwar nicht angelogen, aber Dinge verschwiegen was auch nicht okey ist! Andererseits ich scrolle durch die ganzen Artikel und anhand der Bilder kann man manchmal schon sehen wie unkomfortable Rae wirkt. Ich versuche wirklich es zu verstehen. ,, Erklär es mir! " sage ich und deute auf die Artikel, Rae nickt langsam. ,, Oben! Ich brauch Wasser!" Oben angekommen kramt Rae eine Kiste unter ihren Bett hervor und öffnet Sie, drinn sind Bilder und Artikel ähnliche wie auf Ihren Handy. ,, Seit dem ich denken kann waren wir immer in der Presse, ich konnte nichtmal normal in die Schule gehen. Es wurden überall Fotos gemacht, weshalb ich eine Außenseiterin war teilweise wurde ich sogar gemobbt. Meine Großeltern haben ihr Bestes gegeben mich zu schützen aber speziell als meine Oma gestorben ist wurden wir ständig belagert, jahrelang. Ich konnte nicht ich selbst sein weil alles an die Öffentlichkeit gegangen ist, irgendwann ist mir alles zu viel geworden und... Ja. " Rae steht mit verschränkten Armen ein oder zwei Meter entfernt.

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