2. Kapitel

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Ich weiß echt nicht was man sich dabei gedacht hat an nem Mittwoch Morgen um 8 Uhr eine Vorlesung über die neuronale Verarbeitung anzuhalten. Jeder weiß das Mittwoch der neue Montag ist, man kommt nur schwer aus dem Bett, ist müde und man wünscht sich das es schon Wochenende ist. Zumindest fühl ich mich grad so, mit einem Kaffebecher in der Hand (Shame on me Umwelt und so) und dem Laptop vor mir, höre ich lustlos der monotonen Stimme meines Professors zu. Ehrlich seine Stimme trägt nicht gerade dazu bei wach zu bleiben, ich bin gestern bis spät abends bei Jo gewesen, die Frau vom Praxis-Empfang. Sie ist wirklich nett und lustig, wir haben einen Film angesehen und uns ewig lang unterhalten, zwar nicht ganz das was ich mir erhofft habe aber gut. Entsprechend merk ich jetzt auch den Schlafentzug ich sitz seit etwa 50 Minuten hier drinn und nach wie vor ist kein Ende in Sicht. Laut Plan haben wir noch ca. eine halbe Stunde. Leise stöhnend lass ich mich in meinen Sitz zurück sinken, nix für ungut aber die Informationsübertragung von Neuronen ist echt langweilig. Ich wollte gerade meine Augen schließen als ich wahrnahm wie mein Handy zu vibrieren beginnt. Desinteressiert schaue ich auf den Bildschirm um herauszufinden wer mich da anruft, fremde Nummer. ,, Wer auch immer mich da gerade anruft hat besser eine gute Erklärung parat, warum er während einer Vorlesung anruft. " murmel ich leise vor mich hin während ich aufstehe und aus dem Saal schleiche. Auf dem Flur angekommen nehme ich das Telefonat an ,, Ja?" ,, Spreche ich hier mit Rae Harrison? " ertönt eine weibliche Stimme leicht verzerrt an anderen Ende der Leitung. ,, Kommt drauf an wer fragt. " gebe ich leicht misstrauisch von mir, man kann nie vorsichtig genug sein. ,, Hier spricht Doktor Taylor Williams vom Klinikum München, es geht um ihre Freundin Samantha Krook sie wurde mit dem RTW in der Notaufnahme eingeliefert." Ich muss schlucken und spüre wie mir die Farbe aus dem Gesicht weicht. Mit rauer Stimme frage ich die Ärztin wie es Sam geht ,, Sie ist ansprechbar, können Sie eventuell vorbei kommen und ihr ein paar Sachen vorbei bringen?" höre ich die Stimme fragen. Ich nicke, dich Sie kann das natürlich nicht sehen also antworte ich schnell :,, Natürlich, wo soll ich hin?" ,, Raum 360. " ,, Bin in ner halben Stunde da!" bevor Sie noch etwas weiteres sagen konnte hab ich schon aufgelegt. Schnell gehe ich zurück zu meinen Platz und packe meine Sachen bevor ich dann raus zu meinen Auto sprinte und nachhause fahre um Sam eine Tasche mit den Nötigsten zu packen. Kleidung, Deo, Zahnbürste mit Zahnpasta und Ladekabel... Sollte doch eigentlich ausreichen...oder? Ratlos stehe ich in Sam's Schlafzimmer, was soll Sie schon großartig brauchen Sie liegt im Krankenhaus und zieht nicht um. Entschlossen mach ich mich auf den Weg zum Krankenhaus.
Und so kommt es das ich gute 10 Minuten später leicht nervös vor dem Krankenhaus stehe. ,, Okey komm dass schaffst du, ist ganz leicht, ein Schritt nach dem anderen. "  Spreche ich mir Mut zu, ich hasse Krankenhäuser. Meine Oma war oft in einem und im Endeffekt war es reine Zeitverschwendung Sie ist trotzdem gestorben. Auf geht's! Mit einem Seufzen straffe ich meine Schultern und mache mich auf den Weg zu Sam.

Ich wollte gerade um eine Ecke, als ich mit ordentlich Schwung gegen die Wand geschubst werde, verärgert sah ich auf und wollte schon mit meiner Schimpftirade beginnen als ich direkt in ein Paar wütend aufblitzende grüne Augen sehe. ,, Können Sie nicht aufpassen!? " kommt es auch schon prompt von meinem Gegenüber, kurz mustere ich Sie. Eine Ärztin. In dem grellen Licht der Neonröhren sah ihre Haut unnatürlich hell aus fast wie Porzellan, Sie hatte feine aber trotzdem strenge Gesichtszüge die ihr ein gewisses Maß an Autorität verpassten. Mein Blick wandert weiter ihren Körper entlang, welcher in lockerer OP-Kleidung steckt, man kann aber trotzdem gut ihre Figur erkennen. Schlank, starke Beine, feine Länge Finger... Oh Götter was denk ich da schon wieder. Mit leicht blassen Gesicht und trockenem Hals sehe ich ihr wieder ins Gesicht, zwischen ihren perfekten Augenbrauen hatte sich eine Falte gebildet und ihr Mundwinkel zuckte kurz fast so als ob Sie meine Reaktion bemerkt hat und es Sie amüsiert. Ohne es zu merken rutscht mein Blick weiter zu ihren rosanen wirklich weich aussehenden Lippen, ihr Partner hat echt Glück. So eine attraktive Frau wie Sie ist nie im Leben single. Kaum sichtbar schüttel ich meinen Kopf, bevor ich ein leises ,, Verzeihung. " von mir gebe und mich an ihr vorbei schiebe. Du brauchst echt mal wieder ne Frau Rae...

An Sam's Türe angekommen klopfe ich kurz, bevor ich eintrete. ,, Okey also wie hast du das schon wieder angestellt?" frage ich Sie während ich gestikulierend auf ihr Bein deute das eingegipst und hochgelagert ist. Schief grinsend schaut Sie mich an bevor Sie antwortet :,, Ach naja weißt du ich dachte es wäre eine gute Idee die Treppe runter zu fallen um Nika davon abzuhalten Schluss zu machen. " stirnrunzelnd sehe ich Sie an, Nika ist Sam's Freund nebenbei angemerkt kein besonders guter er ist ihr fremdgegangen und hat nichtmal versucht es zu leugnen. Ich versteh echt nicht warum Sam noch mit ihm zusammen bleiben will, ich versteh zwar nicht viel von Liebe aber genug um zu wissen das, das hier keine Liebe ist. Nachdem ich alles verräumt habe und mir einen Stuhl geschnappt habe, bitte ich Sam mir genauer zu erzählen was passiert ist. Offenbar haben die beiden sich wieder über belanglos Dinge gestritten und Sam hat die Flucht ergriffen. Während Sie erzählt macht Sam einen lockeren Eindruck, reißt Witze und lacht aber Sie kann mir nix vormachen das ist bloß eine Vermeidungsstrategie. Das menschliche Gehirn reagiert von Person zu Person unterschiedlich auf unangenehme Situationen, während die einen sich ihnen stellen gehen die anderen ihnen aus dem Weg oder spielen sie runter. Letzteres ist Sam das war schon immer so, Sie gibt nicht gern zu das etwas Sie emotional verletzt hat. Ich setz gerade zum Reden andich da werde ich schon von einem Klopfen an der Türe unterbrochen. ,, Herein! " Sam richtet sich so gut es geht auf bevor Sie kurz zu mir sieht, während die Türe und 2 Personen den Raum betreten, werfe ich Sam einen meiner berüchtigten Darüber-reden-wir-noch-Fräulin-Blicke zu. Ich hab nicht gemerkt wie jemand ans Bett getreten war entsprechend überrascht war ich als ich in zwei ebenfalls geschockte und mir bekannte hellgrüne Augen sah. Die Ärztin von vorhin! Sie streckte mir die Hand entgegen ,, Guten Tag, ich bin Dr. Williams Sie müssen Miss Harrison sein wir haben telefoniert! " Es dauert kurz bis ich mein Gesicht wieder unter Kontrolle hatte und mit meinem besten Lächeln Sie freundlich Grüße. Was Sie danach sagt bekomm ich nicht mehr mit zu sehr bin ich damit beschäftigt Sie anzustarren. Die Blicke von dem Assistenzarzt neben ihr huschen ständig zwischen Doktor Williams und mir hin und her. Ich hab gar nicht gemerkt dass, das Gespräch am Ende angekommen ist, erst als Sam vor meinem Gesicht herum schnipst löst sich die Starre und ich schaue gedankenverloren die graue Tür in diesem sterilen Zimmer an durch die Dr. Williams und der Assistenzarzt eben verschwunden sind.

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