"Ich liebe dich auch, Kakashi"

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Lasst die Wälder brennen und die Sterne weinen.

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"ALLE RAUS HIER!!", schrie er so laut es möglich war und hielt sich keuchend eine Hand vor den Mund. "Verdammt ihr müsst hier raus! JETZT!", brüllte er seine Teammitglieder an. Der ganze Raum war von einer dichten Schicht aus Dampf überzogen, der einen unheimlich stechenden Geruch hatte und beim Atmen in der Kehle brannte. Der Nebel war kurz nachdem der Mann den riesigen Tank aus Glas eingeschlagen hatte hervorgetreten und überzog nun jeden Zentimeter dieses dunklen Labors. Nur noch das grell flackernde Alarmlicht der zertrümmerten Glasvitrine erhellte den Raum spärlich. Hustend stützte er sich einen Moment auf seinen Knien ab, um einen klaren Gedanken fasse zu können. Als Teamführer hatte er große Verantwortung für das Gelingen dieser Mission und für seine Kammeraden. Keiner von ihnen durfte Sterben. Diesen Kodex hatte er sich selbst auferlegt und daran hielt er sich strickt. Um sicher zu gehen durchkämmte er noch einmal das finstere Zimmer. Überall lagen Scherben, Chemikalien waren auf dem Boden verschüttet worden und Blutspritzer waren im ganzen Raum verteilt. Aber er konnte nicht viel erkennen, denn der weiße Dunst versperrte ihm die Sicht und brannte ihm in den Augen, sodass es ihm schwerfiel sie aufzuhalten. Die auf dem Boden gekrümmte Gestalt, welche sich wimmernd ihren Arm hielt, entdeckte er jedoch sogar aus seinem Augenwinkel. Kakashi machte einen großen Satz und landete dann direkt vor dem auf dem Boden kauerndem Geschöpf. Das war sein neuster Zugang seiner Anbu-Spezialeinheit. Diese bestand bis vor ein paar Tagen nur aus ihm und drei der angesehensten Anbu aus Konoha. Nun gehörte aber auch dieses junge Mädchen namens Midori seiner Truppe an. Sie hat sehr außergewöhnliche Fähigkeiten, weswegen er sie in seinem Team aufgenommen hatte. Nur mangelte es ihr noch an Erfahrung. Sie war gerade mal 16 Jahre alt und hatte ihr ganzes Leben noch vor sich, weshalb er anfangs gegen ihren Beitritt in diese Einheit war. Schließlich begaben sie sich täglich in lebensgefährliche Situation und mussten jeder Zeit bereit sein sich für das Dorf zu opfern wenn es sein muss. Und ein so junges Ding sollte noch nicht von dieser Welt gehen.

Also griff er ihr unter die Arme und legte eine Hand in ihre Kniekehle um sie hochzuheben. Sie mussten hier raus, und zwar dringend. Er hatte nämlich nicht die leiseste Ahnung was diese ätzende Substanz war, die drückend in der Luft lag. Ihm war nur eins klar, und zwar das dieser Dampf giftig sein muss, weshalb sie nichts davon einatmen sollten. Deswegen nahm er nun seine Beine in die Hand und sprintete als Letzter mit dem Mädchen auf dem Arm den langen dunklen Gang entlang. Das war auch der Weg gewesen, den sie genommen hatten um das Labor aufzufinden, deshalb würde er nur gerade aus müssen. Er setzte immer weiter tapfer einen Fuß vor den anderen und trug sie durch den kalten Tunnel aus Gestein. Der Nebel hatte sich hier schon etwas gelichtet, wodurch er bereits ein bisschen besser Atmen konnte, doch trotzdem rann ihm eine Träne über die Wange. Seine Augen glühten noch immer von diesem Schleier aus Gift und das fühlte sich ganz und gar nicht gesund an. Aber bald würden sie draußen sein. Das helle Tageslicht war schon schwach zu erkennen, und die Felsen um ihn herum glänzten schon von dem Lichteinfall. Nur noch ein paar Meter und sie würden in Sicherheit sein.

Vollkommen erschöpft stolperte er mit dem Mädchen auf dem Arm aus dem Berg und taumelte noch das letzte Stück auf einen Baum zu, woran er sie anlehnte. Ihr schwarzen Haare klebten an ihrer Maske und Blut lief schlierig von ihrer Wunde über ihren Arm. Besorgt kniete er sich vor ihr hin und nahm ihr die Katzenmaske ab, wodurch ihr bleiches Gesicht zum Vorschein kam. Auch sie musste einige Male Husten, aber hier draußen konnte man wieder ohne Probleme atmen. Nachdem er ihre Gesichtsbedeckung zur Seite gelegt hatte tauchten auch die anderen Drei aus dem Wald vor ihm auf. Sie würden ihm Schutz geben während er sie verarztet. Zum Glück war sie die einzige Verletzte und alle anderen waren heil aus der Sache rausgekommen. Das war gut, denn ohne sein Team wäre Konoha praktisch schutzlos und ziemlich aufgeschmissen. Er und die anderen legten sich wirklich jeden Tag ins Zeug, um den Frieden zu bewahren und das könnte kein zweiter so gut wie sie.
Das Mädchen fing an zu jammern als er mit geschickten Handgriffen einen Verband um ihre tiefe Wunde legte: "Es tut mir so leid, ich wollte nicht, dass die Mission wegen mir scheitert." Die Mission war tatsächlich in dem Moment gescheitert, in dem der Wissenschaftler sie entdeckt hatte. Sie waren nur dort um Informationen zu sammeln, aber sie hatte aus Versehen ein Kunai fallen gelassen, wodurch sie enttarnt wurden. Das war einfach ein kleiner Flüchtigkeitsfehler der einmal passieren kann. "Muss es nicht, wir werden es ein anderes Mal erneut versuchen und dann machst du es besser. Jetzt kommst du erst ins Krankenhaus und lässt dich richtig versorgen.", beruhigte er sie und drückte ihr ihre Maske in die Hand. Sie mussten schnell Bericht erstatten, das dieser Verrückte nun von der Beobachtung weiß.

"Und wie geht es den anderen Teammitglieder?", fragte er Hokage ernst, nachdem er von dem Zwischenfall berichtet hatte. "Die anderen sind unversehrt, nur sie wurde etwas verletzt.", erklärte er, während er vor dem dritten Hokage auf dem Boden kniete und ehrfürchtig seine Maske vor sich abgelegt hatte. "Das sind wenigstens gute Nachrichten. Schont euch ein wenig und dann werde ich euch bald mit einer neuen Aufgabe betrauen. Du weißt hoffentlich, wie wichtig dein Team und du für Konoha seid. Ich will, dass ihr wieder komplett fit seid bevor ihr auf die nächste Mission geht und dafür könnt ihr euch auch ein paar Tage frei nehmen.", nahm er einen ausgiebigen Zug an seiner Pfeife und blies den Rauch wieder in die kurze Stille, "Wenn dir etwas ungut ist, lass dich bitte im Krankenhaus untersuchen. Vor allem, wenn du so viel von diesem Gift eingeatmet hast." "Das weiß ich natürlich, aber mit geht es gut.", wehrte er ab. Ein paar Tage frei würde er allerdings gerne nehmen. Dann könnte er vielleicht mit seiner Verlobten einmal kurz verreisen, bevor der kleine Schreihals in wenigen Monaten zur Welt kommen würde. Sie würde sich sicher sehr freuen. Bei dem Gedanken daran schlich sich ein kleines Lächeln auf seine Lippen. Etwas Auszeit mit ihr wäre wirklich schön. "Wenn das so ist, kannst du gerne gehen und Feierabend machen. Trotzdem wäre es mir lieber wenn du dich durchecken lassen würdest.", sprach der Hokage seine Bedenken aus. Seine Lunge tat tatsächlich noch ein bisschen weh, aber das war nun wirklich keine große Sache, weswegen er sich vom Hokage verabschiedete und sich auf den Nachhauseweg machte. Endlich würde er Natsuki wieder sehen. Ein Tag Trennung war ihm einfach schon viel zu lange.

Als er leise die Tür öffnete empfing ihn direkt ein angenehmes Zischen vom Herd und ein leckerer Geruch von selbstgemachter Nudelsuppe stieg ihm in die Nase. Ihm entwich ein genießerisches "Hmm", als er an das köstliche Essen dachte, welches sie immer kocht. Obwohl er selbst extrem gerne und gut kochte mochte er es, wenn er nach Hause kam und das Essen bereits fertig auf dem Tisch stand. "Nani?", rief er liebevoll in die Wohnung und zog rasch seine Schuhe aus. Vorfreudig folgte er der hellen Stimme, die aus der Küche drang und lief zielstrebig auf sie zu. Als er sie sah musste er wieder lächeln. Sie hatte ihre langen blonde Haare zu einem tiefen Zopf zusammen gebunden, der ihr welliges Haar nur noch notdürftig zusammen hielt und sie hatte sich eine smaragdgrüne Schürze passend zu ihren Augen umgelegt. Direkt schloss er sie in seine Arme und drückte ihr einen sanften Kuss auf ihre rosa Lippen. Sehnsüchtig strich er mit seiner Hand über ihre Seite und vertiefte den Kuss ein wenig. Als aber ein verbrennendes Geräusch vom Herd ertönte löste er sich von ihr und hauchte ihr noch ein "Ich liebe dich" auf den Mund. Dann schob er sie etwas beiseite und kümmerte sich um das Essen welches drohte anzubrennen. "Ich liebe dich auch, Kakashi.", sagte ihre süße Stimme in seinen Nacken, was ihm eine Gänsehaut bereitete und zwei Arme schlangen sich von hinten um seine Taille. "Wie war die Arbeit?", wisperte sie zaghaft und vergrub ihren Kopf in seinen Schulterblättern. Er erzählte ein wenig über die Mission, so weit es ihm erlaubt war und köchelte das Abendessen fertig.

Kakashi, stirb mit mir.Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt