Nur du

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Deine Perspektive:

Wie kann das sein? Wie kann ich mich erinnern?

"(VN)",
Wieder Schritt er in meine Richtung. Mit jedem Schritt, der er zu mir trat, lief ich rückwärts.
Er war es wirklich. Er, der mich die ganze Zeit misshandelte. Die ganze Zeit. All die Tage, Wochen und Monate. Es war so schrecklich. Als mein Rücken eine Wand erreichte kamen mir plötzlich alle Erinnerungen hoch. Wie aus dem Nichts, es war einfach zu viel für mich. Mein Blick wanderte zu ihm. Er hatte sich kein bisschen verändert. Die kalte Art, der monotone Gesichtsausdruck. Alles so wie damals. Wahrscheinlich hat sich sein Charakter ebenso nicht verändert.
Warum hin ich überhaupt hier?

"Hast du es nicht verstanden? Willst du mich jetzt wieder-"
"Hör auf damit, ich will dich nicht vergewaltigen oder sonst was! Was hast du nur? Deine Art.. Kannst du dich nicht mehr an mich.. An uns erinnern?"
Seine Stimme brach ab, in seinen Augen sammelten sich langsam aber sicher Tränen. An uns? Nein, ehrlich gesagt überhaupt nicht. Ich kann mich nur an das schreckliche, an das negative erinnern. Gab es jemals etwas positives zwischen uns?

Nach einer Weile der Stille, kamen mir nun langsam auch die Tränen. Meine Beine ließen langsam nach und ich sackte ein. Eine Hand stützte sich auf dem Boden ab, die andere überdeckt meinen Mund. Wie kann das alles sein? Tränen liefen aus meinen Augen heraus und mein Herzschlag verschnellerte sich um das doppelte. Es war so unbeschreiblich ihn wieder zu sehen. Was meinte er mit "An uns"? Gab es etwas, was ich nicht wusste? An was ich mich nicht erinnern konnte? Etwas, an was ich mich nicht erinnern sollte? Ich wusste es nicht. Ich war gerade nicht in der Lage darüber nachzudenken.

Er wischte sich seine Tränen weg und hockte sich langsam zu mir herunter. Sanft nahm er meine Hand in seine und entfernte sie somit von meinem Mund. Das laute schluchzen, was von mir kam, war nun das einzige Geräusch. Diese bedrückende Stimmung.. Ich wusste es, ich hasste sie. Schon mein ganzes Leben lang. Stille bedeutet nie etwas Gutes, niemals. Egal in welchen Situationen. Seine andere Hand legte er vorsichtig auf meine Wange und Strich mit seinem Daumen meine Tränen - so gut wie es möglich war - weg.

"(VN)..",
Fing er nach einer Weile an, mein Kopf erhob sich langsam. Wieder trafen sich unsere Blicke. Plötzlich strahlten seine doch so kalten Augen mehr als Hunderte Gefühle aus. Etwas, was ich nie von ihm erwartet hätte. Er war doch immer so emotionslos, warum dann jetzt? Warum zeigt er jetzt aufeinmal seine Emotionen. Etwas, was er sonst nie macht oder freiwlig machen wollte. Ihm war es unangenehm, dass erkannte- und fühlte ich.

Egal wie lang ich ihn jetzt kennen mag, ich werde ihn immer verstehen. Egal wann er Hilfe braucht, ich werde ihn immer helfen. Und immer wenn er mich brauchen wird, dann werde ich bei ihm sein. Egal was er mir schreckliches angetan hat, ich werde ihn in meinem inneren immer lieben. Auch, wenn ich es jetzt noch nicht einsehen möchte.

Zögernd legte er seine Stirn gegen meine und schloss seine Augen. Rief atmete er durch und übte leichten Druck auf meiner Hand aus. Ich war wie versteinert. Ich verstand gerade nicht, was hier passierte. Ich war nicht im hier und jetzt. Ich war mit meinen Gedanken woanders. Mit meinen Gedanken bei ihm, nicht im jetzt. Ich wollte mich an damals erinnern. Lange Zeit sagte keiner von uns beiden etwas. Meine Augen waren ein Stück geweitet und mein Mund stand ein Stück offen.

Mit der Zeit hatte ich mich auch ein wenig beruhigt, wenigstens weinte ich nun nicht mehr. Und trotzdem schlug mein Herz schnell, schneller als sonst. Aber warum jetzt? Die Frage, welche mir schon die ganze Zeit auf der Zunge lag. Warum ich? Warum er? Warum jetzt? War es so bestimmt? War es geplant? War es beabsichtigt.. Von ihm? Wusste er von mir und Eren? Kannte er Eren?

Aufeinmal lächelte er leicht. Ich wusste nicht an was er dachte, doch ich wüsste es nur zu gerne.
"Levi..",
Das alles schien zu unreal. Es konnte nicht die Wirklichkeit sein. Es war bestimmt nur ein Traum. In Wahrheit kannte ich ihn doch nicht. Aber er kam mir doch so bekannt vor. Seine Aura. Sein Aussehen. Einfach alles.
Ich ertrug es nicht mehr. Nichts zu wissen. Immer im unwissenden zu sein. Ich muss die Wahrheit über uns erfahren. Doch Levi muss auch damit einverstanden sein..

Ich erwiderten seinen Händedruck, legte meine andere Hand auf seine, welche auf meiner Wange lag und legte Zögernd meine Lippen auf seine. Er will es doch, aber er traute sich nicht. Das spürte ich. Nach einigen Sekunden erwiderte er den Kuss auch, aber ich merkte, dass es anders war. Es war nicht so wie immer, etwas stimmte nicht. Langsam löste ich mich von ihm und sah auf den Boden. Meine Wangen glühten und meine Hand entfernte sich langsam aus seiner.
"Tut mir leid..",
Flüsterte ich.

Jedoch nahm er meine Hand wieder in seine und legte seine Lippen erneut auf meine.

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Wörter: 850

Irgendwie bin ich nicht so ganz zufrieden mit diesem Kapitel..

𝗙𝗨𝗧𝗨𝗥𝗘 𝗛𝗨𝗦𝗕𝗔𝗡𝗗 𝗧𝗪𝗢|»𝗟𝗲𝘃𝗶𝘅𝗥𝗲𝗮𝗱𝗲𝗿«|Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt