Kapitel 5

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Ich legte ihm meine Hand auf das Auge.

“Bitte nicht drücken.”

Ich nickte und versuchte möglichst vorsichtig sein Auge mit meiner Hand zu kühlen.

“Meinst du wirklich, er lässt uns hier draußen? Die ganze Nacht?” In der Ferne war ein Grollen am Himmel zu hören.

Ich nickte.

“Aber so schlimm war das Vergehen doch gar nicht.”

“Manche hätten dich dafür hingerichtet. Du hast gestohlen.”

“Soll ich ihm jetzt dankbar sein, dass ich noch lebe? Auf Dauer wäre ich lieber tot als so verprügelt zu werden.”

“Nein, aber du solltest nicht mehr stehlen, das darf man nicht.”

“Ich hatte Hunger.”

“Dennoch. Er gibt uns vielleicht etwas und wir können uns etwas von den Resten nehmen.”

“Dir gibt er etwas, mir nicht.”

“Wenn du dich besser benehmen würdest, schon. Gib dem ganzen ein paar Tage.”

Ich schnaubte.

Ich nahm meine Hand von seinem Gesicht und legte mich ein Stück von ihm weg wieder hin.

“Hey, wieso gehst du weg?”

“Ich bin müde und es wäre unangebracht so dicht bei dir zu schlafen.”

“Wieso unangebracht? Ich dachte, dir ist kalt.”

“Ist es auch.”

“Dann bleib doch hier.”

Ich schüttelte den Kopf und sah kurz zum Anwesen.

“Hast du Angst, dass er dich schlägt, wenn du in meiner Nähe sein würdest?”

Ich schüttelte den Kopf.

“Sondern?”

Ich schüttelte den Kopf und schloss die Augen.

Ich seufzte und streckte alle Glieder von mir.

Ich wimmerte im Schlaf.

Ich stieß ihn an. “Chamy, wach auf.” Über uns grummelte der graue Himmel.

Ich schreckte hoch. Unruhig zuckten meine Ohre hin und her.

“Da vorne ist ein Dach, wir stellen uns besser unter, bevor das Gewitter kommt.” Aus dem Haus war heiteres Gelächter zu hören.

Ein Blitz zuckte über den Himmel und ich zuckte zusammen. Alle Haare stellten sich an meinem Körper auf und der Katzenschwanz zuckte ängstlich hin und her, was schrecklich weh tat, aber ich konnte ihn nicht still halten. Wimmernd verkroch ich mich an der Mauer, denn bis zu dem Dach kamen wir nicht. 

Ich rutschte neben ihn als es zu schütten begann. Ein Schatten tauchte kurz an einem der Fenster auf.

Der Hauptgrund, weshalb Katzen Wasser hassten, war, das man mit nassen Fell schrecklich fror.

Wir waren schnell nass bis auf die Knochen.

Ich zitterte erbärmlich und versuchte mit der Mauer zu verschmelzen um dem Regen zu entgehen.

Ich sah ihn mitleidig an und legte die Arme um ihn.

Ich zuckte zusammen, aber er war warm.

“Besser so?”

Broken ChainsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt