Ich schenkte dem Herrn erneut Wein ein. Es war bestimmt schon sein zehntes Glas und langsam merkte man, dass er betrunken wurde, was mir Sorgen machte. Ein betrunkener Herr war unberechenbar. Normalerweise konnte ich darauf vertrauen, dass er mir nicht zu weh tat oder mich so schwer verletzte, dass ich starb oder es anderen großartig auffiel.
Ich überlegte fieberhaft, ob man das Trinkgelage irgendwie unterbinden konnte, denn ich merkte, wie die anderen Sklaven im Raum alle immer angespannter wurden. Allen voran Chamy. Der Herr war so schon ein grausamer Mann, wie war es dann erst, wenn er nicht mehr bei klarem Verstand war?
Nach und nach wurden alle Sklaven weg geschickt und auch die Gäste verließen langsam den Raum. Aramee war mit einem Stapel Geschirr in der Küche verschwunden.
Ich lud es nicht gerade achtsam in der Spüle ab und wollte wieder hochgehen, um noch mehr herunter zu tragen, als mir auffiel, dass der Herr und Chamy fehlten. Irritiert sah ich mich um. So schnell waren sie verschwunden.
Der Herr hatte sich zu mir runter gebeugt und das Lächeln ließ mir Schauer über den Rücken laufen. “Komm mit, Kitty, ich will ein bisschen spielen.” Dabei hatte er begonnen über den Katzenschwanz zu streicheln. Ich stand gehorsam auf und ließ mich mitziehen.
Ich trat mit einigen Tellern auf den Flur. “Wo ist Chamy?”
“Du solltest nicht auf ihn warten. Charmy ist bestimmt noch beim Herrn”, meinte ein anderer Sklave.
“Er alleine?”
Der Sklave nickte.
“Was macht er bei ihm?”
Der Sklave verzog das Gesicht.
“Was? Sag schon.”
“Kitty ist sein Lieblingsspielzeug.”
“B-Bitte? Achte mal auf deine Worte!”
“Du hast gefragt.”
“Was soll das denn heißen?”
“Du hast gefragt, was Kitty bei ihm macht. Hast du dich nie gefragt, wieso er Kleider trägt und wir alle anderen Hosen?”
“Wegen dem Katzenschwanz…Bah!”, rief ich plötzlich aus und hielt mir den Mund zu. Mir war schrecklich übel, als ich verstand, worauf er hinaus wollte.
“Ich sehe, du hast verstanden. Aber was erwartet man schon von einer Person, die sich wie eine Katze streicheln lässt.”
Ich schluckte schwer. Dann rannte ich los.
Auf dem Gang unweit des Zimmers des Herrn klappte ich zusammen. Er war gerade eben eingeschlafen und ich hatte beschlossen zu gehen, bevor Aramee etwas mitbekam.
“Chamy!” Ich rannte zu ihm und hockte mich vor ihn.
Ich war zusammengezuckt und starrte zu Boden.
“Was ist passiert?”
“Ich habe ihn nur ins Bett gebracht, er war so betrunken”, versuchte ich die Situation zu erklären.
“Lüg nicht, die anderen haben mir davon erzählt. Du bist deshalb jede Nacht weg, du bist jede Nacht bei ihm, bei diesem Perversling, habe ich Recht?”
“Wovon?”, versuchte ich den Unwissenden zu spielen. Ich wusste, dass er mich nicht glauben würde.
“Davon, dass du für ihn ein Spielzeug bist!”
“Sind wir das nicht alle irgendwie? Du bist auch eins, er mag es dich zu quälen.”
“Wie er dich quält ist tausendmal schlimmer.”

DU LIEST GERADE
Broken Chains
FantasyAramee wird gefangen genommen und verkauft. Doch er wehrt sich, mit allen Mitteln. Auch wenn er sich und den anderen Sklaven damit nichts gutes tut. Doch werden seine Bemühungen einen Sinn haben? !Triggerwarnung! Enthält Andeutungen von Gewalt und...