Kapitel 11

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Als ich am nächsten Morgen am Frühstückstisch saß, steckte mir die Nacht noch immer in den Knochen. 

Ich war gestern Nacht nicht noch einmal eingeschlafen, stattdessen hatte ich mit Piper und Annabeth immer wieder meinen Traum durchgekaut. Annabeth hatte war vorgeschlagen, dass ich zu Chiron gehen sollte, aber ich wusste nicht in wo er untergebracht worden war und als wir heute morgen zum Frühstück aufstanden, war er schon weg gewesen. Stattdessen hatte ich mich entschlossen, den Albtraum nach ganz hinten in mein Gedächtnis zu schieben und darauf zu hoffen, dass er nichts zu bedeuten hatte.
Irgendwann waren die anderen beiden dann auch wieder ins Bett gegangen, aber ich hatte zu viel Angst gehabt, meine Augen zu schließen und wieder in dem Raum mit dem Schatten zu landen. 
Also hatte ich mich in Alphards Jackett eingekuschelt und mein Schwert fest in meiner Hand, falls die Gestalt aus meinem Albtraum springen würde.

Entsprechend übermüdet saß ich nun zwischen Marlene und Nico am Frühstückstisch und versuchte meine Augen offen zu halten. 
Will hatte sich bereits großspurig entschuldigt, dass er vergessen hatte, mir den versprochenen Tee zu geben, der gegen die Träume helfen sollte, doch ich hatte nur abgewunken. Immerhin hatte ich es auch vergessen und so sehr ich Wills Hilfe schätzte, der Tee würde mich vielleicht vor Erinnerungen bewahren können, aber nicht vor den Visionen, mit denen sich jeder von uns herumschlagen musste. 

"Du willst dich wirklich schlafen legen?" Marlene legte mir sanft ihre Hand auf den Rücken. "Die Lehrer verstehen bestimmt, dass du schlecht geschlafen hast. Du bist ja noch nicht einmal Schülerin hier."
"Nein, ich kann ohnehin nicht durchschlafen." Ich schüttelte meinen Kopf, stich mit über Augen und schenkte mir eine weitere Tasse Kaffee ein. Auch Nico sah besorgt zu mir rüber, doch ich winkte ab. "Ich fühle mich gut, keinen Grund zur Aufregung." Das die Stimme des Schattens noch immer in meinem Kopf war und mir wieder 'Da bist du ja.' in die Ohren flüsterte, erwähnte ich absichtlich nicht. 
"Vielleicht kannst du ja bei Binns im Unterricht schlafen." Lily versuchte ihr breites Grinsen hinter ihrem Brot zu verstecken, aber ich konnte das Lachen in ihrer Stimme hören. "Bei dem schläft wirklich jeder ein." James nickte breit lächelnd und bekam dafür von Sirius, der nur wenige Plätze entfernt von mir saß, mich aber konsequent ignorierte, den Ellenbogen in die Seite. 
"Autsch. Pads, hör auf." James drehte sich verärgert zu Sirius, der sich bereits wieder seinem Frühstück zugewendet hatte und murmelte ihm einige Worte zu, die ich nicht verstehen konnte. Sirius schien aber nicht sonderlich zufrieden damit, denn er schnalzte laut mit seiner Zunge und drehte sich demonstrativ zu Remus. James stöhnte laut, zuckte mit den Schultern und wand sich wieder an uns Halbblute. 
"Binns unterrichtet Geschichte der Zauberei und er ist wirklich langweilig, aber leider ist das Fach relevant für unsere UTZ's." Er verdrehte seine Augen und biss ein großes Stück von seiner Wurst ab. "Aber bei ihm kann man immer gut jeglichen Schlaf nachholen, dass scheint ihm auch egal zu sein." 

Nach dem Frühstück führten uns Lily und James durch die Schlossgänge zu Binns Klassenzimmer. Sirius und seine restlichen Freunde liefen nur wenige Meter hinter uns und unterhielten sich mit Marlene und Dorcas. 
Das Klassenzimmer war spartanisch eingerichtet, außer der Schülerpulte stand lediglich der Lehrertisch am Ende des Raums und eine Tafel mit einigen aufgelisteten Daten. 
Hinter dem Lehrerpult allerdings saß kein Mann, wie ich es erwartet hatte, sondern ein Geist.

Dumbledore hatte erzählt, dass in Hogwarts einige Geister leben würden, doch bisher hatte ich noch keinen von ihnen zu Gesicht bekommen. Vermutlich hielten sie sich von Nico und mir fern, wohl wissend, dass ihre Seele eigentlich in den Hades gehörte und nicht in die Welt der Lebenden.

Kaum betraten wir das Klassenzimmer, zuckte der Geist zusammen und wurde bei unserem Anblick noch bleicher, als er ohnehin war.
"M' Lord, M' Lady." Er schwebte auf uns zu und senkte unterwürfig seinen Kopf. "Welch eine Ehre, Kinder der Unterwelt in meinem Klassenraum begrüßen zu dürfen." 
"Äh." James räusperte sich laut. "Professor? Alles okay bei Ihnen?" Der Geist achtete nicht auf ihn sondern konzentrierte sich weiterhin auf Nico und mich. Langsam wurde mir das ganze schon unangenehm und ich konnte hören, wie Sirius und seine Freunde zu tuscheln begannen.
"Ja, schon okay. Die Ehre liegt bei uns, Binns. Wir sind noch nicht häufig Toten begegnet, die unter den Lebenden wandeln durften." Der Lehrer deutete eine Verbeugung an und schwebte Rückwärts zu seinem Platz hinter seinem Pult und glitt dabei durch die Tischplatte. 
"Natürlich, Herrin. Ich habe von Ihrer Zeit mit dem frevelhaften König Minos gehört. Ich wage aber zu hoffen, dass Herrin und Herr bereit sind uns Geistern eine weitere Chance zu geben." Mit hochgezogenen Augenbrauen sah ich zu Nico, der seufzend mit den Schultern zuckte. 
"Klar.", murmelte er und setzte sich gemeinsam mit Will und den anderen in eine der letzten Reihen. "Solltest du aber versuchen, durch uns wieder lebendig zu werden, schicken wir dich direkt auf die Felder der Verdammten." Nico ließ sein Schwert, dass um seinen Gürtel hing, blitzen und Binns lachte nervös. 
"Der Herr hat Humor.", versuchte er es zitternd, doch Nico schüttelte nur streng mit seinem Kopf und streichelte den Griff seiner Klinge. 
"In Ordnung." Die Stimme des Geistes bebte und er winkte die Schüler, die noch im Raum verteilt standen und die ganze Szene beobachtet hatten, auf ihre Plätze. "Setzten Sie sich bitte. Wir sprechen heute über die ägyptische Vergangenheit der Zauberkunst." 

Die zwei Seiten einer Klinge - Percy Jackson/Rumtreiber Crossover *abgebrochen*Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt