Kapitel 4

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Ich war wieder sechs Jahre alt, es war Weihnachten und ich lag mit Sirius und Regulus unter meinem Bett in meinem Schlafzimmer. 
Ich hatte ihnen versprochen, unsere Eltern würden uns hier niemals finden.

Druella und Cygnus wollten mit ihren Kindern zu Besuch kommen, nur Alphard hatte noch in New York zu tun gehabt und konnte zu Weihnachten nicht da sein. 
Mutter war wütend geworden, als sie den Brief bekommen hatte. Meine Brüder und ich hatten still neben dem Kamin gestanden und versucht keine Geräusche zu machen, um ihre Aufmerksamkeit nicht auf uns zu lenken. 
Unsere Taktik hatte nicht lange funktioniert, Regulus hatte angefangen zu weinen und sein Schluchzten hatte Mutter selbst über ihr Geschrei hinweg hören können.
"Was soll das?", hatte sie geschrienen, ihre aufgerissenen Augen hatten sie wie eine Furie aus den alten Büchern aussehen lassen. "Ihr sollt euch umziehen, na los. Und wehe euch, wenn ihr wieder eure Klamotten austauscht. Persephone, du ziehst das Kleid an das ich dir rausgelegt habe und Regulus, zieh den verdammten Anzug an." 
Sie hatte uns aus der Küche gescheucht und die Tür hinter ihr zugeknallt, die wütenden Worte, die Alphard galten sollten, konnten wir dennoch laut und deutlich verstehen. 

Ich hatte meine Brüder hinter mir her in mein Zimmer geschoben und die Tagestecke, die die Hauselfen fein säuberlich über mein Bett ausgelegt hatten, zurückgeklappt. 
"Wir verstecken uns hier. Da können Mutter und Vater uns nicht finden.", hatte ich geflüstert und meinen Brüdern gedeutet, sich unter das Bett zu legen. Sirius hatte sofort begeistert genickt, nur Regulus hatte schluchzend seine Schultern gezuckt.
"Was wenn sie uns finden? Wir müssen heute Abend doch auch noch mit ihnen essen.", hatte Regulus gemurmelt und sich ein wenig mehr an mich gedrückt.
"Quatsch, die finden uns hier niemals. Das wird super. ", hatte Sirius geantwortet und sich unter mein Bett geschoben. "Wir verbringen Weihnachten einfach hier unterm Bett, erzählen uns Geschichten und wenn Mutter und Vater zu Bett gegangen sind, schleichen wir uns raus und holen uns ganz viel Süßkram." 

Ganze zwei Stunden hatten wir unter dem Bett gelegen, bis Orion in mein Zimmer gestürzt kam und uns entdeckte. 
Zuerst hatte er Sirius, dann Regulus und zuletzt mich unter dem Bett hervorgezogen. Orion hatte gebrüllt und gewütet, Regulus hatte still vor ihm gestanden und geweint.
Ich selbst hatte nichts tun können, die Angst hatte mich gelähmt und vermutlich war es Sirius recht ähnlich gegangen. 

"Ihr solltet euch umziehen.", hatte Orion gebrüllt und mich an meinen Haaren auf die Beine gezogen. "Eure Tante und Onkel sind schon da, was sollen sie nun von euch denken." 
Vermutlich werden sie sich gar nichts denken, hätte ich am liebsten geantwortet, denn dein Brüllen kann man bestimmt noch am Ende der Straße hören. Stattdessen hatte ich mir meine Hände über die Ohren gepresst und meine Augen zusammengekniffen, als könnte ich auf diese Weise die Welt um mich herum ausstellen. 

Orion hatte mich und Sirius an unseren Handgelenken gegriffen, den noch immer bitterlich weinenden Regulus trieb er vor sich her. Er schleifte uns in den Speisesaal, wo bereits Walburga, Druella, Cygnus und ihre Töchter Platz genommen hatten, und präsentierte uns unseren Verwandten.
"Seht wen ich endlich gefunden habe. Die drei haben sich unter dem Bett versteckt, wie dreckige Diebe." Orion ging um den Tisch herum und stellte sich hinter die Stuhllehne am Kopfende des Tisches - Der Platz, der dem Familienoberhaupt zustand,  wie uns schon von klein auf beigebracht wurde. 
Walburga war aufgesprungen und auf uns zugestürmt. Gerade als ich dachte, sie wolle mich in den Arm nehmen und mein tränenverschmiertes Gesicht trocknen, holte sie zu einer Backpfeife aus, den pochenden Schmerz spürte ich eine halbe Stunde später noch immer. 
"Was sollte das? Habe ich euch nicht gesagt, ihr sollt euch umziehen gehen? Schaut nur wie ihr ausseht." Sie klopfte mir den Staub von meiner Brust und schlug dabei so fest zu, dass mir schlecht wurde. "Setzt euch hin. Ihr werdet so mit uns essen. Über eure Bestrafung werden euer Vater und ich uns morgen Beratschlagen." Walburga deutete auf die drei verbliebenen, freien Stühle, doch ich blieb wo ich war.
"Orion ist nicht mein Vater.", murmelte ich leise, auch wenn ich nicht verstand, woher ich den Mut nahm, meiner Mutter zu widersprechen. 
"Was?" Ihre Stimme glitt so schneidend durch den Raum, dass mir hätte klar sein müssen, mich nicht zu wiederholen. 
"Orion ist nicht mein Vater. Das stellt ihr mir doch immer wieder unter Beweis.", sagte ich, diesmal lauter. Meine Hände hatte ich zu Fäusten geballt und meinen Blick starr auf den Boden gerichtet. 
Walburga ging genau vor mir in die Hocke und strich durch mein Haar, doch diese Geste hatte nichts liebevolles an sich. Ihre Hand war viel zu nah an meinem Hals, als mir lieb war und mein Puls verdoppelte sich.
"Orion ist dein Vater, Persephone. Oder nennst du mich eine Lügnerin?" Bevor ich antworten konnte, holte sie zum zweiten und dann zum dritten Schlag aus. 
"Hör auf.", schluchzte ich. Meine Nase lief ununterbrochen und ich traute mich nicht, nach meinen Brüdern zu sehen. "Bitte, hör auf."
"Ich bin deine Mutter, Persephone, und ich entscheide, wann ich aufhöre."

Die zwei Seiten einer Klinge - Percy Jackson/Rumtreiber Crossover *abgebrochen*Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt