"Hey Süsser!", sprach sie mich an. Ich drehte mich hastig um und erkannte zwei dunkelgrüne Katzenaugen. Lydia. Sie hauchte. "Hast du heute nach der Schule schon was vor? Ich schmeisse nämlich eine Party. Du musst einfach kommen, ich habe ein Geschenk für dich." Sie schmiss ihre schwarzen Haare zurück und man sah ihr in den Ausschnitt. Ich sah ihr in den Ausschnitt. Dann grinste ich. "Mm..ich werd's mir noch überlegen, aber ich gebe dir Bescheid", zwinkerte ich ihr zu. Sie war eines der Frauen an der Schule, die immer im Mittelpunkt stand. Naja, sie drängte sich immer in den Mittelpunkt. Aber ausser den anderen Mädchen mochten sie alle. Die anderen Mädchen, so nannte ich die Mädchengruppe, die immer den ganzen Klatsch weitererzählten. Sie waren zu fünft und niemals konnte man sie trennen. Ich mochte sie nicht.
Unsere Klasse war nicht gerade die stillste, vor Allem nicht, weil unsere Lehrerin Frau Gerding momentan im Krankenhaus lag. Niemand wusste, was los war. Aber da wir keinen Lehrer als Aufsicht hatten, wollten wir es auch gar nicht wissen. Das war nun schon der zweite Tag und allmählich wollte ich auch echt was lernen. Ja, ich war ein kleiner Streber, was die Anderen meiner Klasse jedoch noch nicht herausgefunden hatten. Wenn ich Zusatzaufgaben nach der Schule machte, sagte ich immer, ich müsste Nachsitzen. Es hatte funktioniert.
Einige Jungs machten Furzgeräusche, einige spielten Limbo. Manche Mädchen machten mit und andere waren damit zu beschäftigt, Fotos zu machen. Ich sass gemütlich auf meinem Pult und unterhielt mich mit Lydia. Sie war hübsch, das schon, aber vom Charakter bekam ich nicht so viel mit. Ich konnte mich mit ihr unterhalten, auch wenn sie die ganze Zeit über sich selber sprach.
Plötzlich schoss die Tür auf. Alle waren still. Der Direktor kam herein. Mit seiner strengen Miene beobachtete er alle ganz genau, bis jeder an seinem rechtmässigen Platz sass und schwieg. Sobald dies geschehen war, begann er zu reden. "Guten Morgen, Schüler. Da Frau Gerding in nächster Zeit nicht mehr unterrichten kann, wird Herr Miller ihr Unterricht bis auf Weiteres übernehmen." Dann trat er heraus. Er sprach kurz mit dem Mann hinter ihm und verschwand dann völlig. Sobald ich das Gesicht unseres neuen Aushilfelehrers sah, stockte es mir der Atem.