Kapitel 21

1.1K 61 2
                                    

"Warum hast du nie gesagt, dass du weisst, dass ich Bi bin?" Er zuckte mit den Achseln. "Keine Ahnung, die Moment war irgendwie immer ungünstig. Bis auf einmal das mit Herrn Miller passierte, war ich mir nicht mal sicher, ob du es selber gewusst hast." Sein Blick war starr in die Ferne gerichtet. Unwillkürlich musste ich nicken. Es war verständlich. "Okay, das klingt logisch. Und jetzt zum Thema Herr Miller. Hast du's sofort geglaubt, als du mich in seinem Zimmer gesehen hast?" "Ja." "Okay. Weitere Frage: Wirst du's weitererzählen?" Er starrte mir in die Augen. Er durchlöcherte mich richtig mit seinen Augen. "Natürlich nicht. Ich bin dein Bruder! Du weisst, sowas würde ich nie tun." "Ja klar, aber wusste halt nicht, wie du jetzt von mir denkst.", gab ich zu. Einen Moment der Stille, an dem er überlegte. "Wie gesagt, ich hatte vor dir Erfahrungen mit Jungs." Ich nickte, entschuldigte mich, aber er verstand es. "Jetzt habe ich eine Frage an dich!", sein Grinsen machte mir fast Angst. Was würde wohl jetzt kommen? Ich spürte, wie mein Herz polterte. "Wie kommst du eigentlich dazu, mit einem Lehrer zu schlafen? Wie hast du das angestellt?" Er grinste immer weiter und nun machte ich mit. Ich erzählte ihm die Story von Anfang an. Seine Augen wurden immer grösser und zwischendurch hörte ich ihn kichern, obwohl er es sich verkneifen wollte.

Am Ende der Geschichte schien er sprachlos geworden zu sein. Nach einer endlosen Minute brach ich das Schweigen. "Sag doch was!" Er starrte mir in die Augen und begann, lauthals zu lachen. Fragend blickte ich ihn an. "Naja, nach allem was du erzählst, muss er echt gut im Bett gewesen sein." Er lachte weiter und ich stieg mit ein.

Sobald er sich einigermassen gefangen hatte, schaute er mich verzückt an. "Was ist denn eigentlich mit Lydia?" Ich zuckte mit den Achseln. "Seit ich mit ihr im Bett war, ist sie so anhänglich. Vor allem dann, als sie erfahren hatte, dass sie HIV Positiv war. Dann hat sie gemerkt, dass ich etwas zu verbergen habe, oder besser jemanden. Weswegen sie versucht, mir die Hölle auf Erden zu bereiten. Was mir ja grundsätzlich egal ist, aber als ich hörte, dass sie mit Flo geknutscht hat, bin ich ausgeflippt. Ich hab sie dann bis aufs Übelste beschimpf. Irgendwann hat sie es eingesehen und Flo die ganze Geschichte erzählt." "Also sind Chiara und Flo wieder zusammen?", fragte er kleinlaut. Ich nickte und er starrte auf den Boden. "Okay." Er versuchte es normal klingen zu lassen, doch er hörte sich immernoch kleinlaut an. Es hatte ihm wohl bei der ganzen Geschichte den Atem verschlagen. Bei diesem Gedanken musste ich grinsen.

Der Abend war viel zu schnell gekommen und ich musste mich von Dave verabschieden. Es war schön gewesen, endlich wieder mit ihm so eng zu sprechen und endlich konnte ich loswerden, was mir so lange auf dem Herzen lag. Es war, als ob man mir die Hälfte meines Gewichtes genommen hatte. Mir war regelrecht ein Stein vom Herzen gefallen. Ich versprach ihm zu melden, wenn es etwas Neues gäbe. Endlich konnte ich mit Jemandem anständig darüber sprechen.

Es war Freitag und ich mochte mich nicht mehr aufrappeln, um in die Schule zu gehen. Ein einziger Gedanke rettete mich jedoch. Andy. Auch, wenn es für uns beide wohl nur Sex war, so war er doch echt richtig gut. Wir hatten den ganzen Vormittag im selben Zimmer und mit dem selben Lehrer Schule. Seine grünen Augen durchforsteten mich, als er ins Klassenzimmer rein kam. Er sah heute bezaubernd und echt sexy aus. So, dass es in meiner Hose schon wieder zu eng wurde. Schnell überkreuzte ich meine Beine übereinander, damit auch wirklich niemand meine Errektion sah. Es war mir unangenehm. Er richtete sich an die Klasse: "Hey zusammen!" Mit seiner Stimme jagte er mir kalte Schauer über den Rücken. "Wir werden heute in den Informatikraum gehen. Ihr braucht nur Notizblätter und Schreiber. Wir können uns direkt auf den Weg machen." Verdammt! Musste ich nun mein Ständer der ganzen Klasse präsentieren? Leicht nervös packte ich meine Sachen und wartete, bis jeder aus dem Zimmer war. Langsam stand ich auf, seinen Blick auf mir hatte ich natürlich bemerkt und er machte mich nervös. Verdammt nervös. Als ich fast aus dem Zimmer war und ich schon fast befreit atmen konnte, spürte ich eine eiskalte Hand an meinem Arm. Er hielt mich auf. Langsam drehte ich mich um und schaute in diese wunderschönen grünen Augen. Einen Moment war es still. Es lag Elektrizität in der Luft, wie jedes Mal, als er mich berührte. Es stockte mir förmlich der Atem. "Du", begann er mit seiner tiefen Stimme, "Sei gleich nicht wütend auf mich." Ich verstand nicht. Fragend schaute ich ihn an. Was hatte er vor?
Noch bevor ich ihn fragen konnte, hatte er meinen Arm losgelassen und stürmte aus dem Zimmer. Was sollte das und wieso verdammt nochmal soll ich nicht wütend auf ihn sein? Verunsichert lief ich langsamen Schrittes zum Informatikzimmer. Die ganze Klasse war anscheinend schon ins Zimmer gegangen. Langsam öffnete ich die Tür und trat ein. "Wo warst du?" Die Stimme kannte ich, mehr als genug. Verwirrt schaute ich in seine wundervollen Augen. Was zur Hölle sollte das? "Äh, Toilette", stiess ich verwirrt heraus. Seine Augen leuchteten. "Naja, du bist zu spät, deswegen darfst du dich gerne in den leeren Stuhl da hinten setzten." Immernoch verwirrt nickte ich schliesslich und setzte mich auf meinen neuen Platz. Was sollte das denn? Ich beschloss, es einfach auf mich zukommen zu lassen und zu sehen, wohin das führte.
Der Platz war ganz abgeschieden vom Rest der Klasse und ich fragte mich, warum er sich so seltsam verhielt. Ich schaltete den Computer ein und bevor ich überhaupt reagieren konnte, war ich schon im Internet. Von selber hatte sich eine Pornoseite mit Schwulen geöffnet. Wie ging das? Ich hatte den Computer kaum berührt. Schnell schaute ich umher, ob es jemand sah. Dann traf mich sein Blick und endlich verstand ich. Er hatte meinen Computer bedient, deswegen wollte er, dass ich zu spät kam. So konnte er mich auf den einzelnen Platz verschieben und es wäre nichts besonderes. Ein Chat öffnete sich und ich registrierte mich kurz. Andy hatte sich in die Freundschaftsliste hinzugefügt. Schnell begann der Chat.

Maybe another DayWo Geschichten leben. Entdecke jetzt