Kapitel 2

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Er war gross und muskulös. Seine smaragdgrünen Augen streiften nachdenklich durch das Klassenzimmer. An meinem Pult hielt er den Blick. Ich wusste nicht wie lange, aber dem Gefühl nach, ziemlich lange. Er trug ein dunkelgrünes Hemd und eine schwarze Krawatte darüber. Sein Outfit war gut ausgewählt, es betonte seine Augen. Man sah einen kleinen Hauch von Bart. Er sah so gut aus. Verdammt. Was war los mit mir? Ich hatte doch schon viele gut aussehende Männer getroffen. Naja, viele meiner Freunde sehen nicht schlecht aus. Aber er war...anders. Irgendwie.
Er ging zur Tafel und schrieb seinen Namen darauf. Andy Miller. Der gut aussehende Andy Miller. Ich wusste in diesem Moment nicht viel, ich wusste nur, ich musste mich mit ihm auf irgendeine Art und Weise unterhalten.
Er begann zu erklären. "Guten Tag zusammen. Ich bin Herr Miller. Da es Frau Gerding immer noch nicht besser geht, helfe ich eine Weile aus." Er hatte eine tiefe männliche Stimme. Mit dieser Stimme wusste ich nicht, wie mir geschah. Mir wurde heiss & kalt und ich wurde nervös. Sehr nervös.

Die Stunde war schnell zu ende. Wir sollten uns vorstellen. Für alle war das nur das nervige Zeug, mit dem jeder Aushilfslehrer kam. Bei mir aber nicht. Ich war nervös, mich ihm vorzustellen. Meine Stimme zitterte, während ich sprach:"Äh..Guten Tag. Ich heisse Jonah Hill und werde dieses Jahr 18.", er sollte merken, dass ich kein Küken war. Dass ich bereits volljährig war. Wofür auch immer er es wissen sollte. "Meine Hobbys sind Downhillfahren, Kicken und ich tanze auch." Er nickte, schaute mich undurchdringlich an. Was dachte er im Moment? Ich wollte es wissen. "Was tanzt du denn?" Mit dieser Frage hatte ich nicht gerechnet. "Breakdance.", antwortete ich knapp. Ich konnte nicht mehr sagen, meine Stimme war dahin. Was machte dieser Typ mit mir?
Als die Glocke ertöhnte, spurteten alle aus dem Klassenzimmer. Nur ich nicht. Ich räumte meine Sachen in aller Ruhe weg und schlenderte gemütlich aus dem Zimmer. Kurz bevor ich aus dem Zimmer trat, drehte ich mich nochmal um und sagte leise: "Auf Wiedersehen." Er sah mich an. Mit seinen dunkelgrünen Augen durchleuchtete er mich. Dann meinte er schließlich "Tschüss". Mir lief kalte Schauer über den Rücken. Dann trat ich aus dem Zimmer.

Den ganzen Tag musste ich an Herr Miller, Andy, denken. Ich wusste nicht warum, so hatte ich mich bisher noch nie gefühlt. So..verloren.

Am Abend war die Party, von der Lydia gesprochen hatte. Ich musste zweimal überlegen, ob ich gehen wollte. Irgendwie mochte ich den Gedanken, Zuhause zu bleiben. Aber schließlich entschied ich mich dennoch zu gehen. Ich duschte kurz, zog mein Ausgehhemd an und stylte meine Haare. Dann machte ich mich mit dem alten Ford meiner Eltern auf den Weg. Er war ganz in schwarz gehalten. Meine Eltern hatten mir erklärt, falls ich der beste im Jahrgang sein würde, würden sie ihn mir zum Abschluss schenken. Aber bis dahin durfte ich ihn nur mit Erlaubnis brauchen. Ich stieg also ein und schaltete das Radio an. Ed Sheeran's Don't hörte man aus dem Radio. Ich machte es lauter und beim Refrain sang ich lauthals mit.
Dann kam ich bei Lydia an. In der Einfahrt standen recht viele Autos und ich wunderte mich nicht. Klar, Lydia war für ihre Taten nicht wirklich beliebt, aber sie machte halt immer die besten Partys.
Ich trat ein. Zuvor war ich nur ein paar Mal in den Partys hier gewesen, doch da war ich schon alkoholisiert eingetreten. Meine Freunde und ich tranken viele Male vor den Partys. Aber heute war ich nüchtern. Erst jetzt bemerkte ich, wie gross die Eingangshalle war. Und wie hell. Direkt gegenüber vom Eingang gab es eine Treppe nach oben. Wenn man diese hoch stieg, das wusste ich bereits, fand man die Schlafzimmer von ihr, ihren Eltern und ihrem Bruder, der bereits auf dem College war. Ich hatte früher, als wir noch klein waren, viel mit ihm unternommen. Er hatte mir gezeigt, wie man Frauen flach legte. Er war einfach genial. Dann musste er wegen des Colleges umziehen und der Kontakt ging verloren.
"Hey Baby! Ich freue mich, dass du gekommen bist", hörte ich Lydia in mein Ohr hauchen. Ich drehte mich um und sah ihr in ihre goldbraunen Augen. Ihre schwarzen Haare lagen gestreckt die Schultern hinunter. Sie lächelte ihr spitzbübischtes Lächeln. Ich grinste sie verstohlen an.

Maybe another DayWo Geschichten leben. Entdecke jetzt