Blutbad

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Mehrere Stunden waren wir also damit beschäftigt die Tiere wieder einzufangen. Es dämmerte bereits leicht, als ich von einem langen intensiven Sprint den letzten Ferkel zu den anderen schmiss und das Tor mit Hilfe von Luka fest verschloss.

Schnaufend und keuchend ließ ich mich auf die Erde unter mir fallen, legte mich auf die Seite, da ich die Befürchtung hatte keine Luft mehr in meine Lungen zu bekommen.

„Und was jetzt?" hörte ich Eric halb sterbend schnaufen, der vollkommen rot sich mit seinen Armen auf seinen Knien abstützte. Anscheinend hatten außer die Läufer keiner der Jungs wirklich eine brillante Ausdauer, denn ein kurzer Blick auf die anderen zeigte mir, dass jeder gerade mit Atemnot und Muskelkrämpfen zu kämpfen hatte.

„Wir warten einfach, bis die Tiere wieder gesund werden." Hörte ich es von Winston sagen, kurz darauf einstimmiges Gemurmel.

„Nein, das dürfen wir nicht. Wir müssen die von hier fortschaffen, sie sind mit Ihrem Tollwut viel zu gefährlich für uns alle."

Mit Schwindel begleitet raffte ich mich auf, achtete nicht drauf, dass meine Beine etwas zittrig waren und mich gerade noch so tragen konnten.

„Und was ist dein Vorschlag?" hörte ich Alby nur mit verschränkten Armen hinter mir sagen. Sein Blick lag verständnislos auf mir, und es wurde auch nicht besser, als ich ein Messer ans Tageslicht beförderte, mit welchem ich meistens die Tiere die Kehle aufschlitze.

„Oh nein, das lässt du schön sein. Wir brauchen-"

„Wenn diese scheiß Schöpfer euch so lieben, dann werden sie mit dem nächsten verdammten Frischling neue Tiere nach oben bringen, aber jetzt können wir es nicht riskieren, dass wir mit dem Tollwut infiziert werden. Das kann und wird tödlich für uns enden."

Vielleicht ist es auch gut so?

Alby schwieg, sagte nichts mehr sondern blickte nur hinter mich, wog wahrscheinlich ab, ob das Abschlachten der Tiere sich lohnte oder nicht. Doch ich hatte mich schon entschieden, schnappte mir eins der tollwütigen Ferkel, brachte es mit meinem Messer zum schweigen.

Während das kleine Tier noch seinen letzten erstickten Atemzug machte, spürte ich wieder dieses Gefühl der bedingungslosen Macht. Ich konnte etwas entscheiden. Ich konnte entscheiden ob sie starben oder doch weiter lebten. Ob ihr Tod langsam und qualvoll oder doch schnell und schmerzlos über sie erging. Es lag in meiner Hand, die Entscheidung über Leben und Tod.  Ich war in diesen kleinen kurzen Momenten kein nutzloser Nichtsnutz. Kein eingesperrtes Vieh.

Achtlos ließ ich den leblosen Ferkel aus meiner Hand fallen, nachdem es aufhörte in meiner Hand zu zucken. Das kleine unschuldige Ding kam mit einem dumpfen aber dennoch matschigen Knall auf den Boden auf, gleichzeitig erklang ein Würgen von manchen Jungs, die das tropfende Blut an meiner Hand erkannte und den aufgeschlitzten Bauch des Tieres zu meinen Füßen begutachteten, bei welchem die blutgetränkten Organe unter dem Gewebe ans Tageslicht erschienen.

Und genau so erging es auch den Artgenossen und allen anderen Tieren, die sich auf der Lichtung befanden, abgesehen von den Hühnern, die allen Anschein nach, vom Virus verschont wurden. In kürzester Zeit lag der schwere Geruch von Metall in der Luft, bei welchem sich vor allem die Läufer beschwerten, die während dem Massaker auf die Lichtung zurück kehrten. Unter ihnen auch Adam, den ich nicht aus dem Blick lassen konnte.

Adam wurde kurz nachdem er auf die Lichtung kam zu den Läufern zugeteilt, denn Alby bemerkte sofort die Schnelligkeit, die der Jüngste unter uns hatte. Eine Entscheidung, die ich von Anfang an stark kritisierte und in den Augen von Alby ein stetig wachsender Dorn wurde.

𝔼𝕞𝕠𝕥𝕚𝕠𝕟𝕝𝕖𝕤𝕤Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt