Bestrafung

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Doch es kam nicht so weit, denn Jayson wurde von mir gezerrt, zu Boden gedrückt und brutal festgehalten.
Wie von selbst, nahm meine Lunge einen tiefen Atemzug, als hätten sie noch nie Luft in sich gehabt.

Der Schwindel wurde für einen kurzen Moment so schlimm, dass ich meine Augen fest zusammen drücken musste, um mich irgendwie davor zu verstecken. Man zerrte mich von der Stelle weg, wahrscheinlich um aus der Reichweite von Jayson zu kommen. Das Gras Schliff über meine Haut und Kleidung, ließ an manchen stellen eine grünliche Färbung zurück. Meine Sicht verbesserte sich nicht, noch war alles viel zu verschwommen, oder es lag einfach daran, dass ich viel zu benommen von all dem Passiertem gerade war. Albys laut dröhnende Stimme drückte gegen meine Schädeldecke, erweckte einen spitzen Schmerz, brachte mich dazu mein Gesicht zu verzerren.

Ich drehte mich auf die Seite, hatte Angst, dass gleich das Stück Brokkoli wieder ans Licht kommen würde mit der restlichen brennenden Magensäure und dem Wasser, doch nichts kam durch meine Speiseröhre, stattdessen nur ein bemitleidenswertes Röcheln.
Jemand packte mich am Oberarm, zog mich ruckartig auf die Beine. Von der Seite sah ich Winston, wie er aufgebracht irgendwelche Gesten mit seinen Händen tat. Man zog mich weg, ignorierte, dass ich hinter her stolperte und hin und wieder auf die Knie fiel. Das Brennen an diesen Stellen wurde zunehmend stärker, der Schwindel kaum noch auszuhalten. Wie sehr ich mir wünsche, dass Jayson mich zumindest in die Ohnmacht gewürgt hätte.

Im nächsten Moment wurde ich auch schon irgendwo hinein geworfen, was sich später, als ich allein war, als den berüchtigten Bau herausstellte. Ich war noch nie hier drin, hatte auch nie vor hier irgendwann mal reinzugelangen, denn einen Grund auf Stress oder Ärger war in meinen Augen mehr als nur unnötig. Ich schloss meine Augen, wollte sie nur ganz kurz schließen und dann auch schon wieder öffnen, doch ich tat es nicht, denn stattdessen fiel ich in einem traumlosen unruhigen Schlaf.

Teilnahmslos starrte ich gegen das Holzgitter, durch welches warme Sonnenstrahlen hindurch schienen und meine Haut mit Wärme benetzten, die mich schläfrig machten, doch ich konnte nicht einschlafen, und das erst nicht seit heute. Eine bleibende Müdigkeit drückte immer weiter auf mich, aber ich konnte nicht schlafen, um die Last zumindest etwas zu lindern. Das Wissen, dass ich aufstehen und dem Alltag wie gehabt nachgehen musste, kam mir in den Sinn, und mir wurde schwer ums Herz. So schwer, dass ich dachte mir bleibe die Luft zum Atmen weg. Weshalb passiert uns das alles? Weshalb mir? Was hat man mir angetan? Wie kann es sein, dass ich so anders bin?

Ich drehte mich auf die Seite, hoffend dass ich so auch denn Gedanken den Rücken zuwenden könnte, doch es half nicht. Ich war ihnen schutzlos ausgeliefert.
Aber es hörte tatsächlich auf, als das Gitter geöffnet wurde und ich zwei Personen vor diesem erkennen konnte. Newt lächelte mich ganz vorsichtig an, begutachtete mich, während ich mich zu ihm drehte, aber keine Anstalt machte auch nur aufzustehen. Gründe dafür gab es nämlich nicht, zumindest für mich. Was würde denn danach passieren?
Ich ging arbeiten. Danach ging ich schlafen. Ich wachte auf. Ging arbeiten und dann wieder schlafen. Ab und zu eine Mahlzeit, aber viele würden auch ausfallen.
Eintönig. Langweilig.
Kein Grund überhaupt das weiter zu leben.

Anscheinend bemerkte der Stellvertreter meine Passivität erst, nachdem er mehrere Minuten lang vor dem Bau hockte und bemerkte, dass Jayson schon lange rausgeklettert war.

„Willst du nicht auch raus kommen? Das ist nicht wirklich das gemütlichste." Newt streckte seine Hand nach mir aus, dachte anscheinend ich würde sie ergreifen und tun, als wäre nichts, doch ich wusste, dass es so nicht mehr weiter gehen konnte. Nicht mehr so, wie ich es all die letzten Tage gemacht hatte.
Wenn es so weitergehen würde, dann würde ich all dies nicht mehr länger mit machen.

Ich ergriff seine Hand nicht, schaute an ihm vorbei, blickte einen schwarzen Haarkopf entgegen und erkannte relativ schnell, dass es dieser Minho war. Seine kleinen Augen lagen auf mir, beobachteten mich, wie ich leichenähnlich vor ihm auf den Boden lag, nichts tat, außer zu starren. Müde, wie in Zeitlupe, schloss ich meine Augen. Wollte eigentlich wieder einschlafen, damit ich all dem nicht mehr ausgesetzt war, doch plötzlich wurde ich gepackt und mit Schwung auf den Grass bedeckten Boden geworfen. Für einen Moment wurde mir die Luft aus den Lungen gedrückt, weshalb am Anfang auch nur ein ersticktes Japsen von mir zu hören war, während ich meine Augen geschockt weitete und verzweifelt versuchte mich aufzurichten, in der Hoffnung diesen einengenden aber gleichzeitig befreienden Druck von meiner Brust weg zu bekommen.

Hustend war ich letzten Endes auf alle vieren, schwer keuchend, während ich nur die dunkel braunen Stiefeln von Alby vor mir erkennen konnte.
Grimmig blickte er zu mir hinunter, als meine Augen vorsichtig seine Körper hinauf wanderten und letzten Endes an seinem Gesicht stehen blieben.

Ich verstand es nicht.
Was habe ich denn schon wieder angestellt, dass er mich so behandelte?
Reicht es nicht, dass ich die verdammte Nacht in diesem eklig müffelnden Loch stecken musste?
Für einen kleinen Moment ergriff ein kleines Brennen mein Körper, doch es erlosch genau so schnell wie es gekommen war.

„Mach deine Aufgaben weiter. Du kennst die Regeln. Wir haben keinen Platz für Faulsäcke."
Seine Augen durchbohrten meinen Körper, während ich mich aufrichtete und mich vor ihm stellte. Obwohl wir beide fast gleich groß waren, sah er einfach dominanter aus, als ich mit meinem nahezu abgemagerten knöchrigen Körper.
Ich nickte nur, wie selbstverständlich, automatisch, als hätte ich nie etwas anderes gemacht als zu nicken. Den Staub von meiner Kleidung abklopfend, wollte ich mich eigentlich zum gehen abwenden, da auch Alby anscheinend etwas anderes zu tun hatte und ging, doch ich wurde von ohrenbetäubenden Sirenen unterbrochen, die so plötzlich und laut da waren, dass ich zuerst meine Hände fest auf meine Ohren drücken musste, da ich Angst hatte noch zu ertauben.

Die Jungs wurden plötzlich ganz aufgeregt.
Als hätte man bei denen ein Schalter umgelegt, liefen sie wie wild gewordene Hühner über die Wiese, was mich am Anfang skeptisch die Augen hoch ziehen ließ.
„Was soll das denn werden, wenn es fertig sein soll?" dachte ich mir unbeeindruckt, als ich beobachtete, wie sich die knapp Dutzend Jungs wie einen Kreis um den Fahrstuhl ansammelten, aus welchem ich vor knapp einem Monat hinaufbefördert wurde. Somit blickten die Jungs also gespannt hinunter, als sie die Türen davon öffneten.


Oh, oh
Mal schauen wie der neue Frischling so ist. Und wie die Beziehung der Protagonistin zu den anderen sich verändern wird.
Warten wir es ab.

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Eure Devilcrown 👑

𝔼𝕞𝕠𝕥𝕚𝕠𝕟𝕝𝕖𝕤𝕤Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt