Wer bin ich?

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„Ich bin müde. Deshalb sehe ich wahrscheinlich so kraftlos aus." Ich machte mir aus irgendeinem Grund keine Mühe mir ein Lächeln aufzusetzen, um meine gedruckte Lüge glaubhaft rüber kommen zu lassen.
Ich hatte keine Kraft dazu. Irgendwie hatte ich zu nichts Lust.

Ich wendete meine Augen von Newt ab, schaute mir die Wiese an, doch es war zu dunkel um etwas erkennen zu können.

„Wenn's so ist, dann suchen wir für dich einen Schlafplatz. Komm mit" somit gingen wir, Newts Hand lag weiterhin oberhalb meines Rückens. Führte mich durch die völlige Dunkelheit. Ich beobachtet.
Aber ich sah keine Person, denn alle schliefen bereits.
Ich drehte meinen Kopf unauffällig in alle Richtungen, der festen Überzeugung, dass ich verrückt wurde.

Ich bilde es mir nur ein.

„Wo soll sie überhaupt die Nacht verbringen? Bei uns Jungs?" Gallys Augen lagen auf einmal auf mir und gingen abwechselnd auf den blond haarigen. Ein leichtes Grinsen lag auf seinen Lippen. Newts Schritte wurden, je näher wir uns den wieder eingeschlafenen Jungs näherten, langsamer, bis sie ganz stehen blieben.
Die meisten lagen in Hängematten, knapp ein Steinwurf von uns drein entfernt.

Meine Augenlieder wurden beim Anblick, der friedlich schlummernden Jugendliche, welcher sich mir bot, um einiges schwerer.
Wie sehr würde ich mich in ein warmes Bett fallen lassen und schlafen, denn eine bleierne Müdigkeit nahm auf einmal von meinem Körper Besitz.
Ich beobachtete mit nur halb offenen Augen, wie Newt ein Bündel, den ich davor garnicht bemerkt hatte, unter seinen Armen entfaltet und auf der Suche nach einen geeigneten Platz für mich war.
So sieht es zumindest aus, denn er dreht seinen Kopf von einer Stelle zur anderen, schüttelte aber immer wieder den Kopf leicht.
Ich folgte den Blondhaarigen, wenn er weiter ging, Gally hat sich schon lange ohne sich zu verabschieden aus dem Acker gemacht, wahrscheinlich um sich hinzulegen und den gestohlenen Schlaf nach zu holen.
Ich habe sie wie es aussieht alle durch mein ankommen aus dem ruhigen Schlaf gerissen, denn die Gesichter der anderen sahen neben der endlosen Neugier auch noch sehr verschlafen aus und die meisten von ihnen hatten völlig verwuschelte Haare.
Mein Blick der unbewusst ins Dunkle nichts starte, wanderte weiter in der Dunkelheit, suchten etwas, aber ich wusste selber nicht was es war.

„Das habe ich ja völlig vergessen dich du fragen," hörte ich es ganz plötzlich leise von Newt sagen, der anscheinend einen nun guten Platz zwischen zwei Bäumen gefunden hat, welcher ein kleines Stückchen von den anderen Jungs entfernt lag und ich somit meine Ruhe hoffentlich hatte.
Mein Blick richtete sich nun vollkommen auf Newt und beobachte ihn wachsam dabei, wie er die beiden Seiten des Lakens mit den Seilen an jeweils eins der Bäume befestigte, damit letzten Endes eine Hängematte entstand auf welchem ich die Nacht verbringen werde wie es aussah.
Ich vertraute ihm nicht, genau wie all die anderen Jungs hier, obwohl sie mir nichts angetan hatten.
Aber verständlich war es doch irgendwie, oder?

„Weist du wie du heißt, wo du herkommst? Oder Irgendetwas anderes über dich?" Newts frage kam plötzlich, ließ mich aus meinen Gedanken über die Jungs aufschrecken und ich bereute es mir seine Frage noch mal durch den Kopf gehen gelassen zu haben.

Denn wieder machte sich dieses komische Gefühl in mir breit und jetzt war ich den aufkommenden und dunklen Gedanken schutzlos ausgesetzt, das spürte ich und ich wollte es nicht.

Wie ein schmerzhafter Schlag, an meinem ganzen Körper, schlug mir die Erkenntnis entgegen und verursachte eine Betäubung in mir.

Eine Leere erfüllte mein Inneres, je länger es mir bewusster wurde was sich in meinem Kopf abspielte und was dies alles zu bedeuten hatte.
Die leere war quälend, so erdrückend, obwohl dort doch nichts war um es zu verursachen.

Wie war das bloß möglich? Dachte ich mir.
Es soll aufhören. Es macht mich verrückt.

„Hey, hey. Es wird alles wieder gut. Ich versprechendes dir." Die Stimme des Jungen Drang wieder zu mir, mitfühlend legte er eine Hand an meine Schulter, drückte sanft um mich aus meiner Trance zu reißen und es klappte auch.
Ich hob meinen Blick, schaute ihm in die Augen.
„Was passiert hier? Warum kann ich mich an nichts mehr erinnern?"
Zitternd stellte ich ihm meine Fragen, mein ganzer Körper spannte sich plötzlich an, ein Zittern ergriff diesen, als würde ich nackt in einer tiefen Winternacht durchs Schnee laufen, aber mir war nicht kalt.
Es war die Anspannung, die meine Muskeln zum erzittern brachte.



„So war es bei jeden. Du bist nicht alleine mit deinem Gedächtnisverlust. Die restlichen Dinge werden wir dir morgen früh erstmal erklären. Geh jetzt am besten schlafen."
Newt führte mich während seinen Worten zur Hängematte und drückte mich drauf.

„Das da ist Minho." Er zeigte auf eine Hängematte, etwas weiter von uns entfernt auf welchem jemand mit dem Rücken zu uns gerichtet in aller Seelenruhe schlief, denn sein Oberkörper hob sich immer wieder regelmäßig.
„Wenn du irgendwas in der Nacht brauchst, dann kannst du zu ihm gehen. Er ist eigentlich ziemlich vernünftig und hilft dir auch bestimmt."

Mit einem letzten gute Nacht drehte er sich weg und verschwand in der gefährlichen Dunkelheit, die mich umgab.
Ich versuchte mich hin zu legen, endlich einzuschlafen, doch mein Körper schien wie gelähmt, denn alles in mir weigerte sich auch irgendetwas zu tun.
Ich war wie gefesselt.
Gefesselt an irgendwas, mit irgendwas und dieses irgendetwas kannte ich nicht.

Von der Leere in meinem Kopf war keine einzige Spur mehr zu erkennen, denn Gedanken befanden sich nun da und überschlugen sich, dass ich an nichts anderes denken konnte, als die Situation in der ich mich gerade befand.

Was ist das alles hier?
Wer hat mich hergebracht?
Wo war ich davor?
Warum wurde ich hergebracht?
Fragen über Fragen stürmten durch meinen Kopf, schlugen gegeneinander, machten einen Lärm der mir nach längerer Zeit Schmerzen bereitete.
Ich zwang mich, mich hinzulegen, zog meine Beine eng an meinen Körper, schloss die Augen und wartete.
Wartete drauf, dass alles aufhörte, denn ein Gedanke war da.
Grässlicher als alle anderen davor die gegen meine Schädeldecke erbarmungslos schlugen, quälender, leidvoller und um einiges leerer, als alle anderen.

Wer bin ich?

𝔼𝕞𝕠𝕥𝕚𝕠𝕟𝕝𝕖𝕤𝕤Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt