Verlorenes Mädchen

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„Das hätte ich ja fast vergessen! Danke, dass du mich dran erinnerst."

Der noch viel zu junge Anführer der Lichtung rappelte sich auf, klopfte sich grob den Dreck von der dunkelbraunen Hose und bekam nach einem kräftig lauten Rufen die Aufmerksamkeit, nach der er verlangt hatte.

Irritiert blickte ich zu ihm rauf, fragte mich, was er so wichtiges zu verkünden hatte.

„Wie jeder von uns, wird auch unser Frischling eine Arbeit zugeteilt bekommen und nachgehen. Obwohl diesmal ein Mädchen zu uns kam, wird es keinen Grund geben, sie anders zu behandeln. Sie gehört von nun an zu uns Lichtern und ich verlange, dass ihr sie genau wie die anderen auch gut behandelt." Er räusperte sich, bevor er mir einen kurzen Blick schenkte und weiter sprach.

„Noch nie war es so schwierig unseren Frischling einen Hüter zu zuordnen, aber schließlich ist es mir und Newt, mit der Hilfe der restlichen Hütern, gelungen eine Entscheidung zu fällen."

Eine Pause entstand in der jeder gespannt auf Albys nächsten Worten wartete.

Zufrieden blickte Alby in die Runde, suchte anscheinend jemanden, und hatte ihn auch schließlich gefunden.

„Herzlichen Glückwunsch Winston, du darfst einen neuen Schlitzern in deine Obhut nehmen."

Wieder war es still.
Meine Augen suchten nach Winston, der, anscheinend sprachlos, zu Alby und dann zu mir blickte und dann einen erfreuten Schrei von sich gab.
Anscheinend wussten nur Alby und Newt von den Neuigkeiten.

Seine Hände streckte er in die Luft, sein weit geöffneter Mund verzog sich zu einem Lächeln. In seinem Gesicht war deutlich die Euphorie zu erkennen und während ich ihn so beobachtete, fragte ich mich unbewusste, wie sich sowas anfühlt. Ob ich so auch mal war und bei jeder kleinen Sache unglaublich glücklich war, während sie doch so klein und unscheinbar war.

Werde ich so jemals sein?

Die anderen stimmten mit ein. Applaus und Jubelgeschrei war von allen Seiten zu hören, und obwohl es eigentlich nicht allzu viele sind, hier auf der Lichtung, war der verursachte Lärm, nahezu ohrenbetäubend.

Noch lange war Applaus zu hören, während Alby seinen vorherigen Platz einnahm.

„Herzlichen Glückwunsch, Frischling."

Hörte ich es von einer anderen Stimme neben mir.
Newts Augen glänzten, während er mir ein breites Lächeln schenkte.

Ein Lächeln, zum einen kleinen Teil gebastelt aus tiefster Trübnis in seinem Inneren.

Ich nickte nur teilnahmslos, wusste nicht wie ich mit diesem Lächeln auf seinem Gesicht umgehen sollte.

Sollte ich ihn drauf ansprechen?
Oder die anderen fragen, was mit ihm los ist?

War ich etwa die einzige, die dieses Verbitterte erkannte oder bildete ich es mir auch nur ein? Oder die anderen sind einfach nur zu blind dafür und lassen sich von seinem Lächeln blenden.

„Und mach dir keine Sorgen, dein Name fällt die auch noch in den nächsten Tagen ein.
Versprochen."

Ein Versprechen von vielen, welches dennoch gebrochen wurde.









Seit dem ersten Tag an, als ich herkam waren drei Woche vergangen, in denen der Alltag unaufhörlich der gleiche war.

Die Arbeit bei den Schlitzern war anstrengend, ekelig und nichts für schwache Nerven, doch ich fütterte die Tiere, kümmerte mich um diese, bis ich letzten Endes deren unschuldiges Blut an meinen Händen kleben hatte.

𝔼𝕞𝕠𝕥𝕚𝕠𝕟𝕝𝕖𝕤𝕤Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt