Erkannt

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Der Morgen traf ein, und das einzige was ich mir wünschte, war doch nur einen Augenblick lang das Glück zu haben schlafen zu können, aber mir war es nicht vergönnt, denn meine Augen brannten wie Feuer als die Sonnenstrahlen die Oberfläche meiner Haut berührten. Es tat schrecklich weh, dennoch konnte ich nichts anderes tun als meine Augen zu zukneifen und aufzustehen. Etwas besseres gab es nicht für mich.

Meine nackten Füße berührten das kalte feuchte Gras, schickten eine Gänsehaut über meinen Körper. Ich ignorierte es, stemmte mich mit meinem wahrscheinlich mickrigem Gewicht hoch, doch kaum stand ich auf meinen Beinen schon stieg der drang mich wieder hinzuschmeißen ins unermessliche.

Ich fühlte mich kraftlos, als hätte man in der Nacht jede noch so kleine Energie aus mir heraus gesaugt. Als würde meinem Körper die benötigten Muskeln fehlen. Ich wusste nichts mit mir anzufangen.

Gezwungen machte ich mich frisch, zog mir neue saubere Kleidung an, welche gestern mit dem Frischling hinauf geschickt wurde.

Ich ging danach zu dem Tor, welches sich öffnen würde. Weshalb tat ich diese Routine nochmal?

Es hatte doch gar keinen Sinn. Nichts hatte hier Sinn. Weder die Arbeit, noch das Lebens, selbst das Atmen könnte man beim hinterfragen von all dem hier eigentlich einstellen.

Wir waren eingesperrt.

Wir waren Vieh, welches bestimmt bald geschlachtet wird. Warum also noch weiter machen?

Ich legte den Kopf in meinen versteiften Nacken, drückte meinen schmerzenden blau angelaufenen Hals frei. Bedeckt wurde dieser jedoch die ganze Zeit vom Kragen meines Pullovers. Der Schmerz war für einen Moment befreiend. Genau so befreiend wie am Abend, als Jayson seine Hand gegen mich erhob. Bis jetzt war mir schleierhaft wie es dazu kam, dass Schmerz mich gut fühlen ließ. Mir war es ein Rätsel, doch es war mir letzten Endes egal, es war mir unwichtig solange es half und in diesem Moment half es. Da war ich ehrlich.

Der Schmerz glich eine Stütze, ein Begleiter, welcher mich in eine peinige Umarmung schloss, flüsterte, dass er mir diese Taubheit, Leere, Trägheit und Müdigkeit nehmen könnte und mich etwas anderes fühlen ließ.

Vielleicht auch leben ließ?

„Einen wunderschönen guten Morgen, F..."

Newt blieb still, als meine rotunterlaufenden Augen seine trafen. Seine Schritte verlangsamten sich, blieben schließlich ca. zwei Meter vor mir stehen. Ihm schien es die Sprache verschlagen zu haben, doch der Grund war mir nicht bekannt.

„Du siehst ja richtig verklonkt aus. Hast du die Nacht etwa nicht geschlafen?" Newts Grinsen breitete sich auf seinen Lippen aus, wollte mir anscheinend den Blick in sein hoffnungsloses Inneres verwehren, doch er brauchte seine Unbeschwertheit nicht zu spielen. Ich habe ihn schon durchschaut, bevor er überhaupt seine Barriere zurecht rücken konnte.

Seine erhobenen Mundwinkel sanken stetig, je näher ich ihm mit jedem Schritt kam so nahe, dass ich mit meinem Mund nur Zentimeter von seinem Ohr entfernt war.

Ich roch den Geruch von Schweiß und Stein, als meine Nase seinen Geruch kurz inhalierte. Gleichzeitig bemerkte ich die Gänsehaut an seinem Hals, als mein warmer Atem auf seine empfindliche Haut auftraf.

„Ich kenne mich selber noch nicht lange, Newt. Ich weis weder wie alt ich bin, noch wie ich heiße, aber eins kann ich dir sagen, ich mag es nicht, wenn man mir eine heile und sorgenlose Welt vorspielt. Verstanden?"

Von ihm kam nur ein ersticktes Keuchen, bevor ich mich wieder von ihm entfernte und ihm kurz in die Augen schaute. Er wusste, dass ich ihn durchschaute hatte, wusste dass all diese Unbeschwertheit nur eine schwache Fassade war, doch weshalb er es tat, konnte ich mir nicht zusammen reimen, egal wie ich es auch wendete und drehte. Aber anscheinend trafen ihn meine Wort mehr als nur hart, denn eine ungesunde Blässe legte sich über sein eigentlich schönes Gesicht und ließ seine Haut weis wie Kalk wirken.

Ich drehte mich um, kaum sah ich eine weitere entfernte Gestalt auf uns zu laufen, bei welche sich um Minho handelte. Ich wollte heute am besten keinen mehr von denen treffen beziehungsweise so wenig wie mögliche zumindest, weshalb ich mich auch direkt auf den Weg machte, um mich um die Tiere kümmern zu können.







Wie immer ließ Eric nicht auf sich warten, sondern kam auch schon direkt zu den Tieren und mir, kaum hatte ich ca. ein Dutzend Eier und einen Eimer volle Milch in meinen Händen, die er dankend annahm. Eigentlich dachte ich auch, dass er schon wieder verschwinden möchte, damit Panne seine all berüchtigten und vergötterten Pancakes machen kann, von der ich nie wirklich etwas abgewinnen konnte, doch dem war nicht so, denn der Lichter blieb an Ort und Stelle stehen, blickte mich stattdessen nur mit deinem Blick an, den ich nicht deuten konnte.

„Noch was?" fragte ich also mit etwas schief gelegten Kopf, da er normalerweise direkt verschwand und ich mich zudem auch noch um die Tiere kümmern musste und er mir gerade wertvolle Zeit stahl, die ich so leicht nicht wieder aufbringen konnte.

„Nein, eigentlich nicht, aber..." er drehte kurz seinen Nacken, als hätte er schreckliche Schmerzen an dieser Körperstelle, bevor er mir etwas näher kam, seine Lippen mit der Zunge schnell und kurz befeuchtete um dann wieder mit dem sprechen anzufangen:

„...ich an deiner Stelle würde aufpassen und von Jayson so viel Abstand wie möglich halten. Seit diesem Vorfall ist er wirklich nicht sehr toll auf dich zu sprechen und soweit ich es beurteilen kann, hat er seinen eigenen Kopf und schreckt, wie du schon bemerkt hast, nicht davor zurück etwas mehr Gewalt anzuwenden. Also pass bitte auf dich auf, auch wenn die meisten dich hier als komisch betiteln, möchte ich nicht, dass hier alles im Chaos versinkt."

Mit diesen Worten nickte er mir noch einmal ernst zu und ging dann auch schon als wäre nichts gewesen Richtung Küche. Mein Kopf legte sich noch mehr in eine schiefere Lage, bis es tatsächlich etwas schmerzte und meine rechte Augenbraue hob sich leicht. Wirklich lange bin ich hier zwar noch nicht, doch Eric habe ich bis jetzt noch nie so ernst reden gehört oder überhaupt gesehen.

Kopfschüttelnd schenkte ich also meine Aufmerksamkeit den schwarz-weißen Vierbeiner vor mir, welcher in wenigen Tagen, so glaube ich es zumindest, das Kalb gebären würde. Aber nicht nur das Bäuchlein der Kuh wurde beachtete sondern auch die Klauen dieser, welche ich vorsichtig anhob und anschaute, vor allem bei einem der vier Kühe bemerkte ich, dass diese seit einiger Zeit einen etwas komischen Gang besaß, der letzten Endes auf die Klaue zu führen war, welches ich in diesem Moment erfuhr, da in dieser ein großer Stein vorzufinden war, welcher sehr tief genau zwischen den einzelnen beiden Hufschalen lag und diese weit voneinander weg drückte. Kein Wunder, dass die Kuh Schmerzen beim Laufen hatte. Mit dem Ziel den Steins später zu entfernen, erhob ich mich, da ich Schritte hinter mir hören konnte, die genau in meine Richtung kamen. Betend, dass es sich nur um Winston und Luka handelte, drehte ich mich schließlich um, und erblickte auch die mehr oder weniger erwünschten Gesichter von den beiden und zu meiner Verwunderung auch noch Alby und der Frischling, welcher mit strahlenden Augen auf mich zu kam.

Huhu👀
Nach fast 3 Monaten melde ich mich auch mal wieder. Tut mir furchtbar leid für die viel zu lange Pause. Ich hoffe diese, die da sind (falls es überhaupt noch welche sind) können gefallen an dem Kapitel finden und müssen die Geschichte nicht gleich wieder von Anfang an lesen.
Voten und kommentieren nicht vergessen.
Bis dann 😘

HopeOfDestruction

𝔼𝕞𝕠𝕥𝕚𝕠𝕟𝕝𝕖𝕤𝕤Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt