Kapitel 1 - Wir müssen reden

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Geschafft. Endlich.
Fluke, mit vollem Namen Fluke Natouch Siripongthon, saß in seiner Garderobe. Eigentlich lümmelte er mehr vor seinem Schminkspiegel, auf dem höhenverstellbaren Frisierstuhl. Er war totmüde, völlig erledigt. Sein Kopf war schwer und er wünschte sich gerade er könne einfach schnipsen und er läge zu Hause in seinem Bett. Er lehnte gewichtig an der Kopfstütze seines Stuhls, seine Beine fühlten sich an, als seien sie aus Blei.

Muskelkater, oh dieser Muskelkater!

Wie konnte man sich mit Mitte 20 fühlen, als wäre man 90?

Naja, Kunststück, er und sein Partner Ohm, seinerseits bekannt als Ohm Thitiwat Ritprasert, hatten die letzten Wochen an nichts härter gearbeitet, als ihrem Fanmeeting. Die Songs mussten sitzen, die Choreographie war eine riesen Herausforderung gewesen. Tanzen, live singen, Sequenzen eines kleinen Drehbuchs spielen, dazu special Effects und eigene kleine Stunts auf der Bühne sowie ständiges wechseln der Bühnenoutfits. Das alles nur für die Fans. Die Menschen denen sie alles verdankten. Sie hatten sich wirklich Mühe gegeben alles zu tun, um dieses außergewöhnliche Fanmeeting für alle Beteiligten unvergesslich zu machen und allen auf diese Weise zu zeigen, wie dankbar sie waren und wie sehr sie ihre Fans liebten. Nach Öffnung der Onlinekassen waren alle Karten in 15 Min. ausverkauft gewesen und der Druck, der von diesem Moment an auf Fluke und Ohm lastete, unglaublich hoch. Das MUSSTE ein Erfolg werden, es hing viel davon ab.
Und ja, der Abend war auch wirklich ein voller Erfolg gewesen. Wirklich alles hatte geklappt, die Fans kreischten und gröhlten und waren völlig aus dem Häuschen während und nach der Show. Die Autogrammstunde hinterher war auch so unglaublich schön, denn sie hatten beide soviel Anerkennung, Dankbarkeit und Liebe von ihren Fans bekommen, dass es ihre Herzen noch 20 Winter lang hätte wärmen können. Nach einigen Schwierigkeiten im Vorfeld, wie einer kaputten elektrischen Winde, die dafür gesorgt hatte, dass Ohm und Fluke 20 Minuten unter der Bühne Decke hingen, ohne herunterzukommen, oder dem, bei der Generalprobe, nicht anspringenden Quad, mit dem sie von hinter den Kulissen, auf die Bühne fahren sollten, weshalb das ganze Timing der Show völlig hinüber gewesen war.
Fluke schüttelte, in Gedanke versunken, seinen Kopf, mit geschlossenen Augen. Was sie die letzten Wochen alles geplant, getan und überstanden hatten. Kaum Schlaf, ständige Promotouren, die Werbeverträge einhalten, der Vlog für die Fans, gemeinsame Dreharbeiten für eine Miniserie, Gesangs- und Tanztraining, Texte lernen, Drehbücher wälzen und probelesen, mit Kommentaren in den sozialen Netzwerken klarkommen, die nicht immer durchweg positiv waren, sogar ganz im Gegenteil, die Fotoshootings für das gemeinsame Fotobuch, auf das die Fans voller Ungeduld warteten...und und und.
Eigentlich hatte kein Tag genug Stunden, um noch so etwas ähnliches wie Privatleben, Essen oder Schlafen unterzubringen. Ohm und Fluke waren gerade gefragt wie nie und es galt das JETZT zu nutzen und auszubauen, um sich später wenigstens kurz ein wenig auf seinem Erfolg auszuruhen, bevor die nächsten Projekte anstanden. Dieses Fanmeeting war eine der letzten großen Hyrden, die zu nehmen waren, bevor endlich ein paar freie Tage anstanden und danach ein oder 2 Events auf denen sie erscheinen mussten, aber nicht groß etwas zu tun hatten, außer gut auszusehen, einen Preis entgegen zu nehmen und ein paar Interviews zu geben. Für Ihren Vlog wollten sie ein paar Tage wegfahren, um am Strand zu drehen und für die Promo eines Handyspiels hatten sie die Aufgabe sich mit ein paar Kollegen, die gleichzeitig ihre Freunde waren, vor die Kamera zu setzen, das zusammen zu spielen und dabei Spaß zu haben. Das wäre im Vergleich viel weniger Arbeit, als in den Wochen zuvor und Fluke freute sich auf diese "Ruhe". Endlich hätte er mal wieder Zeit shoppen zu gehen, Freunde und Familie zu treffen und auch vor allem mit Ohm nicht nur mit Druck im Hinterkopf zu interagieren, denn es gab für die beiden eine wichtige Sache zu besprechen. Eine Sache, die keinen Aufschub mehr duldete und früher oder später ausgesprochen werden musste. Eine Sache von so großer Wichtigkeit, dass sie ihr komplettes Leben verändern könnte, entweder positiv, oder negativ. Es ging dabei um ihre Beziehung zueinander.
Fluke musste zugeben, dass sich da etwas geändert hatte, er konnte nicht genau sagen, wie, wann und warum es passiert war, aber seine Beziehung zu Ohm hatte sich geändert. Gerade unter dem Druck der letzten Tage hatte sich Redebedarf herauskristalisiert. Seit mittlerweile fast 2 Jahren waren sie sehr eng miteinander gewesen. Eigentlich von Beginn an der Dreharbeiten zu ihrer Serie "Until We Meet Again". Ihrem größten Erfolg bisher, der sie auch über die Grenzen Thailands hinaus bekannt gemacht hatte.
Naja "eng" war eigentlich maßlos untertrieben. Sie machten alles zusammen, sie beendeten die Sätze des Anderen. Sie wussten oft was der Andere dachte, während bestimmter Fragen in Interviews. Sie stärkten sich gegenseitig den Rücken. Ging es Einem nicht gut, musste der Andere nur in der Nähe sein, es reichte schon Sichtweite, damit es ihm besser ging. Sie weigerten sich in der Öffentlichkeit diese " Übergriffigkeit" zu demonstrieren, die viele von ihnen als BL Paar sehen wollten. Wer heutzutage ein Paar aus einer BoysLove Serie gewesen war und bei den Fans gut ankam, der war quasi verpflichtet seinen Fans vorzugaukeln, wie gut ihre private Beziehung zueinander war und wie verliebte sie im Privatleben waren. Naja, es musste immer alles sehr wage gehalten werden. Egal wie die Beziehung dieser beiden Menschen wirklich war, es galt ein Bild aufrecht zu erhalten, dass ihre Fans zum kreischen brachte, aber nicht zu eindeutig war, um Raum für Spekulationen zu lassen. Einige Paare küssten sich öffentlich, stritten aber ab ein Paar zu sein, weil das ja dann zu eindeutig war. Einige mochten sich, rein freundschaftlich, waren aber gezwungen Händchen zu halten und verliebt zu tun, obwohl ihnen das unangenehm war. Die Karriere verlangte es. Ohne Fans, die man bei Laune hält, keine Karriere. Die Filmindustrie war ein Haifischbecken, entweder man schwamm mit dem Schwarm und lieferte, oder man wurde gefressen. Ohm und Fluke fielen oft auf, denn sie waren anders. Sie respektierten einander in jeder nur erdenklichen Art und Weise, für jede Berührung gab es mindestens einen rückversichernden Blick zum Anderen. Gerade Ohm behandelte Fluke gerne wie seinen teuersten Schatz, er kaufte ihm Dinge oder Essen, wenn er nur erwähnt hatte, dass er etwas bestimmtes gerne hätte, er sagte ihm seit fast 2 Jahren jeden Tag guten Morgen und gute Nacht, mindestens per Handy, egal ob sie sich trafen oder nicht. Wenn Fluke tollpatschig und mit seiner süßen und euphorischen Art elfengleich herumschwebte und dabei, wie so oft, stolperte oder ausrutschte, war Ohm immer da, um ihn aufzufangen. Er hatte ihm schon so manche Beule erspart und ihn immer mit Respekt und aufrichtiger Wertschätzung behandelt. Es gab auch Zeiten, da waren Sie nicht einer Meinung, das kam allerdings selten vor und sie stritten sich deswegen nie. Sie klärten immer alles sofort miteinander. Sie sorgten sich immer umeinander und auch wenn sie getrennte Drehabeiten oder Fanmeetings hatten, tauchte der Eine beim Anderen auf, entweder mit Blumen, oder etwas zum Essen und einfach nur, um den Anderen zu unterstützen. Sie versuchten einfach möglichst natürlich zu sein, was ihr gemeinsames öffentliches Auftreten betraf. Was sie keinem zeigten war, dass sie füreinander eigentlich sehr viel eindeutigere Gefühle hatten, als es wirken sollte. Davon wussten sie aber nichteinmal gegenseitig etwas. Natürlich betrieben sie den "Fanservice", den man so an ihnen mochte. Eine gut platzierte Berührung hier, ein kleiner Kuss auf die Wange da, aber immer unverfänglich, mal etwas frech, oder besonders süß, aber immer so, dass sie es für sich selbst vertreten konnten, ohne die Privatsphäre des Anderen zu sehr zu verletzen. Wenn Sie alleine waren, sie sicher waren, dass keine Kameras um sie herum auftauchen konnten, dann ging das Bedürfnis sich berühren zu wollen jedoch sehr viel weiter. Ohm liebte es z.B. Fluke von hinten im Arm zu halten, während sie in seiner Wohnung auf der großen Ledercouch lagen, Ohm unter Fluke und Fluke zwischen seinen Beinen liegend mit dem Rücken zu Ohm, wobei sie sich oft ein Script teilten und ihre Texte gemeinsam durchgingen. Manchmal fütterten sie sich dabei gegenseitig mit Obst und genossen einfach Ihre Nähe. Wenn sie erschöpft von der Arbeit waren genügte ein Lächeln des Anderen, ein paar warme Worte oder eine innige Umarmung, um die Akkus des Anderen wieder aufzuladen. Sie hatten früh gemerkt, dass sie diese Wirkung aufeinander hatten. Sie waren sich aber einig das nicht öffentlich zu zeigen, da sie sich nicht sofort mit schmutzigen Sextheorien und ungewollten Fotos in der Presse wiederfinden wollten.
Fluke brauchte Ohms starke Arme immer dann besonders, wenn er wiedermal böse Kommentare über sich lesen musste, die irgendwelche Hater unbedingt öffentlich posten mussten. Ohm war so etwas bei sich selbst völlig schnuppe, doch wenn es um Fluke ging, konnte er extrem unangenehm werden. Leider musste er seinen "Noo" ( thailändische liebevolle Bezeichnung als kleine Maus) regelmäßig trösten, denn er nahm sich Manches doch mehr zu Herzen, als er es sollte. Zwar hatten Ohm und Fluke schon früh in ihrer Karriere einen Weg gefunden böse Kommentare von ihren Seiten wieder verschwinden zu lassen, allerdings las vor allem Fluke die Kommentare doch erst, bevor sie blockiert wurden. Fluke wollte gern von jedem gemocht werden, er war immer fröhlich, sagte nie ein böses Wort, nichtmal über die, die ihn so böse beleidigten. Er war in Ohms Augen der unglaublichste Mensch, den er je kennengelernt hatte, so voller Wärme, Liebe und Mitgefühl, aber auch schelmisch, frech und lustig. Er dachte immer zuerst an die Anderen, bevor er an sich dachte, und genau deswegen liebte er Fluke so sehr. So sehr, dass es wehtat, so sehr, dass er bereit war darauf zu verzichten es ihm zu sagen, weil er ihm ersparen wollte sich traurig und seltsam in Ohms Nähe zu fühlen, falls er seine Gefühle nicht auf diese Art erwidern konnte. Ohm hatte das genau durchdacht, es reichte ihm so, wie es war, zumindest NOCH. Sie waren so oft sie konnten zusammen, sie teilten Alles, suchten ihre Nähe, überschritten aber niemals die Linie, die sie für ihre Freundschaft, nein, Seelenverwandschaft, innerlich definiert hatten. Ohm wollte nicht so selbstsüchtig sein von Fluke mehr zu verlangen, als er ihm geben konnte. Oft hatte er sich gewünscht Fluke einfach zu greifen und ihn bedingungslos um den Verstand zu küssen. Ihre Küsse vor der Kamera waren inszeniert und beobachtet und korrigiert von mehreren Menschen um sie herum, dennoch waren es für Ohm die Momente von denen er am meisten zehrte, wenn er Fluke, aufgrund des engen Terminkalenders, eine Weile nicht sehen konnte. In letzter Zeit träumte er oft von ihren Küssen, er konnte sich kaum helfen, wurde fast wahnsinnig, wenn er Flukes Lippen zu lange ansah. Im Traum hatte er seinen besten Freund schon so oft verführt, mit ihm alles getan, was ihm zeigen würde, wie sehr Ohm ihn liebte. So sehr er diese Fantasien liebte, so sehr hasste er sich dafür, denn er wollte Fluke mit seiner Liebe, seinem Verlangen und Körperlichkeit nicht unter Druck setzen. Er wusste wie sensibel Fluke war. Ohm durfte einfach nicht der Grund dafür sein, wenn Fluke sich nicht gut fühlte, er wollte der sein, zu dem er immer kommt und nicht der, der ihm Sorgen machen würde. Leider wurde es für Ohm von Fanservice zu Fanservice, von einem privaten Treffen zum anderen schwieriger seine Gefühle aus der ganzen Sache herauszuhalten. Gerade in der schwierigen Zeit vor dem bisher größten gemeinsamen Fanmeeting hatte Fluke jede unbeobachtete Minute gebraucht, um sich bei Ohm wieder "aufzuladen". Wenn er völlig erschöpft auf den Boden sank nach dem Tanztraining oder sich auf Ohms Couch fallen ließ nach der Promo für die Männerkosmetikreihe von Mys. Fluke streckte dann, wie ein kleiner Junge, seine Arme nach Ohm aus. Ohm wusste genau was Fluke wollte und er gab es ihm nur allzu gerne. Fluke krabbelt, rutschte oder schwang sich in Ohms starke Arme. Er senkte seinen Kopf in die Kerbe zwischen Schulter und Hals, inhalierte tief Ohms angenehmen Duft und umarmte ihn so kräftig, dass Ohm sich manchmal fragte, wo ein so kleiner Mensch soviel Kraft hernehmen konnte. Fluke verschmolz dann förmlich mit Ohm für einen Moment, der für Ohm, egal wie lange er dauerte, meistens viel zu kurz war. "Ich habe eigentlich garkeine Ahnung, was ich ohne dich machen sollte. Ich wäre ohne dich völlig verloren. Ich frage mich ernsthaft, wie ich das früher geschafft habe." Murmelte Fluke, 2 Tage vor dem Fanmeeting, als er in Ohms Garderobe, auf seinem Schoß saß und ihn von vorne umklammerte, wie ein kleines Äffchen, seine Beine baumelten hinter Ohm herunter. Dieser saß auf einem großen Rollhocker mit Lehne, Flukes Kopf ruhte an seinem Lieblingsort, inhalierte Ohms Duft und seine Finger malten kleine Kringel auf dessen kräftigen Rücken. Ohm umarmte Fluke ebenso fest, lies ihm dann aber ein kleinwenig mehr Raum und streichelte zärtlich über Flukes Haare. Seine Hand wanderte in Flukes Nacken und begann ihn dort vorsichtig zu kraulen. Fluke schnurrt wie ein Kätzchen, Gänsehaut schoss über seinen Körper und seine Wirbelsäule hinunter. Er seufzte zufrieden. Dann löste er sich ein Stückchen von Ohm und schenkte ihm sein schönstes Lächeln. " Danke, dass du solche Dinge immer für mich tust." Flüsterte er mit liebevoller Stimme. " Ich habe dich garnicht verdient." Ohms Herz machte einen Sprung. Er war sich sicher Fluke müsste sehen können, wie sein Herz versuchte, wie wild aus seiner Brust zu springen. Er schnappte kurz nach ein wenig Luft, dann konnte er ihm erst antworten. " Du hast eigentlich noch so viel mehr verdient, und es tut mir leid, dass ich nur ein einfacher Mensch bin, der dir das nicht geben kann." Flüsterte Ohm mit leiser Stimme direkt in Flukes Ohr. Fluke gefrohr genau dort wo er saß. Ohms sanfter Atem und diese warmen Worte an seinem Ohr, waren fast zuviel für ihn.
Was Ohm nicht wissen konnte, was keiner außer Fluke alleine wusste und was dieser fest in sein Herz verschlossen hatte, war die Tatsache, dass er eben genauso fühlte, wie es Ohm tat. Ja sie redeten über alles, sie waren wie eine Person, aber DAS auszusprechen, dazu waren sie nicht in der Lage.
Fluke liebte Ohm, mit all seiner Kraft und seinem ganzen Herzen. Er würde sich für Ohm vor einen Zug werfen, er müsste es nur von ihm verlangen. Dieser Mensch war sein Ein und Alles. Er liebte ihn mehr, als er jemals irgendjemanden geliebt hatte und genau das machte ihm so fürchterliche Angst. Er konnte den Gedanken nicht loslassen, was passieren würde, sollte er es ihm gestehen und seine Gefühle wären nicht die Gleichen. Niemals hatte Ohm einen Versuch unternommen ihm auf diese besondere Art und Weise näher zu kommen. Er behandelte Fluke immer mit Respekt. Klar neckten sie sich manchmal mit zweideutigen Kleinigkeiten, oder schenkten einander süße Worte, die man vielleicht nicht unbedingt zu jemandem sagt, mit dem man NUR befreundet ist, aber es war nie etwas allzu eindeutiges gefallen. Fluke war sich zwar sicher, das Ohm ihn ebenfalls sehr liebte aber eben rein freundschaftlich und voller platonischer Liebe. Wie ein inniges Verhältnis zu einem kleinen Bruder, den er unterstützte, drückte, tätschelte und nicht mehr missen wollte. Fluke hatte sich damit abgefunden, dass er seine Liebe für Ohm, tief in seinem Herzen begraben musste und nehmen musste, was er bekommt. Auch wenn das keine romantische Beziehung war, dann doch wenigstens eine unvergleichlich schöne Nähe, die ihm so gut tat und ihn wieder aufladen konnte, wenn er sich völlig ausgelaugt und verzweifelt fühlte. Für ihn war klar, dass ihr Fanservice, die schönen Stunden in denen sie miteinander kuschelten und die Küsse, die sie vor der Kamera teilten, alles waren, auf das er jemals hoffen durfte. Er wollte sich nicht vorstellen, wie es für ihn wäre, sollte Ohm jemals in einer festen Beziehung mit jemand anderem sein. Seine Welt wäre aus den Fugen. Allein der Gedanke daran ließ Tränen in seine Augen schießen. Wie konnte Ohm nur wagen so schöne Worte an ihn zu richten, die sein Herz so sehr zum toben brachten, wo er doch wusste, dass er niemals etwas anderes sein würde als sein Nong, was die Bezeichnung für eine gut bekannte Person ist, die jünger ist als man selbst, manchmal verwendet als die Bezeichnung für eine Art kleinen Bruder(Obwohl Fluke eigentlich ein Jahr älter war als Ohm, hatten sie sich, seit ihren Rollen in UWMA, angewöhnt die Ansprache aus der Serie beizubehalten, in der Ohms Rolle Dean älter war als Flukes Rolle Pharm). Oder er nannte ihn seinen "Noo" was ein Kosename war und soviel wie kleine Maus bedeutete.
Fluke senkte seinen Kopf, er fühlte wie seine Augen wässrig wurden. Er wollte es nicht, aber er konnte es auch nicht verhindern, als ein leises Schluchtsen seinen Lippen entfuhr. Ohm reagierte sofort darauf. Fluke saß ja immernoch auf seinem Schoß mit den Beinen hinter dem Stuhl baumelnd. Ohm entfernte seinen Oberkörper ein Stück von Fluke, legte sanft seinen Zeigefinger unter dessen Kinn und schob es ein Stückchen nach oben, um in Flukes Gesicht schauen zu können. " Nong Fluke, was ist los? Habe ich etwas falsches gesagt?" Ohm fragte mit Sorge in seiner Stimme, seine Augenbrauen zusammengeschoben.
"JA, wie kannst du so etwas nur zu mir sagen, mein Herz springen lassen und ich weiß doch, dass du es nur platonisch meinst, und ich niemals der sein werde, den du den Rest seines Lebens auf Händen trägst." Hätte Fluke so gerne gesagt, aber er war nicht in der Lage dazu. Stattdessen sagte er "Nein nein, du hast nichts falsches gesagt. Es war viel in letzter Zeit, mein eigener Körper betrügt mich, er will gerade wohl einfach weinen. Lass mich noch etwas bei dir sein, noch ein paar Minuten, dann ist alles wieder gut." Dann senkte er den Kopf wieder und murmelte "Wir werden irgendwann lernen müssen ohne das hier klarzukommen. Wir werden vielleicht schneller wieder getrennte Wege gehen, als wir denken."
Ohm war geschockt. Was meinte er mit " getrennte Wege"? War ihm zuviel was Ohm gesagt hatte, hatte er ihn unter Druck gesetzt mit seinem überschwenglichen Gerede? Sein Gefühl sagte ihm, dass hinter dem, was Fluke gesagt hatte, viel mehr steckte. Aber er wollte Fluke zu nichts zwingen. Auch wenn es ihm einen schweren Stich ins Herz versetzte zu hören, dass Fluke darüber nachdachte, was wäre, wenn sie nicht mehr miteinander arbeiten würden. Er schluckte seinen Schmerz hinunter, schloss erneute seine Arme um Fluke und legte dessen Kopf an seine Brust, während er ihm sanft über den Rücken strich. " Du weißt, dass du mir ALLES sagen kannst, oder? Aber ich werde warten, solange es nötig ist. Falls da doch etwas ist, was dir auf der Seele liegt, weißt du, wo du mich findest. Ich habe jedenfalls nicht vor getrennte Wege von dir zugehen " Fluke nickte und kuschelte sich zurück in die schützende Umarmung, die ihm wenigstens für diesen kurzen Moment vorgaukeln konnt, er habe alles, was er sich wünscht.
Die nächsten beiden Tage war für so etwas keine Zeit mehr. Sie hatten kaum eine Minute alleine zusammen und der Druck vor dem großen Ereignis war immens. Fluke bemerkte, dass Ohm ihn oft besorgt anschaute, dennoch reduzierte er seine Berührungen auf ein Minimum. Es schien fast so, als würde die kleinste Berührung wie ein Stromschlag auf Ohm wirken. Er zog oftmals schnell seine Finger zurück, wenn er Fluke nur streifte. Bei der Generalprobe fiel es Fluke besonders auf. Ohm schauspielerte, er wagte es tatsächlich vor Fluke zu schauspielern! Wie konnte er das tun? Er beschränkte alle Aktionen mit Fluke auf das, was im Skript stand. Wenn Sie sich im Arm halten sollten, schaute Ohm ihn kaum an. Verliebte Blicke aus dem Skript wirkten wie Blicke, die Ohm schon Schauspielerinnen zugeworfen hatte, mit denen er romantische Szenen in anderen Filmen und Serien zu drehen hatte. Von außen wäre es sicherlich keinem aufgefallen, aber Fluke kannte den Unterschied. Er war sich sicher, dass Ohm versuchte ihn zu meiden, so gut es eben geht, wenn man eine Show abliefern soll auf der Bühne. Das was Ohm da tat, war für Fluke schlimmer als jede Bestrafung. Er hatte nicht nur das Gefühl unter starkem Erfolgsdruck zu stehen, nein, jetzt brach für ihn auch noch das einzige weg, was ihn überhaupt noch aufrecht stehen ließ. Fluke beschloss der Sache auf den Grund zu gehen, so ging das einfach nicht weiter. Er wusste, die Show würde Ohm einwandfrei abliefern, das zu schmeißen, dazu war er zu professionell, aber danach war es endlich Zeit reinen Tisch zu machen. Fluke war klar, dass er sich auf diese Art seiner größten Angst stellen musste, nämlich der, Ohm vielleicht als Freund zu verlieren, aber er ertrug es einfach nicht zu sehen, wie er gemieden wurde und nicht zu wissen warum. Er wollte den Druck auf seinem Herzen loswerden, das ganze ging jetzt schon lange genug. Irgendwann war Schluss. Er beruhigte sich damit, sich immerwieder zu sagen "Er wird dir sagen, dass er dich nicht auf diese Art und Weise liebt, aber du hast diese besondere Verbindung mit ihm, das kann er nicht leugnen...Er wird dich nicht verlassen, nur weil du ihm sagst, dass du ihn mehr liebst, als er bisher dachte. Er wird damit klarkommen...sei einfach ehrlich....Er wird weiter ein großer Bruder für dich sein....und du wirst ihm sagen, dass du ihm in den Hintern trittst, wenn er weiter meint dich zu meiden wäre eine gute Idee." Sein Herz verlangte nach reinem Tisch, und was ist schöner als gesagt zu bekommen, das man geliebt wird? Auch wenn man diese Liebe nicht genauso erwidern kann, man kann sich geschmeichelt fühlen und glücklich sein geliebt zu werden. Das hörte sich in Flukes Kopf nach der perfekten Lösung an. Vielleicht musste er auch die direkte Zurückweisung aus Ohms Mund hören, um endlich damit klar zu kommen. Keine " was wenn dochs" mehr. Vielleicht auch keine quälenden Träume mehr in denen sie ein Paar waren, in denen sie die lustvollsten Dinge miteinander taten, in denen Ohm jede Nacht Flukes sexuelle Wünsche bedingungslos und liebeshungrig erfüllte.
Was Fluke nicht wissen konnte war, dass Ohm einfach zuviel nachgedacht hatte, über das, was Fluke gesagt hatte. " Klarkommen, ohne das hier...getrennte Wege gehen..." Es ließ Ohm keine Ruhe. Brauchte sein Noo mehr Abstand, hatte er ihn mit seinem Satz verunsichert? Trieb er ihn weiter von sich weg indem er versuchte ihm unterschwellig mitzuteilen, wie wunderbar er ihn fand? Ohm wurde bei dem Gedanken fast wahnsinnig. "Ich glaube der Zeitpunkt ist gekommen. Ich muss mit ihm reden. Ich wollte es vermeiden, aber er weinte, er will sich abwenden, weil ich ihn unter Druck setze. Ich muss ehrlich mit ihm sein, ihm die ganze Wahrheit sagen und ihm versichern, dass sich dadurch nichts zwischen uns ändern wird. Ich werde ihm klar machen, dass es mir völlig reicht, wie es jetzt ist und ich niemals von ihm verlange mich zurück zu lieben, ich wünsche mir nur so lange wie möglich an seiner Seite sein zu dürfen. Er wird es verstehen. Er liebt mich wie einen großen Bruder, ich schaffe es nicht ihn weiter zu meide , ich muss erfahren, was genau ihn bewegt und verhindern, dass er mich verlässt. Nach dem Event rede ich mit ihm." Sagte Ohm zu sich selbst, mit der größten Menge an Selbstbewusstsein, die er aufbringen konnte. Er wusste, dass jetzt erstmal das Fanmeeting vorbei sein musste, danach hatten sie Zeit.

Nur für dich bestimmt 🔞Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt