Kapitel 18

792 84 33
                                    

Clay's PoV

,,Willkommen in Valley'' las ich das Schild, als ich dort endlich vorbei fuhr.
Ob ich wirklich so willkommen war?
Ich hoffte es zumindest.

Als ich die Straßen entlang fuhr, kamen Erinnerungen hoch.
Ich war hier geboren und aufgewachsen.
Da ich nicht wusste, wo ich für's erste hingehen könnte, beschloss ich, bei meinem Vater vorbeizuschauen.

Da ich damit rechnete, ihn Zuhause sowieso nicht anzutreffen, fuhr ich direkt zum alten Buchladen, den er übernommen hatte, als meine Mutter starb.
Ich hatte vollsten Respekt dafür, dass er seinen Job damals aufgegeben hatte, um den Laden meiner Mutter zu übernehmen, um ihn nicht zu verlieren, da er wusste, wie viel dieser ihr bedeutet hatte.

Als ich davor parkte, sah ich ein paar Leute auf der Straße, die mir bekannt vor kamen.
In Valley kannte jeder jede, weshalb sie auch mich anstarrten.
Ich stand vor dem Laden und mir fiel direkt auf, dass er moderner aussah.
Als ich hinein lief und mich umschaute, war ich erstaunt darüber, was er aus dem Laden gemacht hatte.

,,Clay?'' ertönte die Stimme meines Vaters an der Theke überrascht.
,,Hey Dad'' entgegnete ich ihm.
Er kam auf mich zu und zog mich in eine kurze Umarmung.
,,Was machst du denn hier?'' fragte er mich.
,,Ich w -'' ich wurde unterbrochen, da ich eine mir nur zu bekannte Stimme wahr nahm, die aus dem Keller hinauf kam.

,,Die könnten aber eine gründliche Reinigung gebrauchen, bevor wir die wieder ausstellen'' kam es von George, der mit einem packen Bücher aus dem Keller gerade hinauf kam.
Als er mich sah, fielen ihm fast die Bücher aus der Hand, woraufhin ich auf ihn zu lief und ihm helfen wollte.
,,Geht schon, danke'' versuchte er so nett wie möglich zu sagen und stellte die Bücher auf der Theke ab.

Wir starrten uns eine gefühlte Ewigkeit an.
Mein Herz sprang in meiner Brust wie wild auf und ab, doch zog sich gleichzeitig auch zusammen.
George sah so anders aus.
Anders, als ich ihn das letzte mal gesehen hatte - glücklicher.

Er brach den Augenkontakt ab und schaute zu meinem Vater.
,,Brauchst du mich noch?'' fragte er ihn.
,,Nein. Danke, George'' entgegnete dieser ihm, woraufhin George an mir vorbei und aus den Laden lief.
Ich schaute ihm hinterher.
Er versuchte es nicht zu zeigen, doch er war noch immer verletzt, nach all der Zeit und wollte es mich auch spüren lassen.

Mein Blick senkte sich.
,,Komm, ich schließe den Laden, wir fahren nach hause, trinken einen heißen Kaffee und quatschen ein bisschen'' kam es von meinem Vater, der seine Hand auf meine Schulter legte.
,,Hört sich gut an'' entgegnete ich ihm mit einem kleinem Lächeln.

Als wir in seinem Haus, auf der Veranda saßen und quatschten, schaute ich auf das weite grüne hinaus.
,,Du bist also jetzt berühmt, wie ich gehört habe?'' fragte er mich.
,,Ich schätze schon, ja'' antwortete ich ihm.
,,Das freut mich'' sagte er.

Ich versuchte mich wirklich so gut es ging auf das Gespräch mit meinem Vater zu konzentrieren, doch mir ging George nicht aus dem Kopf - die Art, wie er mich angesehen hatte, ging mir nicht mehr aus dem Kopf.
Ich wollte unbedingt mit ihm sprechen, doch wusste zugleich auch nicht wie.

,,George arbeitet bei dir jetzt im Laden?'' fragte ich ihn.
,,Ja, er ist mir eine wirklich sehr große Hilfe'' entgegnete er.
Ja, dass klang nach George.
Immer stets bereit zu helfen oder zu unterstützen.

,,Er scheint glücklich hier zu sein'' murmelte ich.
,,Das glaube ich auch, aber du fehlst ihm'' sagte er daraufhin.
Ich schaute ihn verwundert an.
,,Hat er das gesagt?'' fragte ich überrascht.
,,Nein, aber man sieht es ihm an'' fing er an.
,,Jedes mal, wenn deine Musik, deine Stimme oder Neuigkeiten im Radio über dich kamen, war er, wie in einer Starre. Manchmal habe ich ihn dabei beobachtet, wie er einfach nur da saß und deinen Liedern im Radio zugehört hat'' fuhr er fort.
Gab es also doch eine Chance, dass er mir verzeihen würde?

,,Morgen findet das große Valley Fest statt, wirst du auch dort sein?'' fragte er mich nun.
,,Bin ich denn erwünscht?''
,,Aber natürlich, du gehörst genauso zu der Gemeinde, wie alle anderen, die hier geboren oder aufgewachsen sind, mein Sohn'' versicherte er mir.

Mit dem Valley Fest verband man viele seiner Kindheits oder Jugenderinnerungen.
Meine waren mit George verbunden.
Alles, in meinem Leben, war eigentlich mit ihm verbunden, denn er war mein Leben.
Wie konnte ich ihm das am besten zeigen?
Wie konnte ich ihm zeigen, dass es mir leid tat, ich ihn immer noch nach, wie vor liebte und nicht aufgeben wollte?

One More NightWo Geschichten leben. Entdecke jetzt